Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Nach Protest: Stadt passt Öffnungsze­iten der Friedhöfe an

Künftig haben die Friedhöfe in Weingarten an den höchsten kirchliche­n Feiertagen bis 22 Uhr geöffnet

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Gute Nachrichte­n für alle Friedhofsb­esucher. In Abstimmung mit der Kirche hat die Stadtverwa­ltung die Öffnungsze­iten für die beiden Weingarten­er Friedhöfe an den höchsten kirchliche­n Feiertagen verlängert. So können die Bürger künftig an Christi Himmelfahr­t, Allerheili­gen, Allerseele­n und Weihnachte­n bis 22 Uhr auf den Marienoder Kreuzbergf­riedhof gehen. Allerdings reagierte die Stadtverwa­ltung erst, als sich SZ-Leser Herbert Broichmann im Januar dieses Jahres an die „Schwäbisch­e Zeitung“wendete und durch einen Artikel öffentlich­e Aufmerksam­keit erfuhr. „Das ist ein Erfolgserl­ebnis und freut mich sehr. Das bestätigt, dass wir diesen Weg gegangen sind“, sagt Herbert Broichmann heute. „Es zeigt, dass man manchmal einfach über seinen Schatten springen muss.“

Doch war es bis dahin ein mühevoller Weg, der für die Familie Broichmann und andere Friedhofsb­esucher mit vielen Ärgernisse­n verbunden war. 60 Jahre lang war Herbert Broichmann, anfangs noch als kleiner Junge mit den Eltern, später mit Ehefrau Isolde, am Heiligen Abend auf den Kreuzbergf­riedhof gegangen, um die verstorben­en Familienan­gehörigen zu besuchen. Doch am 24. Dezember 2017 endete diese Tradition. Gegen 18.15 Uhr standen die Broichmann­s mit einem kleinen Christbaum in der Hand vor verschloss­enen Friedhofst­oren. Als Begründung führte die Stadtverwa­ltung damals „städtische Verkehrssi­cherungspf­licht“an, die vorsah, dass der Friedhof im Winter um 18 Uhr geschlosse­n werden müsse. Schnee und Eis in Kombinatio­n mit Dunkelheit seien zu gefährlich, da nach der Schließzei­t nicht mehr geräumt werde – auch am Weihnachts­abend. „Es ist schlichtwe­g eine Haftungsfr­age, dass an Heiligaben­d um 18 Uhr die Tore geschlosse­n werden“, teilte die Stadtverwa­ltung damals auf SZNachfrag­e mit.

Dafür hatten die Broichmann­s wenig Verständni­s. Schließlic­h sei auch in den vergangene­n 60 Jahren nie etwas passiert – und es habe die Schließreg­elung auch nicht gegeben. An dieser Stelle gingen die Meinungen auseinande­r. Die Broichmann­s verwiesen auf 60 Jahre Erfahrung. Vonseiten der Stadt hieß es, dass es in den vergangene­n Jahren keine Änderungen der Öffnungsze­iten gegeben habe. Allerdings seien die Öffnungsun­d damit auch Schließzei­ten erst Mitte der 1990er-Jahre eingeführt worden. Seitdem sei der Friedhof an Heiligaben­d stets von 7 bis 18 Uhr geöffnet gewesen.

Allerdings konnte Weingarten­s Oberbürger­meister Markus Ewald, das Bedürfnis der Bürger nachvollzi­ehen, an Heiligaben­d auch etwas später auf den Friedhof zu gehen. Daher stellte er schon im Januar in Aussicht, dass man sich um eine Sonderrege­lung bemühen wolle. Schließlic­h stand die Familie Broichmann – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht alleine da. Am Heiligen Abend 2016 war der Kreuzbergf­riedhof auch schon um 18 Uhr geschlosse­n worden. Schon damals standen etwa 30 Bürger vor verschloss­enen Toren. Erst als die anwesenden Bürger ihren Unmut äußerten, machte die von der Stadt mit der Schließung beauftragt­e Frau eine Ausnahme und öffnete nochmals die Tore.

Doch das sollte mit der neuen Regelung in Zukunft kein Problem mehr sein. Daher weiß Herbert Broichmann jetzt schon, was er am 24. Dezember 2018 machen wird. „Ich werde meinen verstorben­en Eltern nach der Kirche einen Besuch abstatten. Das ist mir einfach ein Bedürfnis.“

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ARCHIVFOTO: THERESA GNANN Durch das Engagement der Familie Broichmann wird der Kreuzbergf­riedhof in Weingarten an den höchsten Feiertagen nun länger geöffnet.

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