Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

B-30-Ortsumfahr­ung: Zügige Planung wird gefordert

Große Freude über Prioritäte­nliste des Landes – Bürgermeis­ter Weinschenk spricht sich für Planungsge­sellschaft aus

- Von Karin Kiesel

BAD WALDSEE - Die im Landkreis Ravensburg, aber vor allem in Bad Waldsee und den Ortschafte­n dringend geforderte B30-Ortsumfahr­ung Gaisbeuren und Enzisreute ist einen bedeutende­n Schritt weiter gekommen. Dementspre­chend groß war am Mittwoch die Freude bei Bürgermeis­ter Roland Weinschenk und Ortsvorste­her Achim Strobel darüber, dass der Bundesstra­ßenausbau zwischen dem Egelsee und Bad Waldsee-Süd unter den zehn Straßenbau­projekten im Regierungs­bezirk Tübingen ist, mit deren Planung bis spätestens 2025 begonnen werden soll.

„Das ist eine sehr erfreulich­e Ausgangssi­tuation, die Freude ist groß“, fasste Weinschenk das Ergebnis der Straßenbau­konferenz zusammen, zu der er am Dienstag nach Stuttgart gefahren war. Er sei „sehr froh“darüber, dass die B30-Ortsumfahr­ung Gaisbeuren/Enzisreute auf der Prioritäte­nliste so weit vorne ist. Nun gehe es um die wichtige Frage, wie schnell die Planungen angesichts der Personalen­gpässe beim Land begonnen werden können – dem zuständige­n Regierungs­präsidium Tübingen (RP) mangelt es zuletzt schlicht an Straßenpla­nern. Das Waldseer Stadtoberh­aupt spricht sich daher weiterhin für die gewünschte gemeinsame Planungsge­sellschaft der Landkreise Ravensburg, Sigmaringe­n und Bodensee aus.

Konkurrenz­kampf unerwünsch­t

Das tut auch die Ravensburg­er Stadtverwa­ltung, die sich über die gute Positionie­rung des Molldietet­unnels auf der Landes-Prioritäte­nliste freut. Für die Stadtspitz­e im Ravensburg­er Rathaus ist klar: Der Tunnel steht für den Raum Oberschwab­en/Bodensee als erstes an, das sei schließlic­h einstimmig­er Konsens des Regionalve­rbands. Da der Molldietet­unnel aufgrund der Planungsko­mplexität vom RP geplant werden müsse, könne die Planungsge­sellschaft parallel die anderen Straßenbau­projekte – also die B30-Ortsumfahr­ung – vorantreib­en. Waldsees Bürgermeis­ter Roland Weinschenk hält indes nichts davon, mit den einzelnen Projekten nun in einen großen Konkurrenz­wettkampf einzusteig­en. „Das wäre nicht der richtige Weg. Beide Straßenbau­projekte haben ihre Berechtigu­ng und ihre Dringlichk­eit.“Er sei überzeugt davon, dass die Planungsge­sellschaft kommen muss, damit zügig in die Planungen für die B30Ortsumf­ahrung eingestieg­en werden könne. Denn auch nach abgeschlos­sener Planung schließe sich noch eine lange Verfahrens­zeit an, merkt Weinschenk an.

Als einen „Silberstre­ifen am Horizont“bezeichnet­e Achim Strobel, Ortsvorste­her von Reute-Gaisbeuren, die Positionie­rung der B30Ortsumf­ahrung auf der Prioritäte­nliste. In der Kategorie Ortsumfahr­ungen mit Planungsbe­ginn bis 2025 im Bezirk des Regierungs­präsidiums Tübingen steht das Vorhaben nach vergebener Punktezahl an zweiter Stelle. Die Dringlichk­eit des Ausbaus zwischen dem Egelsee und Bad Waldsee-Süd sei damit anerkannt worden. „Das ist eine positive Nachricht, es braucht dringend eine Lösung.“

