Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Tatort Internet
Live-Hacking-Vortrag im Konzerthaus verblüfft Eltern und Schüler
RAVENSBURG - Im Handumdrehen hackt und manipuliert Erwin Markowsky Smartphones und Computer, ohne dabei Spuren zu hinterlassen. Davon konnten sich die Besucher im voll besetzten Konzerthaus überzeugen. Für Spannung sorgten reale Fälle und eine mitreißende Live-Demonstration, in denen die Gefahren durch Cyberkriminelle und durch eigenes Handeln im Internet aufgezeigt wurden.
Gleich zu Beginn der Veranstaltung verblüffte Markowsky. Er bat zwei Zuschauer, in den Vorraum zu gehen und ein wenig zu warten. Innerhalb von Sekunden konnten die Besucher das Gespräch der beiden über Lautsprecher im Saal mithören. Markowsky hatte sich mühelos in das Handy eingehackt. Danach kam das nächste Aha-Erlebnis. Er fragte: „Haben Sie alle Ihr WLAN ausgeschaltet? Das werde ich jetzt überprüfen.“Und schon konnte man auf der Leinwand die Namen und IPAdressen derer lesen, die das WLAN eingeschaltet hatten. Und nicht nur das. Ebenso ersichtlich war, wo die Geräte zuletzt eingeloggt waren. Der Rat des Experten lautete daher: Unterwegs immer das WLAN ausschalten. Das sei sicher und als Nebeneffekt helfe es auch, den Akku zu schonen.
Erwin Markowsky ist IT-Sicherheitsexperte der Firma 8com. Im Rahmen der Initiative SpardaSurfSafe verdeutlicht er den Schülern, welchen Gefahren sie im Netz ausgesetzt sind. Gleichzeitig wird auch Eltern und Lehrern vermittelt, wie sie sich vor Gefahren des Internets schützen können. Auftakt sind immer Vorträge für Schüler, die während der Unterrichtszeit stattfinden. Die Eltern haben dann am Abend die Chance, einen entsprechenden LiveHacking-Vortrag zu besuchen. An die hat der Hacker an diesem Abend auch ein dringendes Anliegen: „Sprechen Sie mit Ihrem Kind und schützen Sie Ihr Kind im Internet durch entsprechende Kinderschutzsoftware.“
Neugier und angemessene Vorsicht sind wichtig
Bei der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg ist man von der Notwendigkeit des Programms überzeugt: „Die Gefahren, die online lauern, können oft schwerwiegende Folgen für unsere Kinder haben“, erklärt Stiftungsrat Martin Hettich. Die Kampagne kläre über die Chancen und Risiken der digitalen Medien auf. Sie sollten mit Neugier, aber auch mit angemessener Vorsicht verwendet werden. Auch im Ravensburger Rathaus sieht man Handlungsbedarf. Daher hatte der Erste Bürgermeister Simon Blümcke die Schirmherrschaft für SpardaSurfSafe in Ravensburg übernommen.
Markowsky zeigte unter anderem, wie einfach es ist, im Darknet einen Hacker zu engagieren. Zahlreich sind die Dienste, die angeboten werden. Schon für wenige Tausend Euro ist der Deal komplett. Der Schaden für die Betroffenen ist unterschiedlich groß und reicht bis zum vollständigen Identitätsdiebstahl. Markowsky zeigte an konkreten Fällen, wie leicht er an E-Mail-Adressen, Passwörter und Bankverbindungen kommt oder wie ein Trojaner installiert wird. Vollständiger Schutz sei jedoch fast unmöglich, aber man sollte es den Hackern so schwer wie möglich machen. Dazu gehört unter anderem, sichere Passwörter zu wählen und sie nicht mehrfach verwenden. Leider werde es den Hackern aber oft zu leicht gemacht: So ist das in Deutschland am meisten verwendete Passwort die Zahlenfolge „12345“. Das am meisten international verwendete Passwort ist übrigens „Love“.
Umfangreiche Informationen und praktische Tipps zum Thema finden Schüler und Eltern im Internet unter www.spardawelt.de/ magazin/spardasurfsafe