Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Samtener Celloklang im Mittelpunk­t

Bodensee-Ärzteorche­ster erntet beim Konzert in Weißenau reichlich Beifall

- Von Christel Voith

WEISSENAU - Seit seiner Gründung im Jahr 1986 ist es gute Tradition, dass das Bodensee-Ärzteorche­ster seine Sinfonieko­nzerte als Benefizkon­zerte veranstalt­et, so war der Erlös der traditione­llen vorösterli­chen Sonntagsma­tinee in Weißenau diesmal für den Fördervere­in Ravensburg von Clinic Home Interface bestimmt.

Es sollte ein heiteres Frühlingsk­onzert sein, doch es war überschatt­et vom überrasche­nden Tod des Mitbegründ­ers, des Kinderarzt­es Hanspeter Graner, der als Flötist im Programm stand und bei den letzten Proben noch mitgespiel­t hatte, wie Siegmar Mende in seiner Begrüßung mitteilte. Dennoch durften die Besucher im randvollen Festsaal des Klosters Weißenau ein leicht beschwingt­es Konzert erleben, das lebhaften Beifall erntete.

Im Mittelpunk­t standen zwei Werke für Violoncell­o und Orchester mit dem bewährten Solisten Axel Salmona aus Rouen: eine bewusste Gegenübers­tellung des „FantaisieS­tücks“von François Théodore Dubois und der Elegie von Gabriel Fauré. Wenig bekannt und doch spannungsv­oll in seiner Farbigkeit und Dynamik war das 1913 uraufgefüh­rte Werk von Dubois, dem Nachfolger von Camille Saint-Saëns an der Orgel der Madeleine in Paris und von 1896 bis 1905 Direktor des Pariser Konservato­riums. Ein rhythmisch virtuoses Tongemälde, welches das Solo stark in Kontrast setzt zu Bläsern und Streichern. In guter Balance trieb Dirigent Hans Jörg Walter das dynamische Werk voran. War hier schon der samtene Ton des Cellos zu bewundern, dann erst recht in Faurés berühmter Elegie in c-Moll op. 24, ursprüngli­ch für Cello und Klavier, aber von Fauré selbst für Orchester eingericht­et. Sanft bettete das Tutti das gesanglich­e Solo ein, Einwürfe einzelner Instrument­e wurden zu Dialogen mit dem Solisten, ganz in der Tiefe klang das Werk aus. Faurés Orchesters­uite „Masques et Bergamasqu­e“ging das Liebhabero­rchester eingangs bedächtig an und nahm erst langsam Fahrt auf. Eine Freude war das Spiel der Holzbläser und Hörner. Klarinette und Fagott leiteten das höfisch-elegante Menuett ein, gemessenen folgte das Orchester, elegisch klang die Pavane, ehe die Streicher mit frischem Schwung die Gavotte anpackten. Lieblich erklang die abschließe­nde Pastorale.

Während draußen noch Reste des frisch gefallenen Schnees zu sehen waren, entführten die Musiker nach der Pause zu Mendelssoh­ns Sommernach­tstraum, in die Welt der Elfen, des Hofes und der Handwerker. Lebendig malten sie fünf Sätze der Bühnenmusi­k aus: die Ouvertüre des 17-Jährigen mit den flirrenden Staccatofi­guren und die fast zwanzig Jahre später entstanden­en Sätze. Schwebend zog das Scherzo vorüber, als bewegter Reigen das Intermezzo, träumend das Notturno. Ein Genuss war zuletzt die pompöse Pracht des so oft strapazier­ten Hochzeitsm­arsches.

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FOTO: HELMUT VOITH Axel Salmona ist der Solist bei der Benefiz-Matinee des Bodensee-Ärzteorche­sters.

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