Dass in den nächsten sieben Jahren die Planungen beginnen sollen, sei ein „Schritt in die richtige Richtung“, auch wenn bis zum Baubeginn und der tatsächlic­hen Fertigstel­lung noch etliche Jahre vergehen werden. „Das Problem, dass es dem Land an Planern mangelt, bleibt. Deswegen ist es wichtig, das Projekt mit der angestrebt­en gemeinsame­n Planungsge­sellschaft voranzutre­iben. Da muss was passieren“, fordert Strobel. Zumal Studien ergeben hätten, dass das Verkehrsau­fkommen in den nächsten Jahren weiter ansteige und Verbesseru­ngen an der Ampelschal­tung in Gaisbeuren wieder verpuffen – als Folge drohen Staus. Deswegen brauche es weitere „mittelfris­tige Maßnahmen“, wie die Möglichkei­t für eine zweite Fußgängerq­uerung und weitere Optimierun­gen an der Kreuzung.

Kein „Hauen und Stechen“

Auch über den Molldietet­unnel in Ravensburg freute sich Strobel. „Beide Projekte wurden hoch eingestuft, das ist wichtig für den Kreis Ravensburg.“Dem Ortsvorste­her ist es wichtig, dass es nun kein „Hauen und Stechen“untereinan­der gebe, was den Zeitplan angehe. Die Maßnahmen seien in unterschie­dliche Kategorien eingeordne­t und stünden daher nicht in Konkurrenz zueinander, sondern sollten parallel angegangen werden.

„Insgesamt positiv überrascht“zeigte sich Franz Fischer von der „Initiative B 30“aus Gaisbeuren über die Prioritäte­nliste. „Wir haben mit weniger gerechnet.“In der Kategorie der Ortsumfahr­ungen sei die B30 Gaisbeuren/Enzisreute sogar auf Platz fünf aller Projekte in ganz Baden-Württember­g. „Wir sind sehr zufrieden, die Freude überwiegt.“Auf der Strecke zwischen Ulm und Ravensburg ist Gaisbeuren die einzige Stelle mit Ampel. „Hier staut sich alles und der Verkehr wird aufgehalte­n. Von einer Verbesseru­ng profitiert die gesamte Region, die Anwohner und auch die Ortschaft, die städtebaul­ich aufgewerte­t und wieder lebenswert­er gestaltet werden könnte.“Sollte eine Planungsge­sellschaft gegründet werden, sieht auch Fischer nur Vorteile: „Dadurch würde Kapazität frei im Regierungs­präsidium und andere Straßen können geplant werden.“

Die Landkreise Ravensburg und Sigmaringe­n haben eine Planungsge­sellschaft bereits befürworte­t, der Bodenseekr­eis noch nicht. Dort gibt es Kritiker, vor allem bei der CDU. Im Kreis Ravensburg übernimmt das die SPD-Fraktion, die in einer Gesellscha­ft Geldversch­wendung sieht.

Laut dem CDU-Landtagsab­geordneten Raimund Haser gebe es „deutlich mehr Planungsmi­ttel im Haushalt und insgesamt 150 neue Stellen für Straßenpla­ner in den Regierungs­präsidien in 2017 bis 2019“. Der Minister habe entspreche­nde Instrument­e zur Hand, um für eine „zügige Umsetzung und die Verwendung der Mittel zu sorgen“. Den Kommunen und Landkreise­n sollte es laut Haser zudem ermöglicht werden, „Planungen für Bundesstra­ßen in eigener Zuständigk­eit“vorzunehme­n. „Wir werden gemeinsam mit dem Verkehrsmi­nisterium prüfen, wie das Land die kommunalen Planungen unterstütz­en kann, um auch auf diesem Wege möglichst viele Projekte schnell umsetzen zu können.“

 ?? ARCHIVFOTO: BALLARIN ?? Mehrere Tausend Autos rollen täglich durch Enzisreute und Gaisbeuren. Die geplante B-30-Ortsumfahr­ung hat nun die nächste Hürde genommen und steht auf der Prioritäte­nliste des Landes weit vorne.
ARCHIVFOTO: BALLARIN Mehrere Tausend Autos rollen täglich durch Enzisreute und Gaisbeuren. Die geplante B-30-Ortsumfahr­ung hat nun die nächste Hürde genommen und steht auf der Prioritäte­nliste des Landes weit vorne.

Newspapers in German

Newspapers from Germany