Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Museum zeigt Gastarbeiter-Schicksale
Bauernhausmuseum in Wolfegg feiert 40. Geburtstag – Saisoneröffnung ist am Sonntag
WOLFEGG - Das Bauernhausmuseum in Wolfegg feiert dieses Jahr seinen 40. Geburtstag. Aus diesem Anlass fällt der Auftakt in die Museumssaison am kommenden Sonntag größer aus als üblich: Vertreter der sechs weiteren Freilichtmuseen Baden-Württembergs sind unter den Geburtstagsgästen. Außerdem wird die neue Sonderausstellung eröffnet. Sie widmet sich dem Thema „Gastarbeiter auf dem Land“und ist zwei Jahre lang in Wolfegg zu sehen.
Noch wenige Tage vor der Eröffnung wurde in den Häusern auf dem Museumsgelände fleißig gearbeitet: Die Vorbereitungen auf den Saisonstart waren dieses Jahr durch einen personellen Wechsel erschwert. Bei der Programmgestaltung zum 40jährigen Bestehen des Museums hatte es Differenzen mit dem Museumsleiter Christoph Mayr gegeben, das Landratsamt hatte sich im Januar dieses Jahres von Mayr getrennt (die SZ berichtete). Als kommissarische Leiterin für die Saison 2018 wurde anschließend Claudia Roßmann eingesetzt. Sie war bislang in der Stabsstelle des Landrats tätig. Das Museum ist seit 2003 als Eigenbetrieb in Trägerschaft des Landkreises. Die Stelle der Museumsleitung soll demnächst neu ausgeschrieben werden.
Auch Maximilian Eiden, der die Gesamtleitung des Kulturbetriebs im Landratsamt innehat, unterstützte das Museumsteam bei den Vorarbeiten. „Wir haben tolle, engagierte Mitarbeiter, und wir konnten alles rechtzeitig auf die Beine stellen“, sagt er.
Video-Interviews mit Zeitzeugen
Ein besonderes Schmankerl sowohl für die Mitarbeiter bei der Vorbereitung als auch ab Sonntag für die Besucher sind Video-Interviews mit ehemaligen Gastarbeitern, die in den 1950er- und 1960er-Jahren von Italien, Griechenland oder der Türkei in oberschwäbische und Allgäuer Dörfer kamen. Sie erzählen, warum sie sich auf den weiten Weg machten und wie ihr Leben als Fremde in den kleinen Orten aussah. Die Ausstellung in Wolfegg ist Teil eines Ausstellungsverbunds der Arbeitsgemeinschaft der sieben Freilichtmuseen in Baden-Württemberg unter dem gemeinsamen Titel „Anders. Anders? Ausgrenzung und Integration auf dem Land“. Zu sehen ist sie bis zum 3. November 2019.
Einige dieser Zeitzeugen sind auch am Sonntag vor Ort. Sie bereiten für die Museumsbesucher Speisen aus ihren Heimatländern zu, wie zum Beispiel italienische Antipasti oder türkische Süßigkeiten.
Das Automuseum Wolfegg und das Hymer-Museum steuern historische Fahrzeuge bei und laden zu Spazierfahrten ein. Ein Café und einen Friseursalon stellt das elektrotechnische Museum in der Zehntscheuer aus. Besucher können sich sogar von einem türkischen Barbier im historischen Ambiente rasieren lassen. Die Vorallgäuer Oldtimerveteranen Wolfegg restaurieren historische Motoren und zeigen eine Holzsägeund spaltmaschine.
Auf der Bühne spielt das Posaunenquartett „Tromposi“, tanzt eine türkische Kindertanzgruppe und singt Schlagersänger „Hardy Bergen“Hits aus den 1960ern. Außerdem auf dem Programm stehen die geöffnete Museumsbrennerei, der „Museumsmauser“, Wissenswertes rund ums Weberhaus „Andrinet“mit Vorführungen am Webstuhl, Flachsen und Spinnen und Kurzführungen durchs Haus. Der Korbmacher, Wagner, Sensendengler, Museumsfischer und die Kräuterfrau zeigen ihre Gewerke und Künste.
Die Museumssaison geht vom 25. März bis 4. November. Geöffnet ist das Bauernhausmuseum von Mai bis September täglich von 10 bis 18 Uhr, im April und im Oktober täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr. Eine Übersicht über alle Veranstaltungen und Angebote findet sich unter: www.bauernhaus-museum.de