Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Sieg auf dem Zahnfleisc­h

Trotz vieler Ausfälle gewinnt der SV Oberzell in der Fußball-Landesliga in Mietingen

- Von Christian Metz

OBERZELL - Der SV Oberzell hat in der Fußball-Landesliga beim Aufsteiger SV Mietingen einen wichtigen Sieg gelandet. Aufgrund vieler Ausfälle gingen die Oberzeller beim 3:0 mit einer völlig ungewohnte­n Aufstellun­g an den Start – in Ansumana Jobe machte ein Spieler auf sich aufmerksam, den vorher noch niemand kannte.

Mitte März kommt der SV Oberzell auf dem Zahnfleisc­h daher – das wurde am Samstag schon beim Blick auf die Riege der Ergänzungs­spieler deutlich: Da saßen an Feldspiele­rn zwei aus dem Kreisliga-B-Team (Simon Tischler, Jobe), ein Marius Eberle ohne Training nach langer Verletzung, ein Dominik Boos mit Muskelprob­lemen und Co-Trainer Oliver Wittich.

Weil mehr als eine halbe Mannschaft fehlte, mussten die Trainer kräftig überlegen, wie sie ihr Team in Mietingen auf den Rasen schicken sollten. Achim Pfuderer und Oliver Wittich entschiede­n sich für ein System mit zwei Spitzen und einen ganz einfachen Fußball nach dem Motto: Hinten steht die Null und vorne zwei Kanten. Die Kanten – das waren Ersin Sanli und Anderson Gomes dos Santos. Sie sollten Bälle festmachen und vor allem bei langen Bällen Kopfballdu­elle gewinnen. Hinten bewies Daniel Marin in der Innenverte­idigung mal wieder, dass er „fast alles spielen kann“(Wittich).

Defensiv ging die Rechnung auf: „Bis auf Distanzsch­üsse hatte Mietingen über die gesamten 90 Minuten hinweg keine Torchancen“, war Wittich zufrieden. Die Oberzeller Trainer waren sehr vorsichtig: Nach einer frühen Gelben Karte für Mohamed Mirey gingen sie gar kein Risiko und nahmen den Linksaußen früh vom Platz. „Zu zehnt hätten wir unsere Taktik nicht umsetzen können“, begründete der Co-Trainer diesen Schritt.

Es kam Ansumana Jobe. Moment – wer? Jobe ist den Oberzeller­n im Herbst 2017 aus der Flüchtling­sunterkunf­t bei den Tennisplät­zen zugelaufen. „In der zweiten Mannschaft war er unterforde­rt“, meint Wittich. Also angesichts der Personalno­t die Beförderun­g in die Erste und gleich der erste Einsatz – von Null auf die zentrale Offensivpo­sition Zehn. Wittichs Fazit: „Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht.“

Starker Treffer von Jobe

Vor Jobes bester Szene ging allerdings zunächst einmal die britische Taktik der Oberzeller auf: In der 34. Minute ein langer Ball auf Gomes dos Santos, der legt per Kopf auf Sturmpartn­er Sanli ab – und der wiederum hämmert den Ball direkt ins Tor. Der erste Treffer des langen ExFriedric­hshafeners für seinen neuen Verein – vielleicht ein Hoffnungss­chimmer in Sanlis Leidensges­chichte: Er kämpft immer noch mit der Verletzung, die er schon vom VfB mitgebrach­t hat.

Auch die Oberzeller erarbeitet­en sich über die gesamte Spieldauer hinweg nur wenige Tormöglich­keiten. Wenn die Chance aber da war, schlugen sie zu. In der 59. Minute war es Jobe, der per Kopf nach einem Freistoß für eine Vorentsche­idung sorgte. Wittich war hörbar beeindruck­t: „Mit einem super Timing und einer enormen Sprungraft stand er einen halben Meter höher als sein Gegenspiel­er in der Luft und hat den Ball aus elf, zwölf Metern mit Wucht ins Eck befördert – schulbuchm­äßig.“

Die Oberzeller legten noch einen drauf: Ein Ballgewinn in der 78. Minute von Daniel Wellhäuser, der lange Ball durchs Mittelfeld auf Gomes dos Santos, „Ando“gewinnt seinen Zweikampf und schickt Marcel Freisinger, der vor dem Tor eiskalt bleibt und zum 3:0 einschiebt. „Unterm Strich haben wir verdient gewonnen“, freute sich Wittich, der selbst noch ein paar Minuten auf dem Feld stand. „Die drei Punkte waren immens wichtig.“Sie bescherten den Oberzeller­n – in einer allerdings aufgrund der vielen Spielausfä­lle unberechen­baren Tabelle – den Sprung auf Platz fünf, ein gutes Stück weg von den Abstiegsrä­ngen.

SV Mietingen – SV Oberzell 0:3 (0:1) – Tore: 0:1 Ersin Sanli (34.), 0:2 Ansumana Jobe (59.), Marcel Freisinger (78.) – Schiedsric­hter: Leyhr (Münsingen) – Zuschauer: 150 – SVO: Mähr – L. Kleb, Schlegel, Marin, F. Maucher – Mirey (25. Jobe), Wellhäuser (83. Boos), Freisinger, Tremmel – Gomes dos Santos, Sanli (84. Wittich).

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FOTO: CHRISTIAN METZ Mussten sich angesichts zahlreiche­r Ausfälle eine neue Aufstellun­g und eine neue Taktik für den SV Oberzell überlegen: Co-Trainer Oliver Wittich (links) und Achim Pfuderer.

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