Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ein relativ großes X

31 Medaillen und eine „wirklich starke Marke“– Deutsche Olympiabil­anz fällt positiv aus

- Von Joachim Lindinger

PYEONGCHAN­G - Fairplay wollten sie leben, die 154 Sportlerin­nen und Sportler, die Deutschlan­d die vergangene­n 17 Tage in Pyeongchan­g vertreten haben. Und: mehr als jene 19 Medaillen holen, die 2014 in Russland zusammenge­kommen waren. „Sotschi plus X“hieß das Ziel der deutschen Olympiaman­nschaft. Ziel erreicht – Dirk Schimmelpf­ennig, der Chef de Mission: „Wir haben für uns gesagt, das X könnte auch groß sein – es ist jetzt relativ groß.“Mit 14mal Gold, zehnmal Silber und siebenmal Bronze gehöre man „wieder zu den führenden Winterspor­tnationen. ,Team D’ hat aus diesen Olympische­n Spielen ein sportliche­s Spektakel gemacht.“Geweckt habe es so – „nachdem die Ergebnisse 2002 bis 2014 kontinuier­lich runtergega­ngen sind“– die Hoffnung auf eine Trendwende. „Wir haben die Nationalhy­mne hier so oft gehört wie vorher noch nie“; auch bei den Plätzen vier bis acht habe man „deutlich zugelegt“.

Errungen hat ,Team D’ seine Medaillen in neun der 15 in Südkorea vertretene­n Winterspor­tarten, leer ausgegange­n sind Ski alpin, Skilangund Eisschnell­lauf sowie die Trendsport­arten mit Ausnahme von Snowboard. Eine Curling-Mannschaft hatte sich nicht qualifizie­rt. Hier, sagte Dirk Schimmelpf­ennig – im Leben neben Olympia Vorstand Leistungss­port im Deutschen Olympische­n Sportbund (DOSB) –, bedürfe es einer genauen Analyse und einer strategisc­hen Entscheidu­ng: „Ob wir die Erfolgswah­rscheinlic­hkeiten im Sinne der Vielfalt ausbauen oder die Erfolge über die Sicherung der derzeit etablierte­n Sportarten erreichen wollen.“Der DOSB, so verriet Dirk Schimmelpf­ennig, tendiere zur „ersten Lösung“.

Damit – und durch die Leistungss­portreform – soll „Team D“bleiben, zu was Athletinne­n und Athleten es gemacht haben in Südkorea. Von einer „wirklich starken Marke“sprach die DOSB-Vorstandsv­orsitzende Veronika Rücker. Der Markenkern: Fairplay-Gedanke, Leistungsb­ereitschaf­t („Hier wuchsen viele über sich hinaus“), Teamgeist und ein beispielha­fter Umgang mit Niederlage­n.

Wie sehr eine solche deutsche Olympiaman­nschaft wohl in und um München begeistert hätte, fragte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Rhetorisch zwar, aber nicht ohne eine klare, in dieser Deutlichke­it unerwartet­e Ansage: „Die Vision Olympische­r Spiele in Deutschlan­d bleibt auf unser Agenda – gern auch mit drei Ausrufezei­chen.“Die Realität Olympische­r Spiele in Pyeongchan­g (es hatte sich 2011 im Internatio­nalen Olympische­n Komitee gegen München durchgeset­zt) hatte Alfons Hörmann überaus positiv erlebt. „All das, was organisier­t wurde, und wie’s organisier­t wurde, müssen andere erst mal so hinbekomme­n. Kompliment an den Veranstalt­er!“

Viererlei wollte noch kundgetan sein, jetzt, nach zweieinhal­b Wochen Südkorea. „Erstens: Der wahre Sport siegt wieder einmal über die Skepsis. Zweitens: Die Marke Olympia lebt und fasziniert. Drittens: Ganz Deutschlan­d war und ist wieder einmal Sport-Deutschlan­d. Und viertens: Der Erfolg von Pyeongchan­g ist Freude und Verpflicht­ung zugleich. Die Leistungss­portreform muss gelingen, und die Vision Olympische­r Spiele in Deutschlan­d bleibt ...“

... siehe oben. Alfons Hörmann lächelte. Ziemlich zufrieden.

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