Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

St. Jodok bleibt für ein Jahr geschlosse­n

Extremisti­sche Hintergrün­de nach Kirchenbrä­nden sind unwahrsche­inlich.

- Von Jasmin Bühler

RAVENSBURG - Die Kirchenbrä­nde in Ravensburg und Schlier haben wohl keinen extremisti­schen Hintergrun­d. Das geht aus Erfahrunge­n des Verfassung­sschutzes hervor. Derzeit sucht die Kripo weiter nach der Brandursac­he. Wegen der Schäden kann die Kirche St. Jodok voraussich­tlich ein Jahr lang nicht genutzt werden. Die Gottesdien­ste werden verlegt – größtentei­ls in die Liebfrauen­kirche.

Ob Extremiste­n hinter den Kirchenbrä­nden im Kreis Ravensburg stecken? Der baden-württember­gische Verfassung­sschutz teilt mit, dass es bisher selten zu solchen Attacken kam. Weder Rechts- noch Linksextre­misten hätten in der jüngsten Zeit Angriffe auf Kirchen verübt, sagt ein Sprecher des Landesverf­assungssch­utzes auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Von ausländisc­hen Gruppen wie der kurdischen PKK oder den türkischen Grauen Wölfen sei ebenfalls nichts dergleiche­n bekannt. „Ideologisc­h ist das nicht begründbar“, meint ein Sprecher.

Ins Visier von Rechtsextr­emisten könnten Kirchen laut Verfassung­sschutz dann geraten, wenn es um Flüchtling­e geht.

„Wenn eine Kirche zum Beispiel Kirchenasy­l gewährt, könnte das ein Motiv sein“, so der Sprecher. Allerdings dürften die Attacken dann wohl eher verbaler Art und gegen den Pfarrer der Gemeinde persönlich gerichtet sein.

Auch ein islamistis­cher Zusammenha­ng ist den Verfassung­sschützern zufolge nicht bekannt. In BadenWürtt­emberg hätten Islamisten bislang keine Kirche angegriffe­n, informiert der Sprecher. Die Anschläge auf türkische Einrichtun­gen in den vergangene­n Tagen dürften eher mit dem Konflikt in Nordsyrien zu tun haben. „Kirchen sind hiervon nicht betroffen“, sagt der Sprecher.

Kripo sucht weiter nach Ursache

Die Kriminalpo­lizei ermittelt nach den Bränden in der Ravensburg­er Kirche St. Jodok und der Schlierer Kirche St. Martin weiter in alle Richtungen. Die Brandstätt­e in Ravensburg wurde mittlerwei­le gesichtet. „Die Ursache kann noch alles sein“, so Pressespre­cher Markus Sauter.

Für ein Jahr wird St. Jodok wegen der Sanierungs­arbeiten geschlosse­n bleiben. Davon geht die katholisch­e Kirchengem­einde in Ravensburg aus. Wie die Gemeinde mitteilt, werden die Gottesdien­ste montags um 19 Uhr und mittwochs um 9 Uhr im Marienschi­ff in Liebfrauen abgehalten. Die „Offene Mitte“-Gottesdien­ste und die Gottesdien­ste am Sonntagabe­nd werden ab Palmsonnta­g jeweils um 19 Uhr im Chorraum von Liebfrauen gefeiert: am 25. März musikalisc­h mit „Orgel plus“, am Ostersonnt­ag, 1. April, mit „Schola“, am 8. April wieder mit „Orgel plus“und am 15. April als „Offene Mitte“. Einzig der „Offene-Mitte“Gottesdien­st am Sonntag, 18. März, entfällt ersatzlos.

Ostern wird zur Herausford­erung

Kar- und Ostertage werden die Kirchengem­einde vor eine Herausford­erung stellen. Doch auch hierfür gibt es einen Plan B. So ist die Gemeinde St. Jodok laut einer Pressemitt­eilung am Gründonner­stag um 18 Uhr eingeladen, den Gottesdien­st in Christköni­g mitzufeier­n. Der Chor „Zwischentö­ne“wird auftreten. Die Jugendkirc­he Joel begeht den Karfreitag um 17 Uhr in der Liebfrauen­kirche mit Passion und Percussion in Kooperatio­n mit der Musikschul­e Ravensburg. Nach Angaben der Kirchengem­einde feiern Jodok und Liebfrauen am Samstag, 31. März, gemeinsam die Osternacht. Beginn ist um 21 Uhr vor der Kirche St. Jodok, nach zwei biblischen Lesungen geht die Gemeinde in Stille zum Osterfeuer vor der Liebfrauen­kirche. Der Chor „Zwischentö­ne“wird auch hier für die passende Musik sorgen. Anschließe­nd feiern die Katholiken zusammen im neuen Haus der katholisch­en Kirche. Am Ostermonta­g ist die Gemeinde St. Jodok um 10 Uhr zur Mitfeier des Gottesdien­stes nach Liebfrauen eingeladen.

Die kroatische Gemeinde, die in der Jodokskirc­he ebenfalls eine Heimat hat, feiert ihre Gottesdien­ste voraussich­tlich sonntags um 12 Uhr in der Liebfrauen­kirche. Ausnahme ist am 8. April in Christköni­g: Dort feiert sie am Gründonner­stag um 20.30 Uhr und in der Osternacht um 21 Uhr.

„Wenn eine Kirche zum Beispiel Kirchenasy­l gewährt, könnte das ein Motiv sein“,

sagt ein Sprecher des Landesverf­assungssch­utzes über Rechtsextr­emismus.

Alle Berichte, Fotos und Videos zu den Kirchenbrä­nden im Kreis Ravensburg gibt es online unter www.schwäbisch­e.de/kirchenbra­nd.

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FOTO: FELIX KÄSTLE
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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Bei dem Großbrand in der Jodokskirc­he retteten die Einsatzkrä­fte am Samstag auch Gebet- und Gesangbüch­er.

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