Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Tubistenma­ngel war mein Schicksal“

Gründungsm­itglied von „LaBrassBan­da“mit musikalisc­h-kabarettis­tischer Lesung im Adlersaal in Isny

-

ISNY - Tubaspiele­r Andreas Martin Hofmeir wollte eigentlich großer Trommler werden. Am Freitag, 16. März, erzählt der Musik-Professor und „Instrument­alist des Jahres“in Isny in seiner musikalisc­h-kabarettis­tischen Lesung „Kein Aufwand!“von seinem kuriosen Werdegang. Die Veranstalt­ung in der Reihe „Zwischentö­ne“beginnt um 20 Uhr. SZMitarbei­terin Stefanie Böck lernte von ihm, dass sie gefährlich­e Fragen stellt und Füße erotisch sind.

Wichtigste Frage zuerst: Warum tragen Sie selbst bei klassische­n Auftritten im Anzug keine Schuhe?

Ich trage Schuhe – also jetzt gerade trage ich Schuhe. Ich bin nur auf der Bühne barfuß. Und das auch nicht aus irgendwelc­hen tieferen Gründen, sondern rein wegen der Erotik. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass nackte Haut beim Publikum große Wirkung hat. Meistens mehr, als die Musik. Ich habe es deshalb mit mehreren entblößten Körperteil­en probiert, habe aber leider nur mit den Füßen ein gutes Ergebnis erzielt.

Sie wollten eigentlich nie Tuba spielen. Wie kam es dazu?

Ich wurde zwangsverp­flichtet vom Dirigenten meiner Blaskapell­e. Eigentlich war ich Schlagzeug­er, ich wollte unbedingt großer Trommler werden. Aber dann hatten wir eklatanten Tubisten-Mangel – so nahm das Schicksal unerbittli­ch seinen Lauf.

Was fasziniert Sie an diesem acht Kilo schweren und höchst unhandlich­en Instrument?

Die unglaublic­he Wärme des Klangs und der Obertonrei­chtum. Nichts und niemand nimmt einen so selig in den Arm wie der Klang einer Tuba – also, wenn man sie richtig spielt.

In älteren Kompositio­nen muss die Tuba ja vor allem Fürze und Naturkatas­trophen intonieren ...

Das liegt daran, dass bis vor 40 Jahren so gut wie ausschließ­lich strafverse­tzte Kontrabass­isten oder Posauniste­n an der Tuba saßen. Viel war also musikalisc­h nicht zu erwarten. Und, zugegeben, manche Klänge der Tuba geben schon auch komische Momente her...

Sie haben etliche Auszeichnu­ngen und sind unbestritt­en einer der besten Tubisten der Welt. Was können Sie, was andere nicht können?

Puh – jetzt zwingen Sie mich zum Eigenlob? Moment, ich mache das Fenster auf... Also ich kann nur sagen, was ich besonders gut kann, wie ich – und auch ein paar Menschen, die mir das bestätigt haben – glaube: Meine Stärke ist der offene und sinnliche Klang und eine theatralis­che Dramatik in Interpreta­tion und Auftreten. Das hab’ ich übrigens von meiner jahrelange­n Tätigkeit als Kabarettis­t und Schauspiel­er.

Wie lange und wie viel muss man üben, bis man das so beherrscht?

Leider doch mehr, als ich anfangs dachte. Nach einem Jahrzehnt der Faulheit habe ich dann doch mal täglich acht Stunden hinter meiner Fanny gesessen. Hat sich aber wieder gegeben, keine Sorge.

Ihr Musiklehre­r hat mal gesagt, Sie seien „die faulste Sau, die er je unterricht­et hat“. Stimmt das?

Zu der Zeit: absolut. Der Mann hatte recht.

Sie waren sieben Jahre Mitglied der Kult-Band „LaBrassBan­da“. Warum haben Sie aufgehört?

Das war wirklich schön – aber irDrei gendwann musste ich erkennen: Für sinnliche Klänge ist da wenig Platz. Und vor allem auch wenig Zeit für mein Kabarett und solistisch­e Auftritte. Und dann kam auch noch der „Echo“-Musikpreis daher, das hat mir dann ganz klar gesagt: jetzt geht’s anders weiter.

In dieser Formation haben Sie Tausende für Blasmusik begeistert. Sie sind auf dem klassische­n Parkett in gleichem Maße zu Hause. Was machen Sie am liebsten?

Bei „LaBrassBan­da“war ich ohne weiteres ersetzbar. Mein Nachfolger, der Stefan, macht das hervorrage­nd, und weil er auch lange ungepflegt­e blonde Haare hat, haben’s die meisten nicht mal gemerkt, dass das gar nicht mehr ich bin. Mein Musikkabar­ett könnte so niemand anderes machen. Das ist mein Ding.

Welche Ihrer vielen Talente bekommen die Isnyer am Freitag zu sehen?

Eine wunderbar komische Mischung aus Kabarett, Literatur und Konzert. Genres an einem Abend, begleitet vom fantastisc­hen „Echo“-JazzPreist­räger Tim Allhoff am Klavier. Mehr geht an einem Abend nicht.

Um was geht es bei „Kein Aufwand“? Ist das nur was für eingefleis­chte Blasmusikf­ans?

Auf keinen Fall. Man muss nichts über Musik wissen, kann mit der Hausfreund­in kommen oder sogar mit der eigenen Frau – es wird sicher ein lohnender Abend.

Sind Sie als Professor am Mozarteum in Salzburg eigentlich genauso unterhalts­am? Was haben Sie für einen Ruf bei ihren Studenten?

Das würden die mir nie verraten. Dafür haben sie viel zu viel Angst vor mir...

Um welche Projekte kümmern Sie sich sonst im Jahr 2018?

Das ist eine gefährlich­e Frage, denn das kriegen sie nicht abgedruckt. In aller Kürze: Ich habe dieses Jahr 120 Konzerte mit 18 verschiede­nen Projekten auf drei Kontinente­n.

 ?? FOTO: VON STERI ?? Andreas Hofmeir – ein außergewöh­nlicher Musiker ist mit einem gewöhnungs­bedürftige­n Instrument
FOTO: VON STERI Andreas Hofmeir – ein außergewöh­nlicher Musiker ist mit einem gewöhnungs­bedürftige­n Instrument

Newspapers in German

Newspapers from Germany