Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Wann, wenn nicht jetzt?“
Weingartener Rudolf Bindig hat gemischte Gefühle bei der SPD-Personalwahl für die neue Bundesregierung
WEINGARTEN (olli) - Der langjährige Bundestagsabgeordnete Rudolf Bindig (SPD) bedauert, dass der amtierende Außenminister Sigmar Gabriel nicht für die neue Bundesregierung berücksichtigt wird.
„Ich bedauere das, aber da muss es einen internen Grund geben, der nicht nach außen dringt“, sagte Bindig auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. „Ich bin der Meinung, dass er das Amt des Außenministers sehr gut wahrgenommen hat.“Daher schrieb Bindig am vergangenen Montag, also einen Tag nach dem Entscheid der SPD-Mitglieder für eine Große Koalition, an den Parteivorsitzenden Martin Schulz und forderte ihn auf, weiterhin auf Gabriel zu setzen. Zwar habe Gabriel einige Kanten, sei aber eine Person mit großer Reputation und hohem Ansehen.
Bereits einige Wochen zuvor hatte Bindig Schulz in einer E-Mail aufgefordert, auf das Amt des Außenministers zu verzichten, und gleichzeitig Gabriel seine Unterstützung zugesagt (die SZ berichtete). Dieser hatte sich bei Bindig für die warmen Worte bedankt und ihm freundlich zurückgeschrieben. Auf eine weitere E-Mail möchte Bindig nun aber verzichten. Schließlich sieht er die ganzen Entwicklungen „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“. Der designierte neue Außenminister Heiko Maaß sei super geeignet und könne nun – wie alle anderen Kabinettsmitglieder – „zeigen, was sie können, um die SPD wieder mittelfristig aufzubauen“, so Bindig.
Und auch wenn er es bedauert, dass auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks aus der Regierung ausscheidet, sieht er nun den richtigen Zeitpunkt zur Erneuerung gekommen. „Wann, wenn nicht jetzt?“, fragt er. „Da drängt eine neue Riege nach vorne und es ist schon richtig, nun auch auf neue Leute zu setzen.“Wie es nun für seinen Parteigenossen Sigmar Gabriel, der das gleiche Gymnasium in Goslar wie Bindig besuchte, weitergeht, mag der Weingartener nicht beantworten. Bei Martin Schulz, der ebenfalls nicht Mitglied der neuen Bundesregierung sein wird, hat er aber gewisse Vorstellungen: „Ich nehme an, dass sich Herr Schulz wieder für europäische Themen engagieren wird.“