Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Frische Farbe für alte Palmen
Rettungsaktion für Kirchenpalmen – Prozession ist am Sonntag in Berg
BERG - Jesu Einzug in Jerusalem war nicht nur vor mehr als 2000 Jahren ein Ereignis, in vielen katholischen Gemeinden wird der Palmsonntag auch heute noch wie ein Hochfest gefeiert. So auch in Berg, wo am Sonntag wieder rund 200 Palmträger erwartet werden. Und wo es auf Initiative von Brigitte Bott eine Spendenaktion zur Rettung der Priester- und Ministrantenaktionen gegeben hat.
Teilweise sind es regelrechte Kunstwerke – von der Kleinstpalme der Kindergartenkinder bis zur mehrstöckigen Stangenpalme – die in Berg bei der Palmprozession zur Kirche getragen werden. Oft ist es zerbrechliche Kunst. Denn viele der Eier mit christlichen und biblischen Szenen, mit denen die Palmen verziert werden, sind alt und brüchig. Und von Jahr zu Jahr werden es mehr, die angeschlagen sind und ersetzt werden müssen. Es brauchte also mehr als eine Aufhübschaktion. Deswegen hat Brigitte Bott eine Spendenaktion gestartet, um zumindest die Palmen zu retten, die von Pfarrer und Ministranten getragen werden und von Bimba Lambert kunst- und liebevoll bemalt worden waren.
Jetzt konnte sie die Aktion nach fünf Jahren erfolgreich abschließen. Mit Peter Lambert hat sie einen Künstler gewonnen, der die Fertigkeit seiner Mutter weitergetragen und die alten Hühner- durch Holzeier ersetzt und mit christlichen Motiven bemalt hat. So seien sie zwar nicht für die Ewigkeit, aber doch vielleicht für die nächsten zehn oder 20 Jahre gerettet, lacht Bott.
Nur noch 24 statt 36 Eier
Diese neuen Palmen werden zwar wieder in der Hauptfarbe Weiß für den Priester und Rot für die Ministranten sein, aber es werden auf ihnen auch nicht mehr alle Motive eins zu eins abgebildet sein. Manches Ei wird das Bild der Namenspatrone oder andere Wunschmotive der Spender zeigen. Und die „neuen“Palmen werden auch nicht mehr 36, sondern nur noch 24 Eier tragen. Das jedoch nicht, weil die Restauration sonst zu teuer geworden oder die Spender ausgeblieben wären, „sondern weil die Palmen sonst zu schwer würden“, sagt Brigitte Bott.
Für sie ist die Palmenrettungsaktion jetzt abgeschlossen, doch hofft sie, dass das Interesse für diese Tradition in der Gemeinde wachbleibt und sich weiterhin Familien finden, die sich zu besonderen Anlässen einer Palme gönnen und diese dann auch zum Auftakt der Karwoche und Vorfreude auf Ostern in die Kirche tragen. Schließlich erinnert der Palmsonntag an den triumphalen Einzug Jesu in Jerusalem auf einem Esel. Aus diesem Grund wird oder wurde mancherorts ein Esel in der Prozession mitgeführt. In Berg war dieser bislang nur als Zier auf einer Stangenpalme dabei. Dafür wird hier ein anderer Brauch gepflegt: Ans Kreuzchen jeder Palme wird nach der Prozession eine Brezel gehängt. Das einmal, weil sich so anhand der Gebäckstücke die Zahl der Palmträger ermitteln lässt, aber auch weil die Brezel Symbolbrot ist. Angeblich soll sie einen mit gekreuzten Armen ins Gebet versunkenen Menschen darstellen. Weil der Palmsonntag zum Beginn der heiligen Woche vor Ostern, aber dennoch in der Fastenzeit liegt, gilt die Palmbrezel auch als Ersatz für eine üppigere Festtagsspeise. Sie ist etwas größer als die normale Brezel, aus süßem Hefeteig und manchmal verziert. Ebenfalls Brauch ist auch, dass jeder Gottesdienstbesucher geweihte Palmzweige mit nach Hause nehmen kann.