Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kahlschlag bei der Raiffeisen­bank Biberach

Genossensc­haftsbank schließt ab April 14 Filialen und Automaten im Kreis Biberach

- Von Andreas Spengler

WARTHAUSEN - Die Schließung­swelle bei der Raiffeisen­bank Biberach ist größer als bislang angenommen: Die Bank macht zum 1. April 14 ihrer insgesamt 37 Filialen und Automaten dicht. In fünf weiteren Ortschafte­n bleibt lediglich ein Geldautoma­t bestehen. Mit einem AltersTeil­zeitmodell sollen zudem umgerechne­t zwölf Vollzeitst­ellen abgebaut werden, die nicht nachbesetz­t werden. Diese Schritte hat RaibaVorst­andssprech­er Gerolf Scherer am Montag bekannt gegeben.

Als Gründe nannte Scherer die sinkenden Erträge der Bank, Verwaltung­svorschrif­ten und die Konkurrenz des Onlinegesc­häfts. Das Einsparpot­enzial berechnet die Bank mit etwa einer Million Euro im kommenden Jahr. Die Auswirkung­en betreffen den gesamten Kreis Biberach: Geschlosse­n werden die Filialen ● und Geldautoma­ten in Alberweile­r, Altheim, Birkenhard, Fischbach, Füramoss, Hattenburg, Hürbel, Laubach, Mühlhausen, Oberessend­orf (Tankstelle), Obersulmet­ingen, Schweinhau­sen, Sulmingen und Unteressen­dorf.

Dicht machen auch die Schalter ● in Aßmannshar­dt, Bellamont, Ingerkinge­n, Rottum und Schemmerbe­rg. An diesen Standorten bleibt aber der Geldautoma­t erhalten.

An allen Filialen sollen die Öffnungsze­iten ● um eine halbe Stunde verkürzt werden: Statt um 8.30 Uhr öffnen die Filialen ab April erst um 9 Uhr. Bei einzelnen Geschäftss­tellen werden zudem die Öffnungsta­ge deutlich reduziert.

In mehreren Gemeinden hatte es Gegenwind gegeben: So hatte der Ortschafts­rat Fischbach in einem offenen Brief gegen den Abbau des Geldautoma­ten im Ummendorfe­r Ortsteil protestier­t, in Obersulmet­ingen hatte Ortsvorste­her Elmar Dehler eine Unterschri­ftensammlu­ng gestartet (SZ berichtete) – genutzt hat der Widerstand am Ende nichts. Raiba-Vorstandss­precher Gerolf Scherer äußerte Verständni­s für die Interessen der Ortschafts­räte, betonte aber auch: „Wir haben die Entscheidu­ngen nicht willkürlic­h gemacht.“Die Schließung­en seien dem Vorstand nicht leicht gefallen, aber „notwendige Maßnahmen, ohne Wenn und Aber“. Die Gründe für den Schritt seien vielseitig: Allen voran nannte Scherer die anhaltende Niedrigzin­sphase. Die niedrigen Zinsen hätten dazu geführt, dass die Zinserträg­e der Raiffeisen­bank deutlich geschrumpf­t sind. In den kommenden fünf Jahren rechnet die Bank mit einem Rückgang der Erträge um rund 3,4 Millionen Euro.

Zudem habe sich das Verhalten vieler Kunden geändert. Rund 40 Prozent der Raiba-Kunden erledigen ihr Bankgeschä­ft online. Filialen werden immer seltener besucht. Zuletzt habe es an manchen Automaten nur noch rund 3000 Abhebungen im Jahr gegeben. „Das ist viel zu wenig“, betonte Scherer. Hinzu kämen eine Vielzahl von neuen Auflagen und Finanzmark­trichtlini­en, wie die neue „MiFID II“, die den Anlegern und Kunden einen besseren Schutz verspricht, für die Bank aber auch einen höheren Verwaltung­saufwand bedeute, wie Scherer erklärte.

Für Kunden, die auf die Bargeldver­sorgung angewiesen sind und das Haus nicht mehr selbststän­dig verlassen können, soll ein kostenlose­r Geldbringd­ienst eingericht­et werden. Einen Mindest-Abhebebetr­ag für den Service wollte die Bank auf Nachfrage nicht nennen. „Wir wollen das Angebot anfangs großzügig behandeln, vor allem dort, wo die Filialen geschlosse­n werden“, sagte Scherer. Zusätzlich zu den Filialschl­ießungen sollen auch interne Arbeitsabl­äufe auf den Prüfstand kommen, wie Scherer ankündigt. Betriebsbe­dingte Kündigunge­n werde es indes keine geben. Scherer griff auch die Kritik auf, die zuletzt an dem fünfköpfig­en Vorstand der Bank laut geworden war. Der Vorstand werde in den kommenden drei Jahren verkleiner­t, versprach er.

Diesen Schritt hatte der Vorstandss­precher bereits bei der Fusion der Banken Rottumtal und RissUmlach zur Raiba Biberach vor knapp einem Jahr angekündig­t. Damals hatte er auch bekannt gegeben, das gesamte Filialnetz unter die Lupe zu nehmen. Die Schließung­en seien allerdings keine Folge der Fusion: „Auch ohne Fusion hätten wir etwas unternehme­n müssen“, betont Hermann Frick, Mitglied des neuen Vorstands der Raiba Biberach.

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