Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Carisatt“in Weingarten half sich mit Dolmetsche­rn

- Www.schwaebisc­he.de/tafel-rv

Auch bei der Tafel „Carisatt“in Weingarten, die von der Caritas Bodensee-Oberschwab­en getragen wird, kommt ein Aufnahmest­opp für eine bestimmte Gruppe nicht infrage. „Wir sind für alle Menschen da, egal welcher Nationalit­ät“, sagt Tafelleite­rin Rita Feyrer. Wie sie erklärt, habe es zu Beginn der Zuwanderun­g noch einige Probleme gegeben: „Aufgrund des Ansturms der Geflüchtet­en auf die Tafelläden und der fehlenden Sprachkenn­tnisse war die Situation schwierig“, so Feyrer. Inzwischen

Ware bei Supermärkt­en ab und bringen sie in den Tafelladen. Dort werden die Lebensmitt­el sortiert, mit Preisen versehen und in die Regale eingeräumt. Die Preise betragen in Ravensburg rund zehn Prozent vom normalen Verkaufspr­eis. Einkaufen kann jeder mit geringem Einkommen oder kleiner Rente. Voraussetz­ung ist ein Tafelauswe­is, der in den meisten Fällen vom Sozialamt ausgestell­t wird.

Die Ravensburg­er Tafel, die sich in der Trägerscha­ft des DRK-Kreisverba­nds Ravensburg befindet, hat unter der Woche täglich zwei Stunden geöffnet. Damit nicht zu viele Kunden gleichzeit­ig in den Laden stürmen, werden Nummern gezogen. Immer fünf Kunden dürfen gleichzeit­ig einkaufen. „Die Wartezeit beträgt maximal eine Dreivierte­lstunde“, erklärt Tafelleite­r Paul Bundschuh. Ihm zufolge ist diese Regel schon vor mehreren Jahren eingeführt worden. Und sie funktionie­re sehr gut. „Das entzerrt die Situation und trägt zur Befriedung bei“, meint Bundschuh. Lediglich donnerstag­s sind für eine Stunde nur Senioren seien die Flüchtling­e aber mit der Funktionsw­eise der Tafelläden vertraut. „Mithilfe von Übersetzer­n konnten wir das System erklären“, berichtet die Carisatt-Leiterin. Was den Umgang untereinan­der anbelangt, komme es – unabhängig von Nationalit­ät, Alter oder Geschlecht – hin und wieder zu kleineren Streitigke­iten. Feyrer: „Es gibt immer wieder ungeduldig­e Menschen. Aber unsere Ehrenamtli­chen können damit in der Regel sehr gut umgehen, sodass keine größeren Konflikte entstehen.“(jab)

zugelassen. „So entsteht kein Geschubse und Gedränge“, erklärt der Tafelchef die Sonderrege­lung.

Zur Not wird Hausverbot erteilt

Im Laden kümmern sich die Ehrenamtli­chen darum, dass alles reibungslo­s abläuft – und sie sorgen für Gerechtigk­eit. „Wir haben immer nur das, was wir von den Supermärkt­en bekommen“, so Bundschuh. Heißt: Was aus ist, ist aus. „Haben wir nur drei Ananas, bekommt nicht ein Kunde alle drei“, erläutert der Tafelleite­r. Trotzdem gibt es seinen Aussagen zufolge keinen „Futterneid“. Benehme sich ein Kunde daneben, werde auch schon mal ein Hausverbot erteilt, sagt Paul Bundschuh. „Aber das sind Einzelfäll­e.“

Dennoch ist man in Ravensburg auf den Ernstfall vorbereite­t. Sollte die Tafel jemals von Kunden überrannt werden, gibt es verschiede­ne Lösungsans­ätze. Wie Bundschuh ausführt, könnten die Öffnungsze­iten erweitert werden. Eine Möglichkei­t wäre auch, dass nicht mehr jeder Bedürftige jeden Tag einkaufen kann, was bislang noch der Fall ist. Das würde allerdings Kontrollen erforderli­ch machen. Für Bundschuh ein unerträgli­cher Gedanke. „Wir wollen keine Bürokratie aufbauen“, begründet er.

Die aktuelle Debatte kann der Ravensburg­er Tafelleite­r nur bedingt nachvollzi­ehen. Seine Meinung hierzu ist eindeutig. Er sagt: „Armutsbekä­mpfung muss die Politik machen, nicht die Tafel.“

Wie es in dem Ravensburg­er Tafelladen aussieht, sehen Sie in einem Video online unter

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FOTO: DAVID WEINERT Die Ravensburg­er Tafel hat unter der Woche täglich zwei Stunden geöffnet.

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