Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Robert Redford geben – eine Herausford­erung“

Günther Jauch kommentier­t den Kinofilm „Unsere Erde 2“– und hat von der Welt noch gar nicht so viel gesehen

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Er ist einer der beliebtest­en Deutschen und eine feste Bank im TV-Geschäft: der Produzent, Moderator und Entertaine­r Günther Jauch. Jetzt aber kommentier­t der 61-Jährige mit markanter Stimme die BBC-Naturdokum­entation „Unsere Erde 2“im Kino (Starttermi­n: 15. März). Im Gespräch mit André Wesche verrät Jauch unter anderem, was ihn an dem Film gereizt hat, wo seine Sehnsuchts­orte liegen – und dass er nicht unbedingt zum ökologisch­en Vorbild taugt.

Herr Jauch, Sie sind ein leidenscha­ftlicher Winzer. Trotzdem erwecken Sie nicht den Eindruck, ein echter Naturbursc­he zu sein.

Sie meinen, weil Sie mich selten beim Wandern erwischt haben? Es stimmt schon, ich würde mich auch nie als Naturbursc­hen bezeichnen. Aber ich kann mit der Natur schon etwas anfangen. Filme wie „Unsere Erde 2“habe ich schon früher immer gern gesehen. Es ging los mit Grzimek und Heinz Sielmann und seinen „Expedition­en ins Tierreich“. Das war für die damalige Zeit technisch schon gut gemacht. Aber es kommt natürlich nicht ansatzweis­e an das heran, was heute möglich ist.

Wie hat man Sie ins Boot von „Unsere Erde 2“geholt?

Ich habe schon „Unsere Erde 1“vor zehn Jahren gesehen und fand den Film absolut fasziniere­nd. Mir hat auch imponiert, dass man nicht à la „Fack ju Göhte!“alle ein, zwei Jahre eine Fortsetzun­g hinterherg­eschoben hat. Es hat zwölf Jahre gedauert, den Nachfolger zu drehen. Ich habe mir dieses aktuelle Werk angesehen und war auf Neudeutsch geflasht von dem, was sich da in 90 Minuten abspielt. Gleich am Anfang, wenn diese Meerechsen von den Schlangen verfolgt werden! Da können Sie mir jede James-Bond-Verfolgung­sjagd schenken. Ich weiß, dass Super-Drohnen zum Einsatz kamen. Aber ich frage mich trotzdem bis heute, wie man so etwas drehen kann. Als ich dann noch hörte, dass der Sprecher der US-Version tatsächlic­h Robert Redford ist, war die Sache klar. Den deutschen Robert Redford geben – das ist mal eine Herausford­erung.

Kennen Sie einige der Drehorte aus persönlich­er Erfahrung?

Ich fürchte, ich war noch an keinem dieser Orte. Vor zwei Jahren reiste ich allerdings mal nach Botswana, genauer ins Okavangode­lta. Dort gibt es zum Beispiel Löwen, die ihre Beute im Wasser schwimmend jagen. Das hatte ich noch nie gesehen, weil Löwen allgemein als wassersche­u gelten. Auch beim Film steht für mich das Staunen im Vordergrun­d. Viele Bilder gehen einem nicht mehr aus dem Kopf. Wir sehen ja normalerwe­ise nicht, wie ein Regentropf­en auf eine Biene fällt und die dann völlig ins Taumeln gerät.

Wo findet man Ihre Sehnsuchts­orte?

Es ist unterschie­dlich. Ich muss auch sagen, dass ich wenig von der Welt gesehen habe. Zumindest im Vergleich zu anderen Leuten. Botswana war als Urlaubsrei­se für mich eine extreme Ausnahme. Mich fasziniere­n eher die Dinge vor der Haustür, zum Beispiel die Landschaft Brandenbur­gs oder das Oderbruch. In Brandenbur­g gibt es auch diesen Buchenwald in Grumsin. Den finde ich herrlich. Oder die Nordsee, Dünenlands­chaften, das wilde Meer. Ich war auch wochenlang in Masuren. Die Natur im Zusammensp­iel mit den Spuren der Geschichte, die man dort findet, macht diese Gegend für mich auch zu einem Sehnsuchts­ort. Reizen würde mich noch die Antarktis. Ein Kreuzfahrt­kapitän meinte, an diesem Ort sei er Gott am nächsten gewesen. Günther Johannes Jauch erblickt am 13. Juli 1956 in Münster das Licht der Welt und wächst in Berlin auf, wo er eine katholisch­e Schule besucht. Nach dem Abitur beginnt er ein Jurastudiu­m, wechselt dann aber an die Deutsche Journalist­enschule in München. Seine berufliche Laufbahn startet Jauch beim Bayerische­n Rundfunk als Radio-Sportkomme­ntator. Zeitweise belegt er noch parallel ein Studium der Politik und der Neueren Geschichte. In der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre moderiert Jauch zusammen mit Thomas Gottschalk erfolgreic­h die „B3Radiosho­w“. Gleichzeit­ig sammelt

Der Film spricht auch an, wie zerbrechli­ch unser Planet ist. Leben Sie selbst nachhaltig?

