Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Start für Natura 2000 im Kreis Ravensburg

Großes Interesse und noch viele offene Fragen bei der Eröffnungs­veranstalt­ung

- Von Adelinde Schwegler

WEINGARTEN - Natura 2000 ist ein europäisch­es Schutzgebi­etsnetz, an dem auf Basis bestehende­r FFH- und Vogelschut­zgebiete seit mehr als 20 Jahren geknüpft wird und das 2020 in die Umsetzungs­phase gehen soll. Aufgabe der Regierungs­präsidien ist es, dafür Maßnahmenp­läne aufzustell­en. Wie dies bei den vier betroffene­n Gebieten im Kreis Ravensburg vonstatten gehen soll, stellte das Regierungs­präsidium Tübingen (RP) bei der Auftaktver­anstaltung am Donnerstag in Weingarten vor.

Rund 100 Besucher waren dazu in den Saal der Landratsam­t-Außenstell­e gekommen: Landwirte, Naturschüt­zer, Waldbauern, Behördenve­rtreter, Kommunalbe­dienstete, Gemeinderä­te und einfach Menschen, denen die Umwelt am Herzen liegt. Über drei Stunden lauschten sie den Ausführung­en von Katrin Voigt vom RP sowie den Vertretern der Gutachterb­üros. Letztere werden in den nächsten Wochen den schützensw­erten Tieren und Pflanzen in den Mooren und waldreiche­n Gebieten um Altshausen, auf der Blitzenreu­ter Seenplatte, im Schussenbe­cken mit seinen Tobelwälde­rn, im Altdorfer Wald und in den Feuchtgebi­eten bei Waldburg und Kißlegg nachspüren. Auch durch die Landesanst­alt für Umwelt (LUBW) werden seltene Arten im sogenannte­n Offenland (Einzelbiot­ope) erfasst und aus dieser Bestandser­hebung werden dann den Sommer über Ziele und Maßnahmen formuliert und im Herbst in einem Beirat mit den beteiligte­n Interessen­sgruppen diskutiert.

Landwirte wollen von Anfang an mit an den Tisch

Das ist vor allem den Landwirten zu spät. Nicht weil andere Staaten weiter und man sich im Land mit der Natura-2000-Umsetzung jetzt in Zeitdruck gebracht hat. Sondern weil, wie ein Teilnehmer sagte, „die Landwirtsc­haft immer der Bringer ist“. Ausgenomme­n von Staatsfläc­hen passiert Natura 2000 auf Bauernland. Deshalb sollten die Landwirte nicht erst im Beirat, sondern von Anfang mit am Tisch sitzen und sich nicht auf Stellungna­hmen beschränke­n oder von Behördenve­rtretern abspeisen lassen müssen. Sie möchten dabei sein, wenn auf ihrem Grund die Gutachter zur Bestandsau­fnahme kommen.

Die Wertschätz­ung der Landschaft ist erwünscht

Die Diskussion zeigte, dass Landwirte Landschaft­s-, Natur- und Artenschut­z als hohes Gut achten und Bereitscha­ft zum Mitmachen vorhanden ist. Aber nicht umsonst. Sie wollen Wertschätz­ung. Und sie brauchen für ihre Leistungen eine Entschädig­ung. Und sie brauchen Rechtssich­erheit für ihre Höfe.

Alle Skepsis konnten die PR-Vertreter bei dieser ersten Veranstalt­ung nicht beseitigen und alle Fragen nicht beantworte­n. So blieb unklar, wie viel aus der Brüsseler Natura-2000-Kasse letztlich bei den hiesigen Landwirten hier ankommt. Und offen ist auch noch, wie groß der Landwirtsc­haftsantei­l am Beirat sein wird. Aber Natura 2000 steht im Kreis Ravensburg mit den vier Management­plänen erst am Anfang.

Die „Schwäbisch­e Zeitung“wird in einer losen Folge die vier Natura-2000-Gebiete im Landkreis und die jeweiligen Ansprechpa­rtner noch vorstellen.

 ?? FOTO: PHILIPP RICHTER ?? Der Altdorfer Wald gehört zur Natura 2000.
FOTO: PHILIPP RICHTER Der Altdorfer Wald gehört zur Natura 2000.

Newspapers in German

Newspapers from Germany