Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ravensburger Tafel will niemanden diskriminieren
In dem Lebensmittelladen für Bedürftige gibt es keine Verteilungskämpfe – Senioren sind größte Gruppe
RAVENSBURG - Die Entscheidung der Tafel in Essen (Nordrhein-Westfalen), wegen des hohen Andrangs nur noch Deutsche mit Lebensmitteln zu versorgen, sorgt derzeit landauf, landab für Aufsehen. Eine Diskussion über das deutsche Sozialsystem ist entbrannt. Doch während die Tafeln in anderen Städten von Ärger, Streitereien und Gedränge bei der Essensausgabe berichten, geht es in Ravensburg friedlich zu. Klagen wegen Überlastung gibt es hier nicht. Der hiesige Tafelchef lehnt es konsequent ab, bestimmte Gruppen – zum Beispiel Ausländer – auszuschließen.
„Wir kategorisieren und diskriminieren nicht“, betont Paul Bundschuh, „bei uns ist die Bedürftigkeit der einzige Maßstab.“Seit 15 Jahren leitet Bundschuh die Ravensburger Tafel in der Herrenstraße ehrenamtlich. Seinen Aussagen zufolge habe es nie Probleme bei der Essensausgabe gegeben. Auch der Andrang der Kunden halte sich in Grenzen. „Es kommen nicht mehr als früher“, so Bundschuh.
60 Bedürftige pro Tag
Wie er sagt, sind es täglich rund 60 Bedürftige, die das Angebot der Tafel nutzen. Jährlich wird über 24 000 Menschen geholfen. Die größte Gruppe machen mit über 60 Prozent die Senioren aus. Die Zahl der Flüchtlinge, die nach dem Jahr 2015 noch bei 40 Prozent lag, beläuft sich laut Paul Bundschuh mittlerweile auf 20 Prozent. Aber auch alleinerziehende Mütter und Hartz-IV-Empfänger stehen vor der Ravensburger Tafel Schlange.
Das Prinzip funktioniert so: Ehrenamtliche Helfer holen täglich aussortierte, aber immer noch genießbare