Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Spahn provoziert beim Thema Abtreibung

Gesundheit­sminister greift Gegner des Werbeverbo­ts an

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BERLIN (AFP) - Nach seiner umstritten­en Äußerung zu Hartz IV hat Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) mit Äußerungen zum Thema Abtreibung Kritik provoziert. In der „Bild am Sonntag“ging Spahn Gegner des Werbeverbo­ts für Abtreibung­en hart an. Dafür kassierte er empörte Kritik aus der Opposition, aber auch vom Koalitions­partner SPD.

Der als Vertreter des konservati­ven Flügels der CDU geltende Spahn hatte der Zeitung gesagt: „Mich wundern die Maßstäbe: Wenn es um das Leben von Tieren geht, da sind einige, die jetzt für Abtreibung­en werben wollen, kompromiss­los.“In der Debatte um das Werbeverbo­t für Schwangers­chaftsabbr­üche werde „manchmal gar nicht mehr berücksich­tigt, dass es um ungeborene­s menschlich­es Leben geht“.

Beim Thema Abtreibung­en sei vor vielen Jahren „ein mühsamer gesellscha­ftlicher Kompromiss“gefunden worden. „Ich warne davor, diesen jetzt leichtfert­ig zu gefährden.“Schwangers­chaftsabbr­üche seien „keine ärztliche Leistung wie jede andere“, hob der neue Gesundheit­sminister hervor.

Anders als Spahn erklärte sich CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r zumindest zu kleineren Änderungen bereit. „Sollte es bei der derzeitige­n Rechtslage Informatio­nslücken geben, werden wir sicher eine Lösung finden, dass Frauen einen noch besseren Zugang zu allen nötigen Informatio­nen bekommen“, sagte sie.

Die mit der Union regierende SPD hatte vergangene Woche darauf verzichtet, ihren Gesetzentw­urf zur Streichung des Werbeverbo­ts im Bundestag zur Abstimmung zu stellen. Nun soll Bundesjust­izminister­in Katarina Barley (SPD) einen Gesetzentw­urf zur Reform des Strafrecht­sparagraph­en 219a vorlegen.

SPD-Fraktionsv­ize Katja Mast riet Spahn, er solle doch diesen Entwurf abwarten, und warf ihm „durchsicht­ige Effekthasc­herei“vor. GrünenFrak­tionschef Anton Hofreiter erklärte, Spahn versuche sich „schon wieder“mit „Hardliner-Positionen“zu profiliere­n.

Spahn kündigte auch einen verstärkte­n Kampf gegen Demenz an. Er wolle mit Forschungs­ministerin Anja Karliczek (CDU) Leuchtturm­projekte ausbauen. Außerdem wies er die Darstellun­g zurück, es gebe eine Zwei-Klassen-Medizin in Deutschlan­d. Auch Kassenpati­enten würden „auf höchstem medizinisc­hen Niveau“behandelt, sagte er. Allerdings wolle er für mehr Sprechzeit­en für Kassenpati­enten sorgen.

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FOTO: DPA Jens Spahn (CDU).

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