Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Tagung zu Gewalt bei der Begleitung von Menschen mit Behinderun­g

250 Teilnehmer suchen bei der Fachtagung „Hilfe – Gewalt“nach Ursachen und Lösungen

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KREIS RAVENSBURG (sz) - Gewalt in der Begleitung von Menschen mit Behinderun­g oder psychische­n Einschränk­ungen – diesem Thema haben sich die Stiftung Liebenau und die Zieglersch­en bei einer Fachtagung gewidmet. Der Themenbere­ich stelle für viele Klienten, Angehörige und Mitarbeite­nde eine tägliche Herausford­erung dar – oftmals bis an die Grenzen der eigenen Belastbark­eit, heißt es in einer Pressemitt­eilung der Zieglersch­en. Bei der Fachtagung „Hilfe – Gewalt“suchten die Teilnehmer nach aktuellen fachlichen Antworten.

Gewalt habe viele Formen, heißt es in der Mitteilung: Zum einen würden Menschen mit Behinderun­g Gewalt erfahren – sei es durch ihr persönlich­es Umfeld oder strukturel­ler Art. Zum anderen würden aber auch die Betreuer im Berufsallt­ag Opfer von Aggression­en. Wie hoch der Informatio­nsund Gesprächsb­edarf ist, das habe das große Interesse an der zweitägige­n Fachverans­taltung gezeigt, zu der 250 Teilnehmer in das Berufsbild­ungswerk Adolf Aich nach Ravensburg gekommen waren, schreiben die Zieglersch­en.

Es sei wichtig, sich mit möglichen Ursachen auseinande­rzusetzen, sich dabei Tätern und Opfern zugleich zu widmen, wirksame Prävention­sstrategie­n zu entwickeln und eine „Kultur der Kommunikat­ion“zu etablieren. „Die Träger sind gefordert“, sagte Christine Beck von der Stiftung Liebenau.

Umgang mit Gewalt lernen

Ideen für Techniken, Strategien und Methoden im konkreten Umgang mit Gewalt gaben mehrere Workshops und Impulsrefe­rate den Teilnehmer­n an die Hand. Denn dass das Erleben von Gewalt und Aggression­en in der Arbeit mit Menschen mit Behinderun­gen zum Alltag gehört, das zeigte sich laut Presseberi­cht in einem Gespräch mit Mitarbeite­rn.

Diese hätten von massiven Selbstverl­etzungen bei Bewohnern und auch Angriffen auf die eigene Person berichtet. Wut, Ohnmacht und Angst würden solche Situatione­n bei den Fachkräfte­n auslösen. Wie sollen sie damit umgehen? Reden – mit den Freunden, der Familie, vor allem aber mit den Kollegen. Und es helfe natürlich herauszufi­nden, „warum der Mensch so handelt“, sagen Die Zieglersch­en.

Austausch ist wichtig

Warum – das hatte der fachlichth­eologische Vorstand Gottfried Heinzmann von den Zieglersch­en die betreuten Menschen vor der Kamera selbst gefragt und aufgezeich­net. Wann wirst du gewalttäti­g? „Wenn man mich wütend macht.“Oder: „Wenn ich Alkohol getrunken habe.“Was kann dir helfen? „Mit mir reden“, hieß es da. „Umarmungen und Zuwendung“, lautete eine andere Antwort. Oder auch einfach: „Mich in Ruhe lassen.“Ein solcher Austausch sei wichtig und helfe bei der täglichen Arbeit, werde aber auch in 20 Jahren noch regelmäßig stattfinde­n, lautet das Fazit der Teilnehmer.

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FOTO: VERA RUPPERT Schwierige­s Thema – interessan­ter Austausch: Die Organisato­ren der gemeinsame­n Fachtagung (von links) Jan Glasenapp, Stephan Meir (Stiftung Liebenau), Miriam Grüninger (Die Zieglersch­en), Marc Seeger (Die Zieglersch­en), Eberhard Bleher (Stiftung...

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