Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Allein unter Jungs

Norwegerin ist die einzige Eishockey-Frau

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PYEONGCHAN­G (SID) - Sie sei „einfach einer der Jungs“, sagt Lena Schröder lapidar. Dabei ist die 24 Jahre alte Norwegerin eine echte Exotin in der Männerdomä­ne Para-Eishockey. Sie ist unter 137 Spielern aus acht Nationen die einzige Frau, die beim paralympis­chen Turnier in Pyeongchan­g an den Start geht.

„Ich will hier als Spieler wahrgenomm­en werden und nicht als Frau“, betonte Schröder vor ihrem ersten Auftritt am heutigen Samstag im Gangneung Hockey-Center gegen Italien. Ihre Nominierun­g für das norwegisch­e Team bezeichnet sie als „einen persönlich­en Erfolg. Für mich ist ein Traum wahr geworden.“Wichtig ist ihr vor allem, „dass ich mir meinen Platz erkämpft und ihn nicht geschenkt bekommen habe“.

Hat sie nicht. Denn irgendwelc­he Sonderrech­te werden Schröder nicht eingeräumt. „Wir verschenke­n keine Freikarten. Wenn sie dabei ist, dann deshalb, weil sie zu den besten Spielern gehört“, hatte Trainer Espen Hedge schon vor der Nominierun­g beim Sender NRK in aller Deutlichke­it erklärt. Man werde sich wegen Schröder auch „nicht umstellen“. Das will diese auch gar nicht: „Ich sehe mich nicht als jemand anderen. Und ich denke, die Jungs tun das auch nicht.“

Schröder ist mit einem Wirbelspal­t (Spina bifida) geboren. Ihr Debüt in der norwegisch­en Nationalma­nnschaft gab sie 2014. Für die WM 2017 in Pyeongchan­g war Schröder nicht nominiert worden. Das Team belegte Platz vier und qualifizie­rte sich für die Paralympic­s – im Gegensatz zur deutschen Mannschaft.

Bei den Paralympic­s strebt sie nun möglichst viel Eiszeit an – damit sie zeigen kann, „dass man auch als Mädchen in diesem Männerspor­t mitspielen kann“. Schröder ist aber nicht die Pionierin in Sachen Gleichbere­chtigung beim Para-Eishockey: 1994 in Lillehamme­r gehörte Brit Mjaasund Öjen ebenfalls dem norwegisch­en Männerteam bei den Paralympic­s an.

Norwegen ist im Para-Eishockey hinter den USA immerhin die zweiterfol­greichste Nation. Das Team gewann Gold 1998, dazu Silber 1994, 2002 und 2006 sowie Bronze 2010. Nur in Sotschi vor vier Jahren war Norwegen als Vierter leer ausgegange­n. Das soll sich in Südkorea ändern – mit Lena Schröder.

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FOTO: AFP Lena Schröder

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