Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bis 22 Uhr Leben auf dem Holzmarkt
OB Rapp will insbesondere Jugendliche auf den Platz locken – Anfragen von Gastronomen
RAVENSBURG - Zwar ist noch nicht heraus, wer die Gastronomie auf dem Ravensburger Holzmarkt betreiben wird – bei der Stadtverwaltung trudeln aber schon jetzt haufenweise Anfragen dazu ein. Oberbürgermeister Daniel Rapp kann sich gut vorstellen, dass ein Ravensburger Gastronom künftig die Lokalität betreibt. Er wünscht sich, dass sich dort dann auch Jugendliche wohlfühlen. Gedacht ist an eine „Tages“-Gastronomie, die bis 22 Uhr geöffnet hat.
Zunächst muss freilich die Stadtkämmerei in die Rudolfstraße umziehen, dann wird die Bauhütte grundlegend saniert – so, dass die Musikschule dort einziehen kann. Bis Ende 2019 soll die entsprechende Planung stehen, die Umbaubarbeiten starten frühestens 2020. Denn bis dahin braucht die Stadtverwaltung die Bauhütte als Zwischenstandort für die Mitarbeiter, die aus dem Rathaus hinausmüssen, solange dort der Brandschutz auf Vordermann gebracht wird.
Da die Musikschule wohl nicht die gesamte Bauhütte belegen wird, soll nach dem ausdrücklichen Wunsch der Stadtverwaltung dort, wo jetzt der Blumenladen „Grün am Turm“drin ist, sowie in den danebenliegenden Räumen mit großen Fenstern ein Restaurant oder ein Tagescafé eröffnen (die SZ berichtete). Schließlich, erläutert der OB, biete der Holzmarkt als eine der wenigen echten, nämlich busfreien, Fußgängerzonen ein enormes Potenzial, um mit einer hübschen Außengastronomie belebt zu werden. „Wir brauchen einen starken Anker im Norden der Innenstadt“, sagt Rapp. Einen, den man schon vom Schadbrunnen aus sehe, und der „die Grüner-Turm-Straße aus dem toten Winkel rauskatapultiert“, sprich: dort ebenfalls für mehr Frequenz sorgt.
Cooler Ort für Jugendliche
Selbst wenn man auf dem Holzmarkt in Zukunft den ganzen Tag über bis 22 Uhr seinen Kaffee trinken oder sich einen Salat schmecken lassen kann, bedeutet das nicht, „dass dort bis 4 Uhr in der Früh Halligalli ist“, stellt Rapp mit Rücksicht auf die Anwohner klar. Zwar wäre es ihm am liebsten, wenn sich sämtliche Generationen in dem neuen Lokal wohlfühlen. Vor allem hat das Stadtoberhaupt aber die Klientel zwischen 15 und 25 Jahren im Blick – seien die Jugendlichen doch „ein wichtiger Baustein für die Zukunftsfähigkeit der Stadt“. Natürlich weiß auch Rapp, dass diese Altersgruppe sich vorwiegend in der virtuellen Welt tummelt. Wenn sie sich aber „im echten Leben“trifft, dann möchte der OB, dass sie das in Ravensburg tut. Für junge Leute soll, so sein Wunsch, die Türmestadt „der coolste Ort“in der Region sein.
Der künftige Betreiber steht zwar noch nicht fest, da aber schon jetzt zahlreiche Interessenten von sich aus bei der Stadtverwaltung anklopfen, ist Rapp „ganz sicher, dass wir einen guten Nutzer finden“. Dass der Holzmarkt bislang in Sachen Gastronomie brachliegt – darunter leiden neben der Grünen-Turm-Straße auch Roßund Rosenstraße, findet Rapp. An stimmigen Lösungen wird gebastelt. Möglich wäre beispielsweise auch eine Kooperation mit der Creperie auf dem Frauentorplatz. Der Blumenladen, der bereits jetzt für Flair auf dem Platz sorgt, könnte in die Räume, die seinen jetzigen in der Unterführung gen Frauentor gegenüberliegen, umziehen und auf diese Weise vor Ort bleiben.
Beton-Bausünden auflösen
Damit in jeder Himmelsrichtung der Innenstadt ein Magnet Besucher anlockt, wie es das Gänsbühlcenter im Osten und der südliche Marienplatz bereits tun, setzt Rapp im Westen langfristig auf eine architektonische Aufwertung und Umgestaltung des C&A-Gebäudes. Mit dem Besitzer ist die Stadtverwaltung in losem Kontakt, derzeit „gibt es aber keine große Bewegung“, räumt der OB ein. Dabei hofft er nach wie vor, dass weitere große Labels eine Filiale in Ravensburg eröffnen – auch wenn die Gespräche mit der Modekette Zara inzwischen abgerissen sind. Stattdessen sei er im Kontakt mit „Leuten, die sich in Ravensburg noch mehr engagieren wollen“, so der OB.
Baubürgermeister Dirk Bastin setzt darüber hinaus darauf, die Beton-Bausünden der 60er- und 70erJahre des letzten Jahrhunderts „aufzulösen“. Im C&A-Gebäude könnte er sich etwa statt eines einzelnen Nutzers einen „interessanten Mix“aus kleinteiligen, 100 bis 500 Quadratmeter großen Geschäften vorstellen. Rapp führt einen weiteren Aspekt ins Feld: Auch wenn die Stadt dafür nur werben kann – viele Bürger legen ihm das Thema Lebensmittelgeschäft in der Unterstadt ans Herz. Der OB weiß: „Der Feneberg, der früher in der Bachstraße war, geht den Leuten ab.“