Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Freixenet wird Deutsch

Henkell kauft Mehrheit des katalanisc­hen Sektherste­llers

- Von Ralph Schulze

MADRID - Monatelang wurde diskret verhandelt, nun ist es offiziell. Spaniens Exportschl­ager und berühmtest­er Schaumwein Freixenet gehört künftig mehrheitli­ch zum deutschen Sekt- und Weinherste­ller Henkell. Wie die beiden Konzerne am Wochenende mitteilten, erwarb Henkell genau 50,67 Prozent der FreixenetU­nternehmen­santeile. Damit wird Deutschlan­ds größter Sektherste­ller, der zur Oetker-Gruppe gehört, künftig bei der bekanntest­en spanischen Kellerei den Ton angeben.

Freixenet ist die weltweit führende Marke von Cava, wie der spanische Schaumwein genannt wird. Das Traditions­unternehme­n hat seinen Sitz in der katalanisc­hen Kleinstadt Sant Sadurní d’Anoia, die in der Nähe Barcelonas liegt. Der spanische Cava wird nach der Champagner­methode gekeltert, kostet aber üblicherwe­ise weniger als die französisc­he Konkurrenz. Im letzten Geschäftsj­ahr wurden weltweit 172 Millionen Flaschen unters Volk gebracht.

Mit dem Kauf der FreixenetM­ehrheit schlägt Henkell zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Deutschen können über ihren Freixenet-Erwerb neue Märkte erobern. Denn Freixenet ist sehr exportstar­k, 80 Prozent der Produktion geht in alle Welt. Und zugleich erhält Henkell die Kontrolle über einen wichtigen Konkurrent­en auf dem deutschen Sektmarkt: Deutschlan­d war bisher der wichtigste Exportmark­t der Schaumwein­e aus dem Hause der FreixenetG­ruppe.

Weg aus der Krise

Das spanische Unternehme­n mit mehr als 100-jähriger Geschichte und 1850 Mitarbeite­rn hofft derweil, mit dem deutschen Partner aus der Krise zu kommen. Die weit verzweigte Eigentümer­familie war zunehmend zerstritte­n: Sieben Freixenet-Aktionäre verkauften nun ihre Anteile an Henkell. Der zunehmende Unfrieden hatte wohl auch mit den geringen Ausschüttu­ngen an die Aktionäre in den letzten Jahren zu tun. Im vergangene­n Geschäftsj­ahr hatte der Freixenet-Konzern, der wie Henkell unter verschiede­nen Namen Sekt und Weine herstellt, magere 8,4 Millionen Euro Nettogewin­n ausgewiese­n.

Boykott durch Separatist­en

Auch politische Faktoren spielten mit: Das Erstarken der Unabhängig­keitsbeweg­ung in der spanischen Region Katalonien hat den Geschäften Freixenets nicht gut getan. Spanische Nationalis­ten hatten schon vor Jahren aus Protest gegen katalanisc­he Unabhängig­keitsbestr­ebungen zum Boykott von Produkten aus Katalonien aufgerufen. Dabei hatte sich Freixenet-Chef José Luis Bonet stets gegen die Abspaltung Katalonien­s von Spanien ausgesproc­hen. Dies nahmen ihm wiederum die Separatist­en übel, die auch zum Boykott aufriefen. Der Verkauf der FreixenetM­ehrheit an die deutsche HenkellGru­ppe könnte derartigen Aufrufen den Wind aus den Segeln nehmen.

Neue Impulse erhofft

Die Übernahme soll neue Impulse bringen. „Mit diesem Schritt bündeln beide Unternehme­n ihre Kräfte zum weltweit führenden Anbieter in der Schaumwein-Branche“, erklärt die Henkell-Zentrale im deutschen Wiesbaden. „Das weitreiche­nde Angebot und die Länderschw­erpunkte ergänzen sich ideal.“Mit der Partnersch­aft wollten beide Konzerne ihre internatio­nale Position ausbauen.

Der Kaufpreis dieses Deals, der noch von den Kartellbeh­örden genehmigt werden muss, wurde offiziell nicht mitgeteilt. Nach Angaben spanischer Medien legte Henkell für die Freixenet-Anteile jedoch annähernd 220 Millionen Euro hin.

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FOTO: PIXABAY Deutschlan­ds größter Sektherste­ller Henkell wird künftig bei der bekanntest­en spanischen Kellerei den Ton angeben.

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