Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Nikotin, Alkohol, psychoaktive Substanzen
Florian Suckel vom Referat Prävention informiert am AEG über die Risiken von Drogen
RAVENSBURG - „Was haben Sie bei Ihrer größten Razzia beschlagnahmt?“, will ein Schüler der neunten Klasse des Ravensburger Albert-EinsteinGymnasiums von Florian Suckel wissen. Der Kriminalhauptkomissar vom Referat Prävention des Polizeipräsidiums Konstanz überlegt kurz und antwortet dann ganz trocken: „Etwa vier Kilogramm Heroin.“Mit seinem Vortrag will Suckel die Schüler über die Risiken von illegalen, aber auch legalen Drogen aufklären. Die Schule agiere dabei als wichtiger Projektpartner, um junge Menschen mit diesem Thema zu erreichen.
Dass Drogen auch im Kreis Ravensburg ein Thema sind, scheint den Schülern bewusst zu sein, denn auf Suckels Frage nicken sie zustimmend. Suckel hat einige Beispiele mitgebracht, einen Zeitungsartikel über einen 17jährigen Wangener, bei dem 60 Cannabispflanzen und rund 5000 EcstasyTabletten gefunden wurden. Und einen weiteren Artikel mit der erschreckenden Erkenntnis, dass jeder fünfte Schüler Wasserpfeife raucht und die Gefahren dabei völlig unterschätzt.
Trügerischer Geschmack
Neulich hat jemand gesagt, da kommt nur Wasserdampf raus“, sagt Suckel. Weil der Rauch durch den Wasserfilter gekühlt wird, lässt er sich viel leichter und tiefer inhalieren als Zigarettenrauch – ist dadurch aber noch schädlicher. Trügerisch sei der oftmals süße und fruchtige Geschmack des aromatisierten Tabaks. „Das schmeckt auch noch gesund“, scherzt ein Schüler. „Das mit der Wasserpfeife hat mich überrascht. Ich dachte immer, die sind weniger schädlich als Zigaretten“, sagt eine Schülerin am Ende der Stunde. ANZEIGE
Ab 16 Jahren ist es erlaubt, in der Öffentlichkeit Bier, Sekt und Wein zu trinken – in geringem Maß sei dies auch in Ordnung, erklärt Suckel. Doch Alkoholmissbrauch hat nicht nur gesundheitliche Folgen. Werden Minderjährige stark alkoholisiert von der Polizei aufgegriffen, wird dies auch der Führerscheinstelle gemeldet. Dann müssen sie unter Umständen einige Jahre warten, bis sie ihren Führerschein machen dürfen. Schlimmstenfalls wird eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) angeordnet – besser bekannt als „Idiotentest“. Der kostet beim ersten Versuch bereits 600 bis 700 Euro. „Und den ersten Versuch bestehe fast keiner“, versichert Suckel.
Im Präventionsvortrag spricht Suckel aber nicht nur über legale Drogen. Er greift zum Beispiel die Diskussion um die Legalisierung von Cannabis auf. Ein großes Problem sei die unkontrollierbare Wirkungsweise. Während Alkohol linear mit etwa 0,1 Promille pro Stunde abgebaut wird, ist THC bis zu viereinhalb Wochen lang im Körper nachweisbar. „Die Droge würde schlussendlich mehr nachgefragt und auch mehr konsumiert werden“, ist sich Suckel sicher. Auch mehr Jugendliche würden mit der Droge in Kontakt kommen, denn „eine Altersgrenze interessiert im Zweifel niemanden“. Dabei sei THC vor allem für das Gehirn auf gar keinen Fall harmlos.
98 Todesfälle
Als besonders gefährlich schätzt Suckel sogenannte „Legal Highs“oder auch „neue psychoaktive Stoffe“ein, die als „Kräutermischungen“oder „Badesalze“verkauft wurden und synthetisches THC in teilweise extrem hoher Dosierung enthalten – sie führten 2016 in Deutschland zu 98 Todesfälle, 48 davon in Baden-Württemberg. „Zum Glück sind die inzwischen illegal“, sagt Suckel. Denn durch das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz sei es möglich gewesen, eine komplette Stoffgruppe zu verbieten.
Suckel warnt außerdem vor K.O.Tropfen. Zwar seien Vorfