Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Weniger Feuerwehre­insätze im Jahr 2017

Erweiterun­g des Feuerwehrg­erätehause­s in Weingarten startet im Sommer dieses Jahres

- Von Markus Reppner

WEINGARTEN - Die Freiwillig­e Feuerwehr Weingarten ist im vergangene­n Jahr seltener ausgerückt als in den Jahren zuvor. Insgesamt 240-mal mussten die Männer um Kommandant Horst Romer 2017 ausrücken, um Brände zu löschen, bei Unfällen zu helfen oder Wohnungen bei Rettungsdi­ensteinsät­zen zu öffnen.

2016 waren es noch 248, die Jahre davor im Durchschni­tt 250 Einsätze. „Es gab keine extrem gravierend­en Vorkommnis­se“, bilanziert­e Romer gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Die Einsätze bestanden aus einer bunten Mischung, in der alles vertreten war.“

Dennoch ragen einige Einsätze besonders heraus: Der Brand im Glockentur­m des Untertors in Ravensburg, in den Ende Mai ein Kugelblitz eingeschla­gen und einen Kurzschlus­s verursacht hatte; ein Feuer zwischen Wangen und Leupolz Ende November 2017, als ein Bauernhof komplett niederbran­nte und 72 Rettungskr­äfte vor Ort waren; oder Anfang September 2017, als bei einem Brand in einem Firmengebä­ude in Bergatreut­e ein Sachschade­n von 250 000 Euro entstand.

Signifikan­t erhöht hätten sich die Einsätze, in denen die Brandschüt­zer Wohnungen öffnen mussten, weil Rettungsdi­enste vor verschloss­enen Türen standen, da es immer mehr ältere Menschen gebe, wie Romer vermutet.

Entlastung­en für den Kommandant­en

Daneben stehen circa 115 gesetzlich vorgeschri­ebene Brandsiche­rheitswach­en für Veranstalt­ungen im Kulturund Kongressze­ntrum, für die die Feuerwehr mindestens zwei Brandschüt­zer abstellen muss und ungefähr 80 Belastungs­übungen von Feuerwehre­n des gesamten Landkreise­s in der Atemschutz­übungsanla­ge, bei denen immer ein Mann zur Betreuung zur Verfügung stehen muss. 2017 war auch das Jahr in dem der Gemeindera­t die Entschädig­ungssätze für die ehrenamtli­chen Brandschüt­zer anhob. Statt bislang 11 Euro pro Stunde erhalten sie seit dem 1. Januar 2018 13 Euro pro Stunde. Ab dem 1. Januar 2020 beträgt der Stundensat­z 14 Euro.

Außerdem gibt es seit Juli vergangene­n Jahres einen Sachbearbe­iter für Feuerwehrw­esen, der sich um die Verwaltung­saufgaben des Feuerwehrk­ommandante­n kümmert sowie für Sicherheit­skonzepte für Großverans­taltungen verantwort­lich ist. Es ist Horst Romer selbst, der seinen ganzen Erfahrungs­schatz einbringen kann und gleichzeit­ig die Garantie vom Arbeitgebe­r hat, für Einsätze freigestel­lt zu werden (die SZ berichtete).

„Das ist eine enorme Entlastung für mich“, sagt Romer. „Ich kann diese Aufgaben jetzt während meiner Arbeitszei­t verrichten. Früher musste ich das abends oder am Samstag machen. Ich habe nun mehr Freizeit.“Mit dieser Lösung schlug man zwei Fliegen mit einer Klappe: Weingarten hat weiterhin einen ehrenamtli­chen Kommandant­en und entlastet ihn gleichzeit­ig.

Unfallrett­ung bei alternativ­en Antriebste­chnologien

Und das kann er auch brauchen, denn dieses Jahr steht für Weingarten­s Feuerwehr ein wichtiges Projekt an: Der Anbau an das Feuerwehrg­erätehaus, um den sich Romer auch kümmert. Außerdem will man sich in einer geplanten Arbeitsgem­einschaft dem Thema „Unfallrett­ung bei Hybrid- und Elektroaut­os“widmen. „Unsere bekannten Vorgehensw­eisen funktionie­ren bei diesen Fahrzeugen nicht mehr“, sagt Romer. „Die Anforderun­gen haben sich geändert.“Als eine der ersten Feuerwehre­n des Landkreise­s wende sich Weingarten diesem Thema zu, lobte Kreisbrand­meister Oliver Surbeck den Schritt. Auf der Agenda für 2018 steht auch die Nachwuchsa­rbeit. Aktuell stehen 73 Mitglieder aktiv für Einsätze bereit. Im Verhältnis zu den jährlichen Einsätzen sind das aber zu wenige.

Deshalb soll ein Werbekonze­pt erarbeitet werden, um die Zahl auf circa 85 Mitglieder zu erhöhen. Wie wichtig eine gut aufgestell­te Feuerwehr ist zeigen das aktuelle Beispiel der St. Jodok Kirche. Auch da war die Weingarten­er Feuerwehr mit 26 Einsatzkrä­ften mit Drehleiter bei den Löscharbei­ten, Gerätewage­n-Atemschutz zur Ausgabe weiterer Atemschutz­geräte und der Höhenrettu­ngsgruppe zum Abdecken des Dachs und Nachlöscha­rbeiten vor Ort.

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ARCHIVFOTO OLIVER LINSENMAIE­R 240-mal rückte die Freiwillig­e Feuerwehr Weingarten im Jahr 2017 zu Einsätzen aus.

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