Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kahlschlag bei der Raiffeisenbank Biberach
Genossenschaftsbank schließt ab April 14 Filialen und Automaten im Kreis Biberach
WARTHAUSEN - Die Schließungswelle bei der Raiffeisenbank Biberach ist größer als bislang angenommen: Die Bank macht zum 1. April 14 ihrer insgesamt 37 Filialen und Automaten dicht. In fünf weiteren Ortschaften bleibt lediglich ein Geldautomat bestehen. Mit einem AltersTeilzeitmodell sollen zudem umgerechnet zwölf Vollzeitstellen abgebaut werden, die nicht nachbesetzt werden. Diese Schritte hat RaibaVorstandssprecher Gerolf Scherer am Montag bekannt gegeben.
Als Gründe nannte Scherer die sinkenden Erträge der Bank, Verwaltungsvorschriften und die Konkurrenz des Onlinegeschäfts. Das Einsparpotenzial berechnet die Bank mit etwa einer Million Euro im kommenden Jahr. Die Auswirkungen betreffen den gesamten Kreis Biberach: Geschlossen werden die Filialen ● und Geldautomaten in Alberweiler, Altheim, Birkenhard, Fischbach, Füramoss, Hattenburg, Hürbel, Laubach, Mühlhausen, Oberessendorf (Tankstelle), Obersulmetingen, Schweinhausen, Sulmingen und Unteressendorf.
Dicht machen auch die Schalter ● in Aßmannshardt, Bellamont, Ingerkingen, Rottum und Schemmerberg. An diesen Standorten bleibt aber der Geldautomat erhalten.
An allen Filialen sollen die Öffnungszeiten ● um eine halbe Stunde verkürzt werden: Statt um 8.30 Uhr öffnen die Filialen ab April erst um 9 Uhr. Bei einzelnen Geschäftsstellen werden zudem die Öffnungstage deutlich reduziert.
In mehreren Gemeinden hatte es Gegenwind gegeben: So hatte der Ortschaftsrat Fischbach in einem offenen Brief gegen den Abbau des Geldautomaten im Ummendorfer Ortsteil protestiert, in Obersulmetingen hatte Ortsvorsteher Elmar Dehler eine Unterschriftensammlung gestartet (SZ berichtete) – genutzt hat der Widerstand am Ende nichts. Raiba-Vorstandssprecher Gerolf Scherer äußerte Verständnis für die Interessen der Ortschaftsräte, betonte aber auch: „Wir haben die Entscheidungen nicht willkürlich gemacht.“Die Schließungen seien dem Vorstand nicht leicht gefallen, aber „notwendige Maßnahmen, ohne Wenn und Aber“. Die Gründe für den Schritt seien vielseitig: Allen voran nannte Scherer die anhaltende Niedrigzinsphase. Die niedrigen Zinsen hätten dazu geführt, dass die Zinserträge der Raiffeisenbank deutlich geschrumpft sind. In den kommenden fünf Jahren rechnet die Bank mit einem Rückgang der Erträge um rund 3,4 Millionen Euro.
Zudem habe sich das Verhalten vieler Kunden geändert. Rund 40 Prozent der Raiba-Kunden erledigen ihr Bankgeschäft online. Filialen werden immer seltener besucht. Zuletzt habe es an manchen Automaten nur noch rund 3000 Abhebungen im Jahr gegeben. „Das ist viel zu wenig“, betonte Scherer. Hinzu kämen eine Vielzahl von neuen Auflagen und Finanzmarktrichtlinien, wie die neue „MiFID II“, die den Anlegern und Kunden einen besseren Schutz verspricht, für die Bank aber auch einen höheren Verwaltungsaufwand bedeute, wie Scherer erklärte.
Für Kunden, die auf die Bargeldversorgung angewiesen sind und das Haus nicht mehr selbstständig verlassen können, soll ein kostenloser Geldbringdienst eingerichtet werden. Einen Mindest-Abhebebetrag für den Service wollte die Bank auf Nachfrage nicht nennen. „Wir wollen das Angebot anfangs großzügig behandeln, vor allem dort, wo die Filialen geschlossen werden“, sagte Scherer. Zusätzlich zu den Filialschließungen sollen auch interne Arbeitsabläufe auf den Prüfstand kommen, wie Scherer ankündigt. Betriebsbedingte Kündigungen werde es indes keine geben. Scherer griff auch die Kritik auf, die zuletzt an dem fünfköpfigen Vorstand der Bank laut geworden war. Der Vorstand werde in den kommenden drei Jahren verkleinert, versprach er.
Diesen Schritt hatte der Vorstandssprecher bereits bei der Fusion der Banken Rottumtal und RissUmlach zur Raiba Biberach vor knapp einem Jahr angekündigt. Damals hatte er auch bekannt gegeben, das gesamte Filialnetz unter die Lupe zu nehmen. Die Schließungen seien allerdings keine Folge der Fusion: „Auch ohne Fusion hätten wir etwas unternehmen müssen“, betont Hermann Frick, Mitglied des neuen Vorstands der Raiba Biberach.