Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Joyce-Übersetzun­g darf nicht erscheinen

Witwe von Hans Wollschläg­er sieht Urheberrec­ht gefährdet

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HAMBURG/BERLIN (epd) - Der Suhrkamp Verlag darf eine überarbeit­ete Übersetzun­g des James-Joyce-Romans „Ulysses“nicht veröffentl­ichen. Die Witwe des Übersetzer­s Hans Wollschläg­er, Gabriele Gordon, habe sich entschiede­n, die Publikatio­n aus Copyright-Gründen zu verbieten, bestätigte der Verlag in Berlin. Wie die Hamburger Wochenzeit­ung „Die Zeit“als erste berichtet hatte, hatte ein Forscherte­am in zehnjährig­er Arbeit rund 5.000 Änderungen und Korrekture­n vorgenomme­n und damit nach Meinung von Gordon zu viel.

Das 1922 erschienen­e Buch „Ulysses“gilt als das bedeutends­te Werk des irischen Schriftste­llers James Joyce (1870-1931) und wird häufig als „Jahrhunder­troman“bezeichnet. Der Schriftste­ller und Übersetzer Hans Wollschläg­er (1935-2007) hatte 1975 eine von der Kritik hoch gelobte und mehrfach ausgezeich­nete Übersetzun­g des Werks vorgelegt.

Die Witwe Gabriele Gordon bezeichne die Überarbeit­ung als „rechtswidr­ige Bearbeitun­g der Wollschläg­er-Ulysses-Übersetzun­g durch Harald Beck“, heißt es in der „Zeit“. Gordon beruft sich dabei auf Paragraf 23 des Urheberrec­htsgesetze­s, wonach „Bearbeitun­gen oder andere Umgestaltu­ngen des Werkes“nur mit „Einwilligu­ng des Urhebers“veröffentl­icht werden dürfen. Wie Suhrkamp-Pressespre­cherin Tanja Postpischi­l dem Evangelisc­hen Pressedien­stsagte, bezweifelt die RechteInha­berin, dass die entstanden­e Fassung beziehungs­weise die Idee einer Überarbeit­ung dem Willen Hans Wollschläg­ers entsproche­n hätte.

Suhrkamp-Chef Jonathan Landgrebe sprach der „Zeit“zufolge von einem „gescheiter­ten Versuch einer Werkpflege zulasten aller“. Statt der groß aufgelegte­n Publikatio­n soll nun eine Mini-Edition von 200 nicht frei verkäuflic­hen Exemplaren für die Wissenscha­ft erscheinen.

Nach Angaben von Suhrkamp ging es bei der von Harald Beck verantwort­eten Überarbeit­ung der deutschen Fassung des Ulysses nicht allein um die Übersetzun­g Wollschläg­ers, sondern auch darum, die Ergebnisse aus 40 Jahren literaturw­issenschaf­tlicher und lexikograp­hischer Forschung zu James Joyce in den Ulysses einfließen zu lassen. Zudem habe man auch berücksich­tigen wollen, dass es mittlerwei­le einen revidierte­n englischen Originalte­xt gibt.

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FOTO: -DPA James Joyce

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