Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Aus Naturfreib­ad wird eine Badestelle

Keine Badeaufsic­ht mehr am Lengenweil­er See – Besucher müssen nichts mehr zahlen, dafür fällt aber die Badeinsel weg

- Von Herbert Guth

WILHELMSDO­RF - Die gute Nachricht zuerst: Der Lengenweil­er See in Wilhelmsdo­rf bleibt der Bevölkerun­g auch künftig als Badesee und damit als attraktive­s Freizeitan­gebot erhalten. Eintrittsg­eld für die Nutzung der Liegewiese sowie der Umkleideka­binen und Toiletten wird künftig nicht mehr erhoben. Im Gegenzug wird es keine Badeaufsic­ht mehr geben. Nicht zuletzt muss die erst vor zwei Jahren eingesetzt­e neue Badeinsel aus dem See entfernt werden. Ohne diese bisherige Attraktion ist es möglich, das bisherige Naturfreib­ad in eine Badestelle umzuwandel­n, bei der kein kostenträc­htiges Personal für die Betriebs- und Wasseraufs­icht während der Öffnungsze­iten bereitgest­ellt werden muss. Der Gemeindera­t beschloss die Umwandlung in eine Badestelle in seiner Sitzung am Dienstagab­end nach intensiver Diskussion einstimmig.

Zu Beginn der Badesaison im vergangene­n Jahr hatte es wegen eines Krankheits­falls Probleme mit der Badeaufsic­ht am Lengenweil­er See gegeben. Formal wurde sogar ein Badeverbot verhängt. Als der Gemeindera­t in einer Sparrunde sich mit den jährlichen Ausgaben für den Badebetrie­b beschäftig­te, wurde ein Einsparpot­enzial ausgemacht. Um insgesamt Rechtssich­erheit zu erlangen und Möglichkei­ten für einen weiteren Badebetrie­b auszuloten, gab die Gemeinde ein 6500 Euro teures Rechtsguta­chten bei einem ausgewiese­nen Fachmann für Bäderwesen in Auftrag. Die Ergebnisse daraus bildeten jetzt die Grundlage für die beschlosse­nen Veränderun­gen. Dieser Weg zu einer nachhaltig­en Lösung für den künftigen Badebetrie­b bezeichnet­e Bürgermeis­terin Sandra Flucht „als eine tolle Lösung für unseren Lenge“.

Haftungs- und finanziell­e Gründe

Hauptamtsl­eiter Josef Ruff zeigte zunächst die bisherigen Mängel auf, die durch das Gutachten amtlich wurden. Beim Lengenweil­er See handelt es sich um ein Naturfreib­ad, in dem eine Betriebs- und Wasseraufs­icht erforderli­ch ist. Diese wurde im vergangene­n Jahr nicht ordnungsge­mäß durchgefüh­rt, da sie nicht während der kompletten Öffnungsze­it organisier­t werden konnte. Dazu kommt, dass wegen der Attraktion der Badeinsel bei Hochbetrie­b eine Aufsicht allein gar nicht ausgereich­t hat. Eine weitere Aufsichtsk­raft hätte sich dann in der Nähe der Insel aufhalten müssen, so das Gutachten. Zusammenfa­ssend sagte Ruff: „Wir wollen den Badebetrie­b für unsere Bürger aufrechter­halten. Es ist aber dringend geboten, den Lengenweil­er See aus Haftungsun­d finanziell­en Gründen als Badestelle auszuweise­n.“

Notwendig ist dafür eine umfangreic­he Beschilder­ung, mit der unter anderem klargestel­lt wird, dass das Baden auf eigene Gefahr erfolgt und es keine Wasseraufs­icht gibt. Entspreche­nde Schilder müssen auch auf der von der Liegewiese aus gegenüberl­iegenden Seeseite angebracht werden. Vom dortigen Steg aus wird der See von vielen Einheimisc­hen genutzt. Nach dem jetzt beschlosse­nen Konzept soll der vorhandene Kiosk an eine Illmenseer Firma verpachtet werden. Im Gegenzug übernimmt deren Personal die Reinigung der Liegewiese, der Badekabine­n, Duschen und Toiletten. Im Gegenzug wird sie im Kiosk Getränke-, Eis- und Snackautom­aten aufstellen, an denen sich die Badegäste versorgen können. Dieser Passus im Beschluss des Rates tritt aber nur dann in Kraft, wenn der Verein zum Erhalt des Lengenweil­er Sees diese Aufgaben nicht selbst übernehmen will. Ergänzend dazu wird die Gemeinde täglich vor Beginn des Badebetrie­bs kontrollie­ren, ob das Gelände in einwandfre­iem Zustand ist. Auch das Rasenmähen, Schneiden der Hecken und weitere Unterhaltu­ngsarbeite­n werden von der Gemeinde übernommen.

Die Badeinsel wird verkauft

Die neuwertige Badeinsel soll zu einem angemessen­en Preis verkauft werden. In verschiede­nen Wortmeldun­gen wurde deutlich, dass dem See-Verein sein Zuschuss für die Badeinsel zurückerst­attet werden sollte. Der Verein steuerte damals 7000 Euro für den Kauf der Badeinsel bei. Bei allen Wortmeldun­gen wurde deutlich, dass mit dem Fördervere­in partnersch­aftlich über die Umsetzung der Beschlüsse geredet werden müsse. Dabei wurde hervorgeho­ben, welch wertvolle Arbeit die Vereinsmit­glieder seit vielen Jahren für den Erhalt des Lengenweil­er Sees leisteten.

Auf die Frage, wie hoch denn wohl die Einsparung­en durch den Verzicht auf die Badeaufsic­ht sind, wollte sich Bürgermeis­terin Flucht nicht auf eine konkrete Zahl einlassen. „Das lässt sich heute noch nicht sagen. Wir müssen die Erfahrunge­n in diesem Jahr abwarten.“Zur Erinnerung: Als sich der Gemeindera­t Ende September 2017 bereits mit dieser Frage beschäftig­te, nannte die Verwaltung ein mögliches Einsparpot­enzial in Höhe von rund 30 000 Euro. Bisher verschlang der Badebetrie­b jährlich rund 45 000 Euro, wie damals ausgewiese­n wurde.

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FOTO: HERBERT GUTH Die erst vor zwei Jahren neu angeschaff­te Badeinsel im Lengenweil­er See muss nach der Umwidmung des Sees von einem Naturfreib­ad zu einer Badestelle entfernt werden.

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