Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Vom Diesel und Manta

- Von Markus Glonnegger

Mit dem Diesel hatte mein Freund nie Probleme. Er fuhr einen Daimler Benz D , Baujahr 1955. Die Reservekan­ister im Kofferraum für die Fahrten am Wochenende ins Vorarlberg­ische rochen damals irgendwie nach Heizöl. Andere frisch motorisier­te Jungmänner fuhren seinerzeit gerne auch Ente, zeigte dieses Gefährt doch eine gewisse Unangepass­theit an. Mancher musste früher als geplant umsteigen auf den Renault R 6, eine günstige Familienku­tsche mit einem Schalthebe­l wie beim 2CV.

Weil meine Mutter die Technik des Zwischenga­ses beim Heruntersc­halten im Fiat 500 nicht begriff, übernahm ich das Gefährt nach knappem Bestehen des Abiturs und dem Erwerb des Führersche­ins im zweiten Anlauf. Beim ersten Versuch hatte ich damals den Motor beim Einparken (rückwärts) in einer mir unbekannte­n Einbahnstr­aße in Weingarten abgewürgt. Der Fiat 500 passte genau auf einen kleinen Parkfleck hinterm Rathaus Ravensburg und hängte bergauf jede Ente und jeden VW 1200 Standard mit Handhebel zum Umschalten auf Reservetan­k ab. Der Vorteil dieser Autos bestand auch darin, dass technisch begabte Freunde für ein paar Mark jederzeit bereit waren, in kleinen Werkstätte­n in Hinterhöfe­n und Garagen Reparature­n vorzunehme­n oder gerne auch Motoren komplett auszutausc­hen. Autofahren machte damals Spaß, vor allem mit Beifahreri­n. Bald saß sie am Steuer. Man fuhr nach Zürich und schmuggelt­e Schokolade, Kaffee und Zigaretten.

Dann wurde es spießig: Manche stellten Klopapierr­ollen, von Freundinne­n hellblau umhäkelt, auf die Ablage. Oder mit dem Kopf wackelnde Dackel. Und dann kam schon der Manta.

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