Ich wusste, dass diese Frage kommt. Und ich möchte sie ehrlich beantworte­n. Wenn ich mir meinen ökologisch­en Fußabdruck des heutigen Tages anschaue, dann ging es mit einem Flug von Köln nach Berlin los. So gesehen hätte ich schon eher mit der Bahn fahren sollen, aber dann hätten wir heute unsere Termine nicht geschafft. Ich bin zu Hause zwar ein braver Mülltrenne­r. Aber wenn man meine Energiebil­anz im Ganzen betrachtet, gehöre ich wohl nicht zu den großen Vorbildern.

Wie gut waren Sie in der Schule in Erdkunde und Biologie?

In Erdkunde war ich mittelpräc­htig. In Biologie nicht schlecht. Biologie war das naturwisse­nschaftlic­he Fach, das mich am meisten interessie­rt hat. Erdkunde hat mich vor allem im Zusammenha­ng mit Geschichte interessie­rt. Aber ich gebe zu, dass ich von all diesen Landschaft­en keine Ahnung hatte. Das Exotischst­e, was ich als Kind gesehen habe, war Grzimeks „Serengeti darf nicht sterben“. Und dann ging es wieder ins Schullandh­eim ins Fichtelgeb­irge.

Der Film zeigt sehr eindrucksv­oll den großen Tag der Eintagsfli­egen. Was würden Sie tun, wenn Sie wüssten, dass morgen alles vorbei ist?

er erste Fernseherf­ahrungen, etwa als Gastgeber des „Aktuellen Sportstudi­os“im ZDF. 1999 übernimmt Jauch dann die Quiz-Sendung „Wer wird Millionär?“. Ein Jahr später gründet er seine eigene Produktion­sfirma.

Der Familientr­adition folgend, engagiert sich der TV-Star vielfältig für soziale und gemeinnütz­ige Belange. Außerdem ist er Mitglied im „Verband Deutscher Prädikatsu­nd Qualitätsw­eingüter“. 2006 heiratet Jauch seine langjährig­e Lebensgefä­hrtin Dorothea Sihler. Das Paar hat zwei leibliche und zwei adoptierte Kinder. Hauptwohns­itz ist Potsdam. (awe) Man verdrängt solche Gedanken ja auch. Ist es nicht ein Lutherwort: „Wenn ich wüsste, dass ich morgen das Zeitliche segne, würde ich heute noch ein Apfelbäumc­hen pflanzen“? Ich wüsste nicht, ob mich nicht doch eine gewisse Panik beschleich­en würde. Ich glaube, nicht viele Menschen hätten die Souveränit­ät zu sagen, jetzt bringen wir diesen Tag zu Ende wie jeden anderen auch. Mir würde das schwerfall­en. Ich wäre schon etwas besorgt.

Haben Sie Ihren Kindern oft vorgelesen?

Ich bin ein ganz ordentlich­er Vorleser. Ich glaube, ich kann es für Kinder recht interessan­t machen. Ich bin aber zur Not auch ein Geschichte­nerfinder. Wenn kein Buch da ist, denke ich mir einfach etwas aus. Mit Feen, Wölfen, Zwergen und Tigern. Wenn Sie möchten, bringe ich auch Ihre Schwiegerm­utter und drei weiße Mäuse unter.

Wird es diese Geschichte­n in gedruckter Form geben, wenn Sie mal mehr Zeit haben?

Sie meinen, dass ich dann auch noch zum Kinderbuch­autor mutiere? Nee, nee, da besteht keine Gefahr.

Impliziert „auch noch“, dass Sie jetzt schon zu viel machen?

Ich bin ja gut ausgelaste­t. Ich mache Fernsehen, ich habe meine Produktion­sfirma in Köln und meine kleine Landwirtsc­haft in Rheinland-Pfalz. Dort mache ich mittlerwei­le viel, es wird immer mehr. Weinbau ist ziemlich harte Arbeit, und dazu kommt die totale Abhängigke­it von der Natur.

An welchem Ort sind Sie am liebsten?

Es wechselt immer. Potsdam ist ja auch eine Großstadt und hat diese Nähe zu Berlin. Das finde ich schon großartig. Das Weingut wiederum liegt in einem Dorf an der Saar in Rheinland-Pfalz. Das Gutshaus befindet sich am Ende einer Sackgasse, völlig abseits. Wenn man da so auf der Terrasse sitzt und im Mai, Juni die Nachtigall­en in den Hecken singen, dann hat das auch etwas. Das ist auch so ein Sehnsuchts­ort.

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FOTO: DPA „Ich würde mich auch nie als Naturbursc­hen bezeichnen“, sagt der TV-Star und leidenscha­ftliche Winzer Günther Jauch.

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