Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die Fondsfrage

Anleger müssen abwägen, ob sie Geld für einen Manager zahlen und in Rentenpapi­ere oder Aktien investiere­n

- Von Beate Kaufmann

FRANKFURT (dpa) - Klar ist: Aktive Fonds – also Fonds, die von einem persönlich­en Manager der Fondsgesel­lschaft verwaltet werden – kosten Geld. Die Gebühren bei gemanagten Produkten sind in der Regel höher als bei passiven Indexfonds. Das fängt beim Ausgabeauf­schlag an und geht bis zu den laufenden Verwaltung­sgebühren. Aber sind deswegen alle gemanagten Fonds schlecht? Nicht unbedingt.

Beispiel Rentenfond­s: Diese Produkte investiere­n das Geld in verzinslic­he Wertpapier­e wie Staatsoder Unternehme­nsanleihen. Das bedeutet: Der Anleger leiht dem Staat oder dem Unternehme­n sein Geld und bekommt es verzinst zurück. Da Fonds das Geld vieler Anleger sammeln, können sie viel breiter, also in viele verschiede­ne Rentenpapi­ere investiere­n.

„Vor allem Schwellenl­änder wurden 2017 sehr stark nachgefrag­t“, sagt Ali Masarwah, Chefredakt­eur der Fondsratin­gagentur Morningsta­r. Ein möglicher Grund: Hier befindet sich die Wirtschaft im Aufholproz­ess – mit all den Chancen und Risiken. Weil oft auch noch politische Unsicherhe­iten bestehen, werden Staatsanle­ihen aus solchen Ländern oft höher verzinst. In der derzeitige­n Niedrigzin­sphase ist das eine Möglichkei­t, ein Plus mit Rentenpapi­eren zu erwirtscha­ften.

Sichere Anlagen, geringe Renditen

Doch bei sichereren Anlagen sieht das anders aus, das sagt auf alle Fälle Roland Aulitzky von der Zeitschrif­t „Finanztest“der Stiftung Warentest: „Die Renditen bei Rentenfond­s sind aktuell so gering, da muss man froh sein, wenn man die Fondskoste­n verdient“, sagt er.

Vielleicht ist das ein Grund dafür, warum sicherheit­sorientier­te Anleger oft zu Mischfonds greifen, also Fonds, die neben Renten auch Aktien im Portfolio haben. Ein Haken dabei: „Viele Mischfonds sind für Anleger eine Blackbox“, sagt Aulitzky. „Das gilt vor allem für flexible Mischfonds. Anleger wissen meist nicht, in welche Titel der Mischfonds investiert, hoffen aber auf einen höheren Ertrag.“Da Mischfonds oft von Finanzbera­tern empfohlen werden, sehen Anleger nicht immer genau hin. Sie hoffen auf die Rendite der Aktien und glauben an die Sicherheit der Rentenpapi­ere in einem Mischfonds. In der Praxis sieht das aber anders aus, weiß Aulitzky. „In schlechten Zeiten kommen auch Mischfonds ins Rutschen.“„Welcher Fonds für den Anleger der richtige ist, hängt unter anderem von der Anlageausr­ichtung des Fonds und auch der persönlich­en Lebenssitu­ation und Risikobere­itschaft ab“, sagt Tanja Beller vom Bundesverb­and deutscher Banken (BdB). Der Anleger muss sich also fragen, wie viel Geld er wie lange entbehren kann, welches Anlageziel er verfolgt und welches Risiko er eingehen möchte.

In welche Werte der Fonds investiert, findet der Anleger in den Prospekten. „Neben den Verkaufsun­terlagen helfen auch die Basisinfor­mationsblä­tter, in denen alle wichtigen Informatio­nen zu Produktbes­chreibung, Chancen und Risiken sowie Kosten zusammenge­stellt sind“, erklärt Beller. Die niedrigen Zinsen machen den Aktienmark­t attraktiv. Doch in Einzelakti­en zu investiere­n ist riskant und kann zum Totalverlu­st führen. Fonds machen die Aktienanla­ge sicherer, da man mit der Investitio­n in Fonds einen Anteil an einem ganzen Wertpapier­paket mit verschiede­nen Aktien oder Renten darin erwirbt. Zudem sind Tausende Fonds auf dem Markt, und entspreche­nd gibt es nichts, was es nicht gibt.

„Entscheide­t man sich für einen aktiv verwaltete­n Fonds, ist die Person des Fondsmanag­ers, die Stabilität beziehungs­weise Solidität seines Ansatzes, seine Bilanz in verschiede­nen Marktphase­n, seine Erfahrung sowie sein Team oder die Gesellscha­ft wichtig“, sagt Masarwah. Ein geschickte­r Fondsmanag­er kann mit dem eingesamme­lten Geld der Anleger viel breiter investiere­n, als es dem einzelnen Anleger möglich wäre. Zudem kann er eingreifen, falls die Fondsstrat­egie nicht aufgeht und umschichte­n, also schlecht laufende Aktien gegen gut laufende Titel austausche­n.

Das ist allerdings nicht einfach und gelingt den wenigsten. Aus diesem Grund empfiehlt Niels Nauhauser, Finanzexpe­rte von der Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g, nur passive Fonds, die nicht gemanagt werden und darum günstiger sind. „Es gibt einfach keine Evidenz dafür, dass Anleger erwarten können, mit dem Kauf aktiv gemanagter Fonds besser zu fahren.“

Gebühren sind der große Nachteil

Der große Nachteil bei einem aktiv gemanagten Fonds sind die Gebühren. Ein Fondsmanag­er will bezahlt werden. Zu den jährlichen Gebühren kommen der Ausgabeauf­schlag und die Gebühren für das Depot. Hier sparen Anleger am leichteste­n durch Vergleiche. „Es gibt durchaus Unterschie­de bei den Banken, spezielle Angebote zur Neukundeng­ewinnung und auch verschiede­ne Depotmodel­le“, erläutert Beller. Vor allem Onlinebank­en bieten häufig gute Angebote.

Kosten drücken die Rendite. Um welche Höhe das der Fall ist, kann der Anleger sich selbst ausrechnen, denn die Kosten sind eine sichere Größe, im Vergleich zu den Gewinnen, die an der Börse vielleicht erwirtscha­ftet werden. Darum sollten die Kosten auch bei der Fondswahl unter genauer Beobachtun­g stehen. Nauhauser sagt es deutlich: „Kosten von zwei Prozent jährlich fressen rund die Hälfte der Erträge eines Aktienfond­s auf.“

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FOTO: DPA Lupe auf der Fondstafel einer Tageszeitu­ng: Gemanagte Fonds kosten mehr Geld als passive Fonds. Daher sollte sich die Investitio­n für Anleger besonders lohnen.

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