Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Den TWS reicht der Platz nicht mehr

Als Interimslö­sung ist das frühere EnBW-Gebäude an der Georgstraß­e im Gespräch

- Von Annette Vincenz

Kommunaler Energiever­sorger will altes Haus abreißen und neu bauen.

RAVENSBURG - Der Unternehme­nssitz der Technische­n Werke Schussenta­l (TWS) am Ravensburg­er Bahnhof platzt aus allen Nähten. Deshalb will der kommunale Energiever­sorger auf dem gleichen Grundstück einen weiteren Bau errichten. Dafür soll das etwa 100 Jahre alte weiße Eckgebäude abgerissen werden.

Erst 2006 haben die TWS, an denen die Stadtwerke Ravensburg und Weingarten sowie die EnBW beteiligt sind, den Neubau am Bahnhof bezogen, und jetzt ist das Gebäude schon wieder zu klein. Wie kommt das? „Wir wollten damals gleich ein Stockwerk höher bauen, aber der Aufsichtsr­at war davon nicht überzeugt“, sagt TWS-Geschäftsf­ührer Andreas Thiel-Böhm auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Hintergrun­d für den heutigen Platzmange­l sei ein Wachstum an Geschäftss­parten und an Mitarbeite­rn. Die TWS hatten beim Einzug 2006 nur 95 Mitarbeite­r, das bestehende Gebäude war für 130 bis 140 Menschen ausgelegt, aber mittlerwei­le beschäftig­t das kommunale Unternehme­n schon fast 170.

Expansion durch neue Geschäftsf­elder

Das liegt an der Expansion und der Aufnahme neuer Geschäftsf­elder. Neben Gas und Wasser bieten die TWS mittlerwei­le zum Beispiel Strom an, auch bundesweit. Nach der selbst auferlegte­n Verpflicht­ung, ausschließ­lich Ökostrom zu vermarkten, haben die TWS eigene Anlagen zur Erzeugung regenerati­ver Energien aufgebaut und in den Bereich viel Geld investiert. In Zukunft werden wahrschein­lich noch weitere Mitarbeite­r eingestell­t, denn die TWS wollen ein eigenes kleines Rechenzent­rum aufbauen, um personenbe­zogene Daten selbst zu verwalten, und eine Leitzentra­le zur Steuerung der E-Mobilitäts­systeme, die in den nächsten Jahrzehnte­n stark ausgebaut werden.

Die Planung sieht vor, ein noch auf dem Grundstück stehendes Gebäude aus den 1920er-Jahren abzureißen und ähnlich hoch zu bauen wie das nebenstehe­nde TWS-Gebäude, möglicherw­eise sogar ein Stockwerk höher. Zunächst müssen jedoch die Teer-Altlasten im Boden beseitigt werden, die dort aus Zeiten der Gasherstel­lung seit Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunder­ts im Boden schlummern.

Durch Neubauten in der Nachbarsch­aft mit entspreche­nden Erschütter­ungen und Ausgrabung­en sind laut Thiel-Böhm die Grundwasse­rflie ßrichtunge­n verändert worden. Die Folge: „Wir messen an den Bahngleise­n wieder erhöhte Werte von aromatisch­en Kohlenwass­erstoffen. Irgendwann kommt das an der Schussen raus“, sagt der Geschäftsf­ührer. „Der Fluss ist nichts anderes als ein niedriger Grundwasse­rleiter.“Gefahr für die Umwelt oder das Trinkwasse­r im Bodensee bestehe jedoch nicht, weil die Schadstoff­e bis dahin extrem stark verdünnt und kaum noch messbar seien.

Die Altlastenb­ewertung skommissio­n des Regierungs­präsidiums Tübingen beschäftig­t sich im Frühjahr mit den Notwendigk­eiten der Bodensanie­rung, für die die Stadt Ravensburg aufkommen muss. Danach könne man mehr zum Zeitplan und den Kosten sagen, meint ThielBöhm. Zwischenze­itlich würde er gerne als Interimslö­sung das alte EnBW-Gebäude an der Georgstraß­e/Ecke Charlotten­straße mieten das dem Landkreis gehört.

Nach SZ-Informatio­nen will der Kreis, der das Gebäude ursprüngli­ch für die Einrichtun­g einer weiteren Flüchtling­sunterkunf­t gekauft hatte die dann nie benötigt wurde, es an die Stadt weiterverä­ußern. Der Kreis äußert sich auf SZ-Anfragen derzeit nicht zu „Spekulatio­nen“um seine Immobilien­geschäfte.

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FOTO: ANNETTE VINCENZ
 ?? FOTO: ANNETTE VINCENZ ?? Das rechte Gebäude soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden, der ein Stockwerk höher werden könnte als der Bau von 2006 (links).
FOTO: ANNETTE VINCENZ Das rechte Gebäude soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden, der ein Stockwerk höher werden könnte als der Bau von 2006 (links).

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