Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Der andere Laemmle
Carl Laemmle – Ein Leben wie im Kino (Do., SWRFernsehen, 23.15 Uhr) – Mit einer Hühnerfarm fing es an.
Der in jungen Jahren aus Laupheim ausgewanderte
Carl Laemmle kaufte 1912 in einer gottverlassenen Gegend bei Los Angeles eine solche – allerdings nicht, um Hühner zu züchten, sondern um seiner bereits florierenden Filmgesellschaft eine neue Heimat zu geben. Die Universal Studios produzierten in den folgenden Jahrzehnten mehr als 400 Filme, darunter „Der Glöckner von Notredame“, „Im Westen nichts Neues“, „Frankenstein“und „Graf Dracula“. Weitere Filmgesellschaften siedelten sich in dem trockenen Niemandsland an: Hollywood war geboren.
Das ist, was zumindest Insider über Carl Laemmle, den Gründer Hollywoods, wissen. Doch in seiner Filmbiografie weiß Autor Jo Müller noch weit mehr zu berichten. Zum Beispiel, dass Carl Laemmle, von allen Onkel Carl genannt, seine Familie stets um sich haben wollte, privat und auch in seiner Firma. So wie sein Sohn Carl Jr. arbeiteten auch Brüder, Neffen und Nichten für ihn – Fluch und Segen zugleich. Man erfährt von der tiefen Verbundenheit zu seiner Heimatstadt, von seiner Spielleidenschaft. Und dann ist da die LaemmleListe. Denn der ehemalige Laupheimer hat Bürgschaften für mindestens 300 Juden übernommen, damit sie vor den Nationalsozialisten fliehen konnten. Ein bewegender Film über ein in vielerlei Hinsicht reiches Leben.