Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bürger klagen über Bettler
Polizei vermutet vielfach organisierte Kriminalität im Hintergrund
RAVENSBURG (bua) - Mehr Bettler als sonst sind in diesen Tagen in der Ravensburger Altstadt unterwegs. Diesen Eindruck zumindest haben viele SZ-Leser. Die Polizei geht in vielen Fällen von organisiertem Betteln aus.
„In Ravensburg ist die Bettelmafia mal wieder präsent. Eine alte Frau sitzt in der Kälte vorm Gänsbühl, andere Männer in der Adlerstraße. Gutgläubige Bürger werfen was in die Kasse und wissen nicht, dass nur die Hintermänner profitieren“, schrieb in den vergangenen Tagen ein Ravensburger auf Facebook – und schickte gleich Fotos von bettelnden Menschen in der Innenstadt mit. Weitere Leser teilten diesen Eindruck: Derzeit wird man in Ravensburg öfter angebettelt als sonst.
Die Stadtverwaltung bestätigt diesen Trend nicht. Sie spricht lediglich von „den üblichen Witterungsund sonstigen Schwankungen“. Andererseits sei „das Betteln seit Jahren ein Thema in Ravensburg, genauso wie in fast allen größeren Städten in Baden-Württemberg“. Beispiel Stuttgart: Die Landeshauptstadt geht bereits seit 2016 gegen Bettler vor, da sie in vielen Fällen organisierte Kriminalität befürchtet. Daher wird das erbettelte Geld bei Kontrollen auch beschlagnahmt. Die Konsequenz: Bettlergruppen sind aus dem Stuttgarter Zentrum weitestgehend verschwunden; sie tauchen stattdessen nun in Außenbezirken oder in den angrenzenden Kleinstädten auf.
Dem Ravensburger Ordnungsamt liegen derzeit keine vermehrten Beschwerden von Bürgern und auch keine Anzeigen gegen bettelnde Menschen vor. Was viele nicht wissen: Passives Betteln, etwa durch Handaufhalten oder durch das Aufstellen eines Pappbechers, ist nicht verboten. Im Gegensatz zu aufdringlichem oder aggressivem Betteln, also lästigem Anfassen, Einreden oder In-den-Weg-Stellen – das ist strafbar.
Wie die Stadtverwaltung abschließend mitteilt, kommen nach polizeilichen Erkenntnissen die meisten in Ravensburg auftauchenden Bettler aus Rumänien: „Man geht in vielen Fällen von organisierter Bettelei aus.“