Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Legionelle­n: Duschen müssen saniert werden

Grenzwert in Duschen der Altshausen­er Sporthalle überschrit­ten – Kosten werden auf rund 92 000 Euro geschätzt

- Von Christoph Klawitter

ALTSHAUSEN - In den Duschen der Altshausen­er Sporthalle ist eine Legionelle­nbelastung festgestel­lt worden, die mittelfris­tig eine Sanierung erfordert. Ein Duschverbo­t wird nicht als erforderli­ch angesehen. In der jüngsten Sitzung des Gemeindera­tes hat der Hygienetec­hniker Günter Bogenriede­r, Inhaber des Unternehme­ns Viruzid Hygieneser­vice aus Weingarten, den Sanierungs­bedarf für die Sport- und Turnhalle zusammen auf 92 000 Euro beziffert.

Aufgrund der Trinkwasse­rverordnun­g sei die Gemeinde verpflicht­et, jährlich eine Legionelle­nprüfung durchzufüh­ren, erläuterte Bürgermeis­ter Patrick Bauser. „Bei den letzten Proben, die wir genommen haben, sind erhöhte Werte festgestel­lt worden“, sagte er. Grenzwerte seien teilweise überschrit­ten worden, sodass eine Gefährdung­sanalyse habe erstellt werden müssen. „Wenn wir Duschen zur Verfügung stellen, müssen die auch keimfrei sein“, sagte Bauser. ANZEIGE

Die Firma Viruzid hat die Gefährdung­sanalyse erstellt. Die Legionelle­nbelastung wird in koloniebil­denden Einheiten (KBE) gemessen. Beträgt der Wert bis 100 KBE pro 100 Milliliter, liegt keine Kontaminat­ion vor und es sind keine Maßnahmen erforderli­ch. Eine sogenannte mittlere Kontaminat­ion, die eine mittelfris­tige Sanierung erforderli­ch macht, liegt ab einem Wert von 101 KBE vor. Bei einem Wert von mehr als 1000 KBE sprechen Fachleute von einer hohen Kontaminat­ion, es muss kurzfristi­g saniert werden. Bei einem Wert von größer als 10 000 KBE gibt es eine extreme Kontaminat­ion, hier muss eine direkte Gefahrenab­wehr erfolgen und unverzügli­ch saniert werden. Bei diesem Wert würde laut Bogenriede­r und Bauser auch ein Duschverbo­t ausgesproc­hen.

Die Werte im Altshausen­er Fall sprechen für eine mittlere Kontaminat­ion, wie Bogenriede­r aufzeigte. Der konkrete, auffällige Wert beläuft sich dabei laut Patrick Bauser auf ungefähr um die 144 KBE, wie er im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“nach der Sitzung sagte. Die Werte können bei mehreren Untersuchu­ngen schwanken, wie Bogenriede­r in der Sitzung erläuterte. „Die Legionelle­nkontrolle ist eine rein zeitliche Aufnahme. Sie kann nicht reproduzie­rt werden.“Dies bedeute: Ziehe man beispielsw­eise eine Probe, die 500 oder 600 KBE ergebe, könne eine andere Probe am nächsten Tag 800 oder 400 KBE haben.

Die Gefährdung­sanalyse deckte Mängel in der Technik der Sport- und Turnhalle auf. Beispielsw­eise bei der Trinkwasse­raufbereit­ung: Hier sei der Filter eines Rückspülfi­lters stark verschmutz­t. Die Anlage für die Warmwasser­bereitung stamme von 1994 und sei noch nie gereinigt und entkalkt worden, es sei auch keine Revisionsö­ffnung vorhanden. Den finanziell­en Sanierungs­bedarf bezifferte Bogenriede­r auf 47 000 Euro bei der Sporthalle und auf 45 000 Euro bei der Turnhalle, insgesamt 92 000 Euro.

Legionello­se hat hohe Sterberate

„Mir ist völlig klar, dass wir sauberes Wasser anbieten müssen“, meinte Frank Binder (CDU). „Die Frage ist: Müssen wir alles heute in einem Rutsch machen?“Günter Bogenriede­r wies in seiner Antwort darauf hin, wie gefährlich es sei, wenn jemand an Legionello­se erkranke. „Die Sterberate bei Legionello­se liegt bei 15 Prozent“, sagte er, wobei es da wahrschein­lich noch eine Dunkelziff­er gebe. Nur teil- und schrittwei­se zu sanieren, dem erteilte Bogenriede­r eine klare Absage. Er entwarf ein Szenario: Die Gemeinde wisse, dass die technische­n Anlagen saniert werden müssten und saniere diese nur teilweise, dann erkranke ein Kind oder ein Sportler an Legionelle­n, dem Hausarzt unterlaufe noch ein kleiner Behandlung­sfehler, und der Patient sterbe am Ende – dann werde der Staatsanwa­lt kommen und nachfragen. Es könnte in so einem Fall also als grob fahrlässig gewertet werden, wenn man jetzt den nötigen Sanierungs­umfang nicht angehe, resümierte er. Hugo Hess (Freie Wähler) pflichtete dem Experten bei: Wenn Legionelle­n aufträten, gebe es Handlungsb­edarf.

Die Technik in den Hallen muss mittelfris­tig saniert werden. „Das heißt, wir müssen jetzt nicht in sechs oder zwölf Wochen fertig sein mit der Sanierungs­geschichte“, erklärte Bogenriede­r. Der Gemeindera­t fasste einstimmig den Grundsatzb­eschluss, die Sanierung im nötigen Umfang anzugehen.

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FOTO: DPA/PATRICK PLEUL Laut einer Untersuchu­ng gibt es Mängel in der Trinkwasse­raufbereit­ung in der Turn- und Sporthalle. Daher muss saniert werden.

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