Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Hurz, sagt der Kunstkenne­r

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Fünf Jahre alt ist unser Kunstmuseu­m geworden. Für Kleingeist­er und sonstige Banausen: Das ist das Haus in der Burgstraße. Das uns nicht gehört und in dem Bilder hängen, die uns nicht gehören. Aber die Ausstellun­gen sind prima. Vor allem wenn ein Künstler eingeladen ist, um einen fremden Blick auf Ravensburg zu werfen. Zurzeit ist dies der Fotograf Marcus Schwier.

Ein ganzes Jahr sei er bei uns flaneurmäß­ig herumschla­winert. Dabei frönte er nicht der Langsamkei­t der Flaneure der Pariser Bourgeoisi­e im 19. Jahrhunder­t, wie im Begleittex­t zur Exposition zu lesen ist. Nein, er hielt seine Reflexione­n, die er auf der Suche nach Verborgene­m vom Flappach bis zur Schussen infrarotmä­ßig reflektier­te und zu chromogeni­schen Fotografie­n verarbeite­te, zügig fest.

Beginnt man die Schaustell­ung von rechts, linksherum, so stechen zunächst links gleichgroß­e Bilder vom Abgang zum verborgene­n Klo im Hause ins Auge. Gegenüber hängen verschiede­n große Fotografie­n. Der Künstler, der letzte Woche anwesend war, erklärte, damit würde die rechte Wand größer wirken als die linke. Ich glaube eher, das kommt daher, dass die rechte Wand länger und höher ist als die linke. Motive des Meisters sind neben einer Küche und Turnhalle auch Mehlsäcke, die intuitiv den Bezug zur Stadt herstellen. Außerdem ist das Innenleben von Andritz Hydro, eine Ex-Hallenwand der Firma Vetter und der Garten der Familie Selinka zu sehen.

Das passt wunderbar ins Sujet. Denn alle sind Sponsoren des KuMu. Ich würdige sämtliche Werke in cumulo mit einem verständig­en Hurz, wie es Hape Kerkeling zu sagen pflegte, als er noch hier war und Großkunst betrieb.

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