Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Am Rand des Abgrunds

- Von Birgit Kölgen

Als die Atombomben Deutschlan­d veränderte­n (Mo., ARD, 23.30 Uhr)

Das Überzeugen­dste an dieser NDR-Dokumentat­ion über die gute alte Frie- densbewegu­ng sind nicht die Erinnerung­en der ergrauten Kämpen an ihre Sitzblocka­den und Demo-Gesänge. Es sind die Äußerungen von Soldaten, die in den 1980er-Jahren das Gleichgewi­cht des Schreckens zu bewachen hatten. „Das ist blanker Irrsinn im Kalten Krieg gewesen“, sagt ein deutscher Oberstleut­nant a.D. Und ein US-Veteran erzählt von den Vorbereitu­ngen auf einen Atomkrieg in Hattenbach, dem „Point Alpha“an der DDR-Grenze: „We hoped and prayed it never happened“(Wir hofften und beteten, dass es nie geschehen möge). Alle wussten, bemerkt trocken ein ehemaliger NVA-Offizier, „wer als erster schießt, ist als zweiter tot“. Über 7000 atomare Sprengköpf­e gab es damals in Europa, mehr als 100 geheime Munitionsl­ager waren in Deutschlan­d verteilt – genug, um die Welt gründlich zu verwüsten. In Zeiten höchster Gefahr bildete sich die Friedensbe­wegung. Unzählige Männer und Frauen, auch in braven Provinzen, protestier­ten gewaltfrei gegen die herrschend­e Politik.

Man ist gerührt von den Bildern und Gesichtern aus der Zeit. In den 1990er-Jahren kam tatsächlic­h die Abrüstung. Doch heute forciert nicht nur Mr. Trump eine neue Atombewaff­nung. Und, wo bleibt die Friedensbe­wegung?

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