Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Ein ganzes Haus zieht um in eine Wohnung“
Sanierung des Bergatreuter Rathauses dauert voraussichtlich ein halbes Jahr
BERGATREUTE - Das Rathaus in Bergatreute wird im nächsten halben Jahr grundlegend saniert. Während dieser Zeit wird die komplette Verwaltung in das benachbarte Gebäude der Raiffeisenbank umziehen, das die Gemeinde zuvor erworben hat. Nach Beendigung der Sanierung verbleibt dort die Kämmerei, während der Bürgermeister Helmfried Schäfer und die restliche Verwaltung in das Rathaus zurückkehren.
Es wird eng werden für die Bergatreuter Gemeindeverwaltung. Während ihr Rathaus saniert wird, müssen sich Bürgermeister Helmfried Schäfer und die neun Verwaltungsangestellten im oberen Stock der benachbarten Raiffeisenbank einrichten. Der Umzug läuft bereits und geht an zwei Tagen über die Bühne. „Ein ganzes Haus zieht um in eine Wohnung“, erklärt Schäfer die Situation humorvoll. Vieles sei zu sichten, auszuräumen und einzupacken.
„Wir haben allein 96 Kartons mit Bauakten gepackt“, sagt Schäfer. Es sei ein Glücksfall gewesen, dass die Gemeinde das ebenfalls im Ortszentrum und in unmittelbarer Nachbarschaft vom Rathaus gelegene Raiffeisenbankgebäude mit dem Mobiliar für 970 000 Euro erwerben konnte. Glücksfall auch deshalb, weil die Alternativen mit An- oder Neubau erheblich teurer gewesen wären. Der Nachteil ist, dass das Rathaus zwar von Grund auf saniert wird, wobei Kosten von etwa 565 000 Euro veranschlagt sind, mehr Platz danach aber nicht zur Verfügung steht. So hat man beschlossen, dass die Kämmerei in den oberen Stockwerk des Bankgebäudes zieht.
Die Verwaltung getrennt an zwei Orten? „Bisher waren wir Tür an Tür“, meint Helmfried Schäfer. Schöner wäre es, wenn das so bliebe, aber: „Da die Fläche gleich bleibt, hätten wir nichts gewonnen.“Und Platz fehlt an allen Ecken und Enden. Das Bürgerbüro ist winzig, ein Teil der Registratur ist im Keller, ein anderer in der Gemeindehalle, das Fundbüro lagert seine Fundstücke im Heizungskeller. Die Pläne von Architektin Evelyn Senser hängen an der Wand und zeigen genau, wo alles später seinen Platz haben soll.
Wie nötig die Sanierung ist, sieht man augenscheinlich im Keller. Das in den 1840er-Jahren gebaute Rathaus mit seiner Erweiterung im Jahr 1967 ist in die Jahre gekommen. Stromleitungen sind dringend auszutauschen. „Manchmal, wenn ich morgens die Lampen anschalte, knallt die Sicherung raus“, erzählt Schäfer und zeigt ein durchgeschmortes Kabel. Einen Aufzug für die Barrierefreiheit wird es zwar nicht geben, aber im neuen Bürgerbüro im Erdgeschoss des Rathauses werden zwei Fenster zu Türen erweitert und von außen her ist dann ebenerdig ein Zugang möglich.
Die Angestellten der Raiffeisenbank, die im Erdgeschoss des Bankgebäudes bleiben, werden sich im
nächsten halben Jahr an die neuen Mitbewohner gewöhnen müssen. Aber hier ist man zuversichtlich. „Wir haben bisher schon ein gutes Miteinander mit offener Kommunikation“, erklärt Wilfried Fleischer, Geschäftsstellenleiter der Raiffeisenbank. Auch der Verkauf sei harmonisch über die Bühne gegangen. Jetzt ist die Raiffeisenbank Mieter der Gemeinde. „Und das gute Verhältnis zwischen Bank und Gemeinde
wird sich auch mit der neuen Nutzung der Räumlichkeiten weiterhin positiv darstellen“, ist sich Fleischer sicher.
Auch die Bergatreuter Bürger werden sich im nächsten halben Jahr mit der Situation arrangieren müssen. Gemeinderatssitzungen finden während dieser Zeit in einem kleinen Saal der Gemeindehalle und Trauungen in der Mensa der benachbarten Gemeinschaftsschule statt.