Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Etwas zu viel arrangiert im Arrangement
Musikprojekt Votum gastierte in der Zehntscheuer
RAVENSBURG - Meisterwerke „in neuer Bearbeitung“versprach das Ensemble Votum, das der Cellist David Stromberg als Projekt gegründet hat. Mit Arrangements von Cellokonzerten und Orchesterwerken von Komponisten des späten 19. und des 20. Jahrhunderts in Trio- oder Quartettbesetzung war es in der Zehntscheuer zu Gast.
Das Trio aus Klarinette (Ákos Hoffmann), Akkordeon (Felix Kroll) und Kontrabass (Alf Brauer) macht den Anfang mit den „Sechs Rumänischen Tänzen“von Béla Bartók, 1917 für kleines Orchester geschrieben und hier von Ákos Hoffmann für Trio arrangiert. Dabei gibt die Klarinette den Grundton vor: sehr prägnant, kräftig, bisweilen fast grell spielt sich die Stimme in den Vordergrund. Durch die mal stampfenden, hüpfenden oder sich wiegenden Rhythmen und die verlässliche Untermalung durch den immer präzisen Bass und das geschmeidige Akkordeon kommt man jedoch hier gar nicht auf die Idee, ein Orchester zu vermissen.
Zu Schostakowitschs orchestraler Filmmusik „Owod“(Die Hornisse) von 1955, aus der das Präludium erklang, komplettierte sich das Trio zum Quartett mit dem Cellisten David Stromberg, dem Spiritus Rector dieses Projekts. Ein elegisches Stück, zumal nun die erste Stimme vom sonoren Cello geführt wurde. Dominierend war diese auch in Edward Elgars bekanntem kurzen Klavierduo „Salut d'amour“von 1888, wenn auch nicht völlig konform mit den anderen. Im Trio folgten Gershwins „Three Preludes“mit italienischen Tempibezeichnungen, 1926 ursprünglich für Klavier geschrieben. Den Schwung und Pep verdankten diese Arrangements von Ákos Hoffmann wieder der Klarinette. Das älteste Stück dieses Abends, Camille Saint-Saëns' „Allegro appassionato op. 43“, für Cello und Klavier stammt von 1872 – und hier vermisste man doch die Brillanz eines begleitenden Klaviers, die dem dumpfen Grundton des Stücks entgegen gewirkt hätte.
Im zweiten Teil Piazzolla und Elgar: Wiederum von Hoffmann arrangiert die drei Tangos aus „L'histoire du Tango“, 1986 als Skizzen der Tango-Entwicklung für Flöte und Gitarre geschrieben. Erst im dritten, „Nightclub 1960“klang es nach Piazzolla, wurde fetziger, sprach das in der Mitte postierte Akkordeon von Felix Kroll entschiedener mit. Insgesamt jedoch wirkte das Stück reichlich geziert und wenig authentisch. Zum Abschluss das Cellokonzert e-moll op. 85 von Edward Elgar von 1919 in vier Sätzen, von denen der vierte fünf verschiedene Tempi aufweist – ein großartiges, musikalisch abwechslungsreiches Stück.
Warum wurde man dennoch nicht warm mit diesem Arrangement? Vielleicht, weil sich ein Orchester neben dem Solocello von diesen drei Instrumenten eben doch nicht ,ersetzen’ lässt? Natürlich bringt nicht die Masse der Instrumente den Charakter einer Musik zum Erblühen, aber hier geriet das Ganze eher zu einer totalen und kleinteiligen Dekonstruktion von Elgars Werk – schade.