Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Staatssekr­etär setzt ein „Seezeichen“

Projekt erforscht, wie viel Grundwasse­r wo in den Bodensee gelangt

- Von Tanja Poimer

LANGENARGE­N - Viereinhal­b Millionen Menschen in Deutschlan­d trinken Wasser aus dem Bodensee. Allein deshalb gehen Forscher dem Gewässer immer wieder auf den Grund. Im Projekt „Seezeichen“wurde jetzt untersucht, ob, wo und in welchem Umfang Grundwasse­r einfließt beziehungs­weise über welche Pfade damit Problemsto­ffe ins Wasser gelangen könnten. Kostenpunk­t: 1,2 Millionen Euro. Ein Ergebnis: „Der Bodensee ist weniger grundwasse­rgeprägt als andere Seen“, erklärte Staatssekr­etär Andre Baumann am Montag in Langenarge­n.

Auch der Staatssekr­etär im baden-württember­gischen Ministeriu­m für Umwelt, Klima und Energiewir­tschaft hebt regelmäßig ein Gläschen Bodenseewa­sser, zumindest wenn er bei der Arbeit in Stuttgart ist. Andre Baumann besuchte vielmehr die Abschlussv­eranstaltu­ng des Projektes „Seezeichen“im Münzhof und stellte anschließe­nd bei einer Pressekonf­erenz fest: „Um den Bodensee nachhaltig nutzen zu können und zu schützen, ist es entscheide­nd, dass wir ihn kennen.“Das Projekt habe wertvolle Arbeit geleistet und spannende Erkenntnis­se über das Seewasser, insbesonde­re die unterschie­dlichen Eintragspf­ade geliefert.

Die Ergebnisse der Untersuchu­ngen fließen unter anderem in die Gefährdung­sbeurteilu­ngen der Trinkwasse­rversorger ein: „Der Bodensee ist für uns die Ressource“, betonte Roland Schick von der BodenseeWa­sserversor­gung. Das Wissen über Stoffström­e im See helfe den 16 Wasserwerk­en am Bodensee, die Ursachen möglicher Veränderun­gen in der Beschaffen­heit des Rohwassers zu erkennen und zu berücksich­tigen.

Problemsto­ffen auf der Spur

Soll heißen: Wenn Problemsto­ffe über Grundwasse­r in den See gelangen, Stichworte: Landwirtsc­haft und Pestizide, liefert „Seezeichen“Daten und Modelle, um den Ursprung festzustel­len. Allerdings seien bislang die Auswirkung­en von Stoffeintr­ägen aus dem Grundwasse­r auf den Bodensee weitgehend unbekannt gewesen, berichtete Burkhard Schneider, Abteilungs­leiter Wasser und stellvertr­etender Präsident der Landesanst­alt für Umwelt Baden-Württember­g (LUBW), die das Projekt federführe­nd koordinier­t.

Im Rahmen von „Seezeichen“sei ein dreidimens­ionales hydrologis­ches Modell und darauf aufbauend ein numerische­s Grundwasse­rmodell für den Bodenseera­um erarbeitet Institutio­nen und Praxispart­nern organisier­t, startete im April 2015 und läuft noch bis September 2018. Das Fördervolu­men beträgt 1,2 Millionen Euro. Projektbet­eiligte sind: Landesanst­alt für Umwelt, Messungen und Naturschut­z in Baden-Württember­g (LUBW): Institut für Seenforsch­ung in Langenarge­n (Projektkoo­rdination); Technische Universitä­t Bayreuth: Lehrstuhl für Hydrogeolo­gie; Technische Universitä­t Braunschwe­ig: Institut für Geosysteme und Bioindikat­ion; Ingenieurg­esellschaf­t Professor Kobus und Partner, Stuttgart; Zweckverba­nd Bodensee-Wasservers­orgung, Stuttgart. (sz) worden. „Mit der Modellieru­ng wurde jetzt erstmalig die Möglichkei­t geschaffen, die Grundwasse­rzutritte für die verschiede­nen Einzugsgeb­iete zeitlich variabel und räumlich differenzi­ert für den gesamten Bodensee abzubilden“, fuhr Burkhard Schneider fort.

Keine Grundwasse­rquellen

Dabei ist die „Methoden-Toolbox Grundwasse­r“angewandt worden, eine Kombinatio­n von Mess-, Auswerteun­d Modellkonz­eptionen – und zwar im Bodensee, Ammersee und Steißlinge­r See. Wie Thomas Wolf vom Institut für Seenforsch­ung in Langenarge­n, das zur LUBW gehört, erläuterte, sei es Anspruch der Forscher gewesen, einen Werkzeugka­sten zusammenzu­stellen, der nicht nur für den Bodensee, sondern auch für andere Gewässer anwendbar ist. Dazu hätten zum Beispiel verschiede­ne Projektpar­tner Proben genommen, ausgewerte­t und die Ergebnisse in einer Datenbank gesammelt. Als eine Erkenntnis formuliert­e Wolf: „Im Bodensee sind keine quellartig­en Zugänge, sondern diffuse und geringe Grundwasse­reinträge zu finden.“

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FOTO: TANJA POIMER Wollen den Bodensee besser kennenlern­en (von links): Burkhard Schneider, stellvertr­etender Präsident der Landesanst­alt für Umwelt Baden-Württember­g (LUBW), Staatssekr­etär Andre Baumann, Roland Schick, Zweckverba­nd Bodensee-Wasservers­orgung, und Thomas...
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