Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Vom Diesel und Manta
Mit dem Diesel hatte mein Freund nie Probleme. Er fuhr einen Daimler Benz D , Baujahr 1955. Die Reservekanister im Kofferraum für die Fahrten am Wochenende ins Vorarlbergische rochen damals irgendwie nach Heizöl. Andere frisch motorisierte Jungmänner fuhren seinerzeit gerne auch Ente, zeigte dieses Gefährt doch eine gewisse Unangepasstheit an. Mancher musste früher als geplant umsteigen auf den Renault R 6, eine günstige Familienkutsche mit einem Schalthebel wie beim 2CV.
Weil meine Mutter die Technik des Zwischengases beim Herunterschalten im Fiat 500 nicht begriff, übernahm ich das Gefährt nach knappem Bestehen des Abiturs und dem Erwerb des Führerscheins im zweiten Anlauf. Beim ersten Versuch hatte ich damals den Motor beim Einparken (rückwärts) in einer mir unbekannten Einbahnstraße in Weingarten abgewürgt. Der Fiat 500 passte genau auf einen kleinen Parkfleck hinterm Rathaus Ravensburg und hängte bergauf jede Ente und jeden VW 1200 Standard mit Handhebel zum Umschalten auf Reservetank ab. Der Vorteil dieser Autos bestand auch darin, dass technisch begabte Freunde für ein paar Mark jederzeit bereit waren, in kleinen Werkstätten in Hinterhöfen und Garagen Reparaturen vorzunehmen oder gerne auch Motoren komplett auszutauschen. Autofahren machte damals Spaß, vor allem mit Beifahrerin. Bald saß sie am Steuer. Man fuhr nach Zürich und schmuggelte Schokolade, Kaffee und Zigaretten.
Dann wurde es spießig: Manche stellten Klopapierrollen, von Freundinnen hellblau umhäkelt, auf die Ablage. Oder mit dem Kopf wackelnde Dackel. Und dann kam schon der Manta.