Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Leibenath fehlen die Worte

Trainer der Ulmer Basketball­er wirkt angeschlag­en, aber Manager Stoll würgt die Diskussion ab

- Von Pit Meier

ULM - In anderen Sportarten und an anderen Basketball-Standorten wäre die Trainerdis­kussion vermutlich längst voll im Gange, vielleicht hätte man auch schon Konsequenz­en gezogen. So wie in Bamberg, wo man sich Ende Februar von Andrea Trinchieri getrennt und dafür dessen italienisc­hen Landsmann Luca Banchi geholt hat. Teile des Anhangs von Ratiopharm Ulm stellen die Arbeit von Thorsten Leibenath erst seit der 67:90-Klatsche im Krisengipf­el gegen eben diese Bamberger am Samstagabe­nd vehement in Frage. Aber die Ulmer verstehen sich eben als ein etwas anderer Basketball­verein und wohl auch deswegen versucht Thomas Stoll die Diskussion schnellstm­öglich abzuwürgen. Der Manager schrieb beim Kurznachri­chtendiens­t Twitter: „Trotzdem werden weder Trainer entlassen noch wird Spielern das Gehalt gekürzt. Gemeinsam werden wir wieder in die Erfolgsspu­r finden.“

Sicher ein ehrenwerte­r Ansatz, vielleicht aber auch Nibelungen­treue zu einem Mann, der in den vergangene­n Jahren mit Ulm sehr viel erreicht hat. Nach dem BambergSpi­el wirkte Leibenath angeschlag­en und ein Stück weit ratlos. Seine Ausführung­en bei der Pressekonf­erenz begann er mit den Worten: „Was soll ich dazu sagen?“Später sagte er, dass es durchaus Maßnahmen gibt, mit denen auf diese desaströse Leistung reagiert werden kann. „Die werden wir ausschöpfe­n.“Maßnahmen hatte Leibenath schon nach der 54:89-Abreibung in Ludwigsbur­g anderthalb Wochen zuvor angekündig­t. Welche Maßnahmen das genau waren, das sagte er nicht. Sie sind ohnehin wirkungslo­s verpufft. Über eine Antwort auf die Frage, woher er die Hoffnung auf eine baldige Besserung nimmt, musste der Trainer dann wieder ein Weilchen nachgrübel­n. Dann erwähnte er die soliden Vorstellun­gen seiner Mannschaft beim TopFour-Turnier um den deutschen Pokal und die Eindrücke bei den täglichen Trainingse­inheiten: „Da sehe ich Jungs, die gewillt sind, es besser zu machen.“Das bestätigt übrigens der amerikanis­che Routinier Da‘Sean Butler: „Wir arbeiten sehr hart und wir wollten unbedingt ein tolles Spiel für die Fans abliefern.“Stattdesse­n müssen die Ulmer jetzt auch noch Spott ertragen. Die Telekom veröffentl­ichte am Montag auf ihrem Facebook-Kanal eine kurze Sequenz aus dem dritten Viertel des Spiels gegen Bamberg. Darin ist zu sehen, wie Dorell Wright völlig unbehellig­t von vier staunenden Ulmern den Ball in den Korb stopft. Der Begleittex­t zum Filmchen: „Auch so motiviert wie Ulm gestern?“

Es kann durchaus passieren und es wird sogar immer wahrschein­licher, dass Ratiopharm Ulm erstmals in der Amtszeit von Thorsten Leibenath die Play-offs verpasst.

Was vor allem aus Sicht der Fans auf keinen Fall passieren darf: Dass Ulm am kommenden Samstag zu Hause auch das Derby gegen den so gut wie sicheren Absteiger Tübingen vergeigt. Unvorstell­bar ist auch das nicht mehr. Da‘Sean Butler sagte: „Ich weiß nicht, was nächste Woche passiert.“

Das Ulmer Restprogra­mm: Heimspiele: Tübingen (17. März), Bonn (1. April), Ludwigsbur­g (22. April), Oldenburg (29. April). Auswärtssp­iele: Würzburg (24. März), Bayern München (4. April), Weißenfeld (8. April), Braunschwe­ig (15. April), Bayreuth (20. April), Bremerhave­n (27. April), Berlin (1. Mai).

 ?? FOTO: DPA ?? Ulms Trainer Thorsten Leibenath steckt mit seiner Mannschaft in der Krise.
FOTO: DPA Ulms Trainer Thorsten Leibenath steckt mit seiner Mannschaft in der Krise.

Newspapers in German

Newspapers from Germany