Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Legionellen: Duschen müssen saniert werden
Grenzwert in Duschen der Altshausener Sporthalle überschritten – Kosten werden auf rund 92 000 Euro geschätzt
ALTSHAUSEN - In den Duschen der Altshausener Sporthalle ist eine Legionellenbelastung festgestellt worden, die mittelfristig eine Sanierung erfordert. Ein Duschverbot wird nicht als erforderlich angesehen. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates hat der Hygienetechniker Günter Bogenrieder, Inhaber des Unternehmens Viruzid Hygieneservice aus Weingarten, den Sanierungsbedarf für die Sport- und Turnhalle zusammen auf 92 000 Euro beziffert.
Aufgrund der Trinkwasserverordnung sei die Gemeinde verpflichtet, jährlich eine Legionellenprüfung durchzuführen, erläuterte Bürgermeister Patrick Bauser. „Bei den letzten Proben, die wir genommen haben, sind erhöhte Werte festgestellt worden“, sagte er. Grenzwerte seien teilweise überschritten worden, sodass eine Gefährdungsanalyse habe erstellt werden müssen. „Wenn wir Duschen zur Verfügung stellen, müssen die auch keimfrei sein“, sagte Bauser. ANZEIGE
Die Firma Viruzid hat die Gefährdungsanalyse erstellt. Die Legionellenbelastung wird in koloniebildenden Einheiten (KBE) gemessen. Beträgt der Wert bis 100 KBE pro 100 Milliliter, liegt keine Kontamination vor und es sind keine Maßnahmen erforderlich. Eine sogenannte mittlere Kontamination, die eine mittelfristige Sanierung erforderlich macht, liegt ab einem Wert von 101 KBE vor. Bei einem Wert von mehr als 1000 KBE sprechen Fachleute von einer hohen Kontamination, es muss kurzfristig saniert werden. Bei einem Wert von größer als 10 000 KBE gibt es eine extreme Kontamination, hier muss eine direkte Gefahrenabwehr erfolgen und unverzüglich saniert werden. Bei diesem Wert würde laut Bogenrieder und Bauser auch ein Duschverbot ausgesprochen.
Die Werte im Altshausener Fall sprechen für eine mittlere Kontamination, wie Bogenrieder aufzeigte. Der konkrete, auffällige Wert beläuft sich dabei laut Patrick Bauser auf ungefähr um die 144 KBE, wie er im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“nach der Sitzung sagte. Die Werte können bei mehreren Untersuchungen schwanken, wie Bogenrieder in der Sitzung erläuterte. „Die Legionellenkontrolle ist eine rein zeitliche Aufnahme. Sie kann nicht reproduziert werden.“Dies bedeute: Ziehe man beispielsweise eine Probe, die 500 oder 600 KBE ergebe, könne eine andere Probe am nächsten Tag 800 oder 400 KBE haben.
Die Gefährdungsanalyse deckte Mängel in der Technik der Sport- und Turnhalle auf. Beispielsweise bei der Trinkwasseraufbereitung: Hier sei der Filter eines Rückspülfilters stark verschmutzt. Die Anlage für die Warmwasserbereitung stamme von 1994 und sei noch nie gereinigt und entkalkt worden, es sei auch keine Revisionsöffnung vorhanden. Den finanziellen Sanierungsbedarf bezifferte Bogenrieder auf 47 000 Euro bei der Sporthalle und auf 45 000 Euro bei der Turnhalle, insgesamt 92 000 Euro.
Legionellose hat hohe Sterberate
„Mir ist völlig klar, dass wir sauberes Wasser anbieten müssen“, meinte Frank Binder (CDU). „Die Frage ist: Müssen wir alles heute in einem Rutsch machen?“Günter Bogenrieder wies in seiner Antwort darauf hin, wie gefährlich es sei, wenn jemand an Legionellose erkranke. „Die Sterberate bei Legionellose liegt bei 15 Prozent“, sagte er, wobei es da wahrscheinlich noch eine Dunkelziffer gebe. Nur teil- und schrittweise zu sanieren, dem erteilte Bogenrieder eine klare Absage. Er entwarf ein Szenario: Die Gemeinde wisse, dass die technischen Anlagen saniert werden müssten und saniere diese nur teilweise, dann erkranke ein Kind oder ein Sportler an Legionellen, dem Hausarzt unterlaufe noch ein kleiner Behandlungsfehler, und der Patient sterbe am Ende – dann werde der Staatsanwalt kommen und nachfragen. Es könnte in so einem Fall also als grob fahrlässig gewertet werden, wenn man jetzt den nötigen Sanierungsumfang nicht angehe, resümierte er. Hugo Hess (Freie Wähler) pflichtete dem Experten bei: Wenn Legionellen aufträten, gebe es Handlungsbedarf.
Die Technik in den Hallen muss mittelfristig saniert werden. „Das heißt, wir müssen jetzt nicht in sechs oder zwölf Wochen fertig sein mit der Sanierungsgeschichte“, erklärte Bogenrieder. Der Gemeinderat fasste einstimmig den Grundsatzbeschluss, die Sanierung im nötigen Umfang anzugehen.