Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Auf der Suche nach dem Champions-League-Gefühl

Häfler Volleyball­er reisen gelassen nach Berlin und erwarten ein Spiel wie in der Liga

- Von Lilia Ben Amor

BERLIN - Moculescu gegen Heynen – Berlin gegen Friedrichs­hafen. Das Duell der beiden besten deutschen Volleyball-Mannschaft­en war in den vergangene­n Tagen in aller Munde. Doch der Häfler Trainer, Vital Heynen, versteht den Wirbel nicht: Er stehe Stelian Moculescu am Mittwoch zum ersten Mal als Trainer gegenüber.

Frei und gelöst gibt sich Heynen auf der Reise nach Berlin. Doch sobald es um den sogenannte­n Meistermac­her vom Bodensee, Stelian Moculescu, geht, schüttelt er genervt den Kopf und zuckt mit den Schultern. 20 Spielzeite­n hat Moculescu den VfB trainiert. Jetzt ist er aus seiner Rente zurückgeke­hrt, um bei den Berlinern das Ruder herumzurei­ßen. Die beiden Mannschaft­en treffen in der Champions League und der Bundesliga in den nächsten acht Tagen dreimal aufeinande­r.

Heynen folgte Moculescu zwar nach Friedrichs­hafen und in die deutsche Nationalma­nnschaft, als Trainer stehe er ihm aber zum ersten Mal gegenüber, sagt er. „Ich gehe davon aus, dass wir uns die Hand geben. Ich frage, wie es läuft in Berlin, und er fragt, wie es läuft in Friedrichs­hafen.“

Tatsächlic­h sind sich die beiden schon früher begegnet. Damals war Heynen aber noch Spieler. Anfang 2000 habe Moculescu ihn nach Friedrichs­hafen holen wollen, verrät der 48-Jährige. Warum er seinen belgischen Verein Noliko Maaseik seinerzeit nicht verließ, weiß er nicht mehr. „Aber ich kenne ihn als Spieler schon sehr lange.“

Am heutigen Mittwoch (19.30 Uhr; live bei laola1.tv) geht es in Berlin um den Einzug ins Viertelfin­ale der Champions League. Einen Tag vor dem Hinspiel ist bei den Spielern aber noch kaum Nervosität zu spüren: „Das krasse Champions-LeagueFeel­ing kommt irgendwie nicht auf“, sagt David Sossenheim­er. Die Reise nach Berlin kennen die Spieler schon, die Halle ebenso. „Es ist etwas anderes, wenn man nach Italien oder in die Türkei fliegt. In Berlin waren wir gefühlt schon 15 Mal“, sagt Sossenheim­er. „Die Düse“gehe ihm noch nicht, sagt der 21-Jährige.

Die entspannte Anreise sieht Heynen als Vorteil. Spätestens wenn die Berliner Max-Schmeling-Halle beim ersten Aufschlag voll sein wird, sagt er, komme dieses Gefühl schon. Die meisten Häfler haben es in der Champions League noch nie über die Gruppenpha­se hinaus geschafft. „Die sind schon aufgeregt“, sagt Heynen. Tomas Kocian ist einer derjenigen. Für ihn ist es nicht nur das erste Achtelfina­le der Champions League, er spielt auch gegen den Trainer, der ihn 2015 nach Friedrichs­hafen geholt hat. „Das ist nochmal ein besonderer Faktor“, sagt Kocian. Gefühlt seien die drei Spiele gegen Berlin wie ein Finale. Das Aufeinande­rtreffen in der Liga „ist ein Richtungsw­eiser. Aber es wird auf keinen Fall die Meistersch­aft entscheide­n“, sagt der 29-Jährige.

Der VfB hat sich diese Saison die Meistersch­aft zum Ziel gesetzt. In der Champions League weiterzuko­mmen, sei nur ein Extra, sagt Heynen. „Das ist für beide Mannschaft­en nicht das Wichtigste.“David Sossenheim­er sieht in den drei Spielen allerdings die Chance, den Berlinern das Selbstvert­rauen zu nehmen, das sie sich durch die vergangene­n Siege geholt haben. „Wenn wir sie noch mal besiegen sollten, mit dem neuen Trainer, dann knackst das vielleicht ihr Selbstvert­rauen an.“

Das, so sieht es auch Vital Heynen, könnte für eine eventuelle Finalserie gegen den Dauerrival­en ein entscheide­nder Vorteil sein. zuletzt ein Zeichen dafür, dass Moculescu trotz jahrelange­r Rivalität zwischen VfB und BR Volleys in Berlin aufgenomme­n und angekommen ist – inklusive all seiner Eigenarten. (lia)

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FOTO: BEN AMOR Die Häfler Volleyball­er fahren im Bus des Rivalen durch Berlin.

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