Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
DRK-Ortsverein braucht dringend 60 000 Euro mehr
Vorsitzender Bosch: Anforderungen steigen, aber Ausstattung lässt zu wünschen übrig
RAVENSBURG - „Die Anforderungen an uns steigen, aber die Ausstattung lässt zu wünschen übrig.“Ernste Töne hat Alfred Bosch, Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Ravensburg, mit 370 ehrenamtlichen Aktiven der mitgliederstärkste im Kreisverband des Roten Kreuzes, in der Hauptversammlung angeschlagen.
Laut Bosch ist der Ortsverein chronisch unterfinanziert. Er benötige dringend 50 000 bis 60 000 Euro pro Jahr mehr, um einigermaßen weiterarbeiten zu können, erhalte jedoch lediglich 1500 Euro freie öffentliche Zuschüsse von Stadt und Kreis. Auch die Unterbringung des Ortsvereins – den Ehrenamtlichen stehen lediglich zwei Kellerräume in der Rot-Kreuz-Zentrale an der Ulmer Straße zur Verfügung – kann Bosch zufolge keine Lösung auf Dauer bleiben. Irgendwann müsse das Bauthema energisch angegangen werden.
In der Versammlung legten Bosch, aber auch die Sprecher der verschiedenen Arbeitsbereiche des Ortsvereins (Bereitschaft Ravensburg mit 155 Aktiven, Arbeitskreis Blutspende, Bereitschaft Rettungshunde, Jugendrotkreuz, Tafelladen und Kleiderladen) eine eindrucksvolle Leistungsbilanz vor. Aber der Idealismus der durchweg ehrenamtlich tätigen Frauen und Männer wird nach den Worten des Vorsitzenden auf eine immer härtere Probe gestellt, weil die materielle Ausstattung schon lange nicht mehr dem aktuellen medizinischen Standard entspreche.
Krankenwagen sind museumsreif
Zwar verfüge der Ortsverein über eine Reihe von Fahrzeugen für den Zivilund Katastrophenschutz, aber diese seien bis zu 15 Jahre alt, die zwei Krankenwagen praktisch museumsreif. Einzige Ausnahme: Das Team von Paul Bundschuh, das den Ravensburger Tafelladen umtreibt – laut Bundschuh übrigens problemlos (10 000 Kunden pro Jahr, 50 täglich) – verfügt neuerdings über ein neues Fahrzeug, gesponsert von verschiedenen Geldinstituten. Es finde keine kontinuierliche Finanzierung und Beschaffung von Ersatzfahrzeugen statt, kritisierte Alfred Bosch Bund und Land. Die Politik habe den Zivil- und Katastrophenschutz aus den Augen verloren. Und die 1500 Euro freie Zuschüsse von Stadt und Kreis seien „zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig“, lautete das bittere Resümee des Vorsitzenden.
Auf allen Ebenen versuchen die Verantwortlichen des Ortsvereins, in Gesprächen eine Trendwende zu erreichen, berichtete Bosch. Ihm und anderen DRK-Leuten sitzt noch der Schock in den Knochen, als das Rote Kreuz auch in Ravensburg auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle dringend jede Menge Betten und anderes Material für die Grundausstattung einer Turnhalle auf der Burachhöhe benötigte, jedoch außer dem eigenen hierzulande keinerlei Material aufzutreiben war.
Nur Dank guter Kontakte zum Roten Kreuz in den USA und Kanada habe der Bedarf gedeckt werden können, erinnerte sich Bosch, der damals neun Monate lang die Leitung in der Halle innehatte.
Besser gewappnet sein
Der Vorsitzende bezog sich bei dem Problem auch auf Bemühungen der neuen DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeld, die in einem Interview mit der FAZ erst kürzlich von einem Konzept zum nationalen Krisenmanagement berichtet hat, das das Rote Kreuz und andere Hilfsorganisationen ergänzend zum Zivilverteidigungskonzept des Bundesinnenministeriums erarbeitet haben. Dabei geht es nicht nur darum, die materiellenVoraussetzungen für die Aufnahme vieler Flüchtlinge zu schaffen. Es gilt auch, für Naturkatastrophen, Epidemien, Cyberattacken auf Krankenhäuser, die Strom- und Wasserversorgung gewappnet zu sein. Zehn Materiallager sollen künftig in Deutschland Betten, Zelte und medizinische Produkte vorhalten. Das Material soll für insgesamt 50 000 Menschen ausreichen. Gesamtkosten: 109 Millionen Euro. Alfred Bosch begrüßte diese Pläne. „Mir liegt das Thema seit Jahren im Magen.“