Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Grüne Gemütlichk­eit

Kein Wohnbereic­h lässt sich so vielseitig nutzen wie der Balkon – als Outdoor-Wohnzimmer, Küche, Büro oder Garten

- Von Melanie Öhlenbach

STUTTGART (dpa) - Wenn die Frühlingss­onne die Winterkält­e vertreibt, rückt der Balkon als Wohnraum wieder in den Fokus. Er lässt sich nicht nur als Stauraum für Müllsäcke und Getränkeki­sten nutzen. „Ein schön gestaltete­r Balkon kann das persönlich­e Wohlbefind­en steigern, ein ökologisch­er Trittstein in der Stadt sein und nicht nur etwas für das Auge, sondern auch etwas für den Gaumen bieten“, sagt Landschaft­sarchitekt und Buchautor Martin Staffler aus Stuttgart. Etwa als Grillküche und Gemüsegart­en. Eine paar Ideen, den Balkon zu nutzen:

Gemütliche­s Wohnzimmer:

Bequeme Sitzmöbel wie Sessel und Sofa auf dem Balkon? Wenn genug Platz ist und der Balkon das Gewicht aushält, sei das kein Problem, sagt die Wohnberate­rin Katharina Semling aus Oldenburg. „Die Möbel und Bezüge müssen jedoch für den Outdoor-Gebrauch geeignet sein und auch Regen vertragen, damit man sie nicht dauernd wegräumen muss.“Ihr Tipp: Plastiktep­piche für den Boden, abwischbar­e Polstersto­ffe für die Sitze, unempfindl­iches Holz oder pflegeleic­htes Metall für Tisch und Stühle.

Die Optik sollte bei der Wahl von Sofa oder Sessel nicht die allerwicht­igste Rolle spielen. „Auf den Möbeln muss man vor allem sehr bequem sitzen können. Bei Sofas ist ein leicht schräger Winkel der Rückenlehn­e angenehm“, erklärt Semling. Gegen rutschende Polster helfen untergenäh­te Klettbände­r. Für eine gemütliche Atmosphäre an lauen Abenden sorgen Kerzen in Gläsern, Lichterket­ten und Stehlampen.

Für mehr Privatsphä­re ist ein Sichtschut­z von Vorteil. „Hohe Stauden machen den Balkon von außen weniger einsehbar. So kann man sich wunderbar einigeln“, sagt Staffler. Neben Bambus und anderen Gräsern bieten sich dafür auch Säulenobst und Feuerbohne­n an: Sie blühen nicht nur schön, sondern lassen sich auch noch beernten.

Praktische­s Arbeitszim­mer:

Auf dem Balkon lässt sich ein temporärer Arbeitsber­eich einrichten – zumindest wenn der Platz wind- und wettergesc­hützt ist. Ansonsten rät Semling davon ab. „Bei Wind flattert Papier nur herum, oder die Sonne verfängt sich im Display.“Wer auf dem Balkon keinen Sonnenschi­rm mit klobigem Fuß unterbring­en kann, dem empfiehlt Buchautori­n Mascha Schacht aus Frankfurt ein Sonnensege­l – gekauft oder selbst gebastelt. „Ausgedient­e Bettlaken oder Bastmatten kann man leicht mit ein paar Schnüren und Haken zu einem Sonnenschu­tz umfunktion­ieren.“

Laptop und Telefon ohne Kabel

Für das Mobiliar genügen ein stabiler Tisch und ein bequemer Stuhl. Elektronis­che Geräte wie Laptop und Telefon sollten kabellos funktionie­ren, damit die Leitungen nicht zur Stolperfal­le werden und man die Geräte nach Feierabend und vor einem Gewitter abbauen kann.

Temporäre Grillküche:

Wer auf seinem Balkon grillen möchte, sollte vorher im Mietvertra­g nachlesen oder seinen Vermieter fragen. Aber auch mit Erlaubnis sollte man es nicht übertreibe­n – selbst wenn man statt eines Holzkohleg­rills ein Gas- oder Elektroger­ät verwendet. Nachbarn können sich vom Duft gegrillter Würstchen und Steaks belästigt fühlen. Und: „Es gibt gesetzlich­e Regeln, wann und wie häufig gegrillt werden darf“, betont Staffler. Das ist kommunal unterschie­dlich geregelt.

„Kugelgrill­s sind relativ leicht und schnell wieder weggeräumt“, erklärt Schacht. „Bei wenig Platz bieten sich Grills in Balkonkast­enform an, die an der Brüstung befestigt werden. In den Balkonkäst­en nebenan können Grillkräut­er wie Salbei, Rosmarin oder Thymian wachsen.“Zum Sitzen bieten sich nicht nur Stühle an: „Getränkeki­sten lassen sich mit Auflagen oder Kissen schnell in Hocker verwandeln.“

Minigarten: Hier lässt sich beinahe alles anbauen, was auch im Gemüsebeet gedeiht. Es gibt inzwischen auch viele kompakt wachsende Sorten für den Balkon. Damit die Pflanzen ausreichen­d Licht bekommen, empfiehlt Schacht, diese nach Größe zu staffeln. Kleine Töpfe kommen auf einem Beistellti­sch oder einer Etagere besser zur Geltung und werden nicht zur Stolperfal­le.

Bei wenig Platz kann es sich lohnen, in die Vertikale zu gehen, zum Beispiel mit Blumenampe­ln, Pflanztasc­hen für Kräuter oder Rankgitter­n für Feuerbohne­n. Prinzipiel­l rät Schacht jedoch zu wenigen, dafür aber größeren Gefäßen: „Die Pflanzen gedeihen besser, wenn sie mehr Erde haben. Außerdem muss man sie nicht so häufig gießen.“

Wer keine Lust hat, schwere Säcke in die oberen Stockwerke zu schleppen, dem empfiehlt Martin Staffler leichte Erde: „Sie hat 50 Prozent weniger Gewicht bei gleichem Volumen.“Statt schwerer Kübel aus Ton und Terrakotta sollte man zur leichten Kunststoff­version greifen.

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FOTO: INA FASSBENDER/DPA Bei wenig Platz auf dem Balkon kann es sich lohnen, in die Vertikale zu gehen, zum Beispiel mit Pflanztasc­hen für Kräuter.
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FOTOS: ANDREA WARNECKE/DPA Ein Sichtschut­z entlang der Balkonbrüs­tung schützt die Privatsphä­re.
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