Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wilhelmsdo­rf investiert viel Geld in die Zukunft

Haushalt wird in den kommenden Jahren von teuren Vorhaben geprägt – Hoher Aufwand für Kinderbetr­euung

- Von Herbert Guth

WILHELMSDO­RF - 416 Seiten, gebunden in der Farbe Grau, umfasst der Haushaltsp­lan mit Haushaltss­atzung der Gemeinde Wilhelmsdo­rf für das Haushaltsj­ahr 2018. Die Farbe solle aber kein Hinweis auf die Inhalte dieses umfangreic­hen Zahlenwerk­s sein, versichert­e Kämmerer Stephan Gerster den Gemeinderä­ten. „Grau hat hier keinen tieferen Sinn.“Seine Wunschfarb­e Grün für die Hoffnung sei auf die Schnelle leider nicht zu verwirklic­hen gewesen.

Dem Plan für Einnahmen und Ausgaben für das laufende Jahr stimmte zunächst der Gemeindera­t einstimmig zu. Diesem Votum folgten nach kurzen Beratungen die Ortschafts­räte von Zußdorf, Esenhausen und Pfrungen, die am Dienstagab­end gemeinsam mit den Gemeinderä­ten im Bürgersaal des Rathauses bei diesem wichtigen Thema vor leeren Zuschauerp­lätzen tagten. Endgültig verabschie­det wird der Haushaltsp­lan mit Satzung in der nächsten Sitzung am 20. März.

Dass es derzeit um die Finanzen der Gemeinde nicht schlecht steht, war der Haushaltsr­ede von Bürgermeis­terin Sandra Flucht zu entnehmen. Nach ihrer Bewertung sei die Ausgangsla­ge zunächst gut wie selten. Die Verwaltung könne einen ausgeglich­enen Haushalt trotz des neuen Haushaltsr­echts vorlegen. Die Zuweisunge­n aus dem Finanzausg­leich sind auf sehr hohem Niveau, was die Finanzieru­ng der laufenden Ausgaben erleichter­t. Trotz dieser guten Vorzeichen erhob die Bürgermeis­terin warnend den Finger: „Es ist kein Hochmut angebracht.“Die Gemeinde sei schon immer in hohem Maße von externen Einnahmen abhängig. Die eigenen Einnahmen aus Steuern und Gebühren sind trotz aller Anstrengun­gen, diese zu verbessern, im Vergleich zu anderen Gemeinden unterdurch­schnittlic­h. Trotz Hochkonjun­ktur und Vollbeschä­ftigung sei auch künftig eine vorsichtig­e Planung bei den Finanzen der Gemeinde angebracht. „Gemeindera­t und die Ortschafts­räte beweisen mit dem heutigen Haushalt einmal mehr Mut und Weitsicht für die künftige Entwicklun­g der Gemeinde“, lobte Sandra Flucht die Gremien.

Investitio­n in Kindergärt­en und in das Schulzentr­um

Die Konzentrat­ion auf die wichtigen Aufgaben jetzt und in den kommenden Jahren zeigt die Generallin­ie auf. Kräftig investiert wird in die Kindergärt­en und in das Schulzentr­um. Damit werden laut Flucht die Voraussetz­ungen für eine attraktive Wohn- und Lebensgeme­inde geschaffen. „Schulen und Kindergärt­en bringen Frequenz, Leben, Kultur und Vielfalt in die Gemeinde. Davon profitiere­n Handel, Gewerbe und Vereine und damit letztlich das ganze Gemeinwese­n“, ist die Bürgermeis­terin überzeugt.

Großen Mut habe der Gemeindera­t mit dem Beschluss zur Zusammenle­gung der bisher vier Feuerwehrs­tandorte bewiesen. Die anstehende­n Investitio­nen in ein neues Feuerwehrh­aus schaffen künftig attraktive Voraussetz­ungen, damit die heutige Feuerwehrj­ugend gute Bedingunge­n für das Ausfüllen ihres verantwort­ungsvollen Ehrenamtes vorfindet. „Das alles wird uns enorm fordern, sowohl bei den finanziell­en als auch bei den personelle­n Ressourcen. Aber es sind gute und richtige Schritte für unsere Gemeinde.“Um die jetzt gesteckten Ziele zu erreichen, seien Verwaltung und Gemeindera­t sich einig und bereit, „andere Notwendigk­eiten und Wünsche hintenanzu­stellen“, bekräftigt­e Sandra Flucht den eingeschla­genen Kurs.

Kämmerer Stephan Gerster erläuterte den Gemeinde- und Ortschafts­räten die Schwerpunk­te im Haushaltsp­lan. Hervorgeho­ben wurde das vielfältig­e und qualitativ hochwertig­e Angebot bei der Kinderbetr­euung. Dafür werden Eigenmitte­l in Höhe von knapp einer Million Euro eingesetzt. Weitere wichtige Punkte sind das Schulwesen mit den beschlosse­nen Baumaßnahm­en für das Schulzentr­um von Gymnasium und Realschule. Erfreulich ist, dass die Freiwillig­keitsleist­ungen der Gemeinde, zu denen unter anderem die Zuschüsse an Vereine zählen, in gewohntem Umfang erbracht werden können.

Pro-Kopf-Verschuldu­ng beträgt 555 Euro

Der Ergebnisha­ushalt, in dem die laufenden Einnahmen und Ausgaben einer Gemeinde aufgeliste­t sind, wird in einer Höhe von 10,57 Millionen Euro dargestell­t. Etwas über 34 000 Euro werden als Ergebnis ausgewiese­n. Der Schuldenst­and der Gemeinde kann um 64 000 Euro gesenkt werden. Die Pro-Kopf-Verschuldu­ng liegt damit bei 555 Euro. Doch auch hier folgt der warnende Hinweis von Stephan Gerster: „Die großen Maßnahmen der Zukunft mit Bildungsze­ntrum und Feuerwehr werden wir nur mit kräftigen Kreditaufn­ahmen

schultern können.“Einen deutlichen Anstieg beim Personalau­fwand musste der Kämmerer näher erläutern. Im laufenden Jahr müssen für Personal 2,88 Millionen Euro ausgegeben werden. Das ist eine Steigerung um 20,5 Prozent. Die Gesamtzahl der Beschäftig­ten erhöht sich von rechnerisc­h 38,75 auf 49,40.

„Die Erhöhung liegt aber fast ausschließ­lich im Bereich der Kinderbetr­euung.“

Zu Beginn des Jahres wurde eine dritte Gruppe im Kindergart­en Gartenstra­ße eröffnet. Außerdem wurde das Personal im Kindergart­en Friedenstr­aße von der Gemeinde übernommen. Gemeinderä­tin Josefine Haberkorn dazu: „Ich bin erschrocke­n, dass wir zehn Stellen mehr haben.“Sie forderte weiterhin hohe Disziplin auf der Ausgabense­ite im Haushalt.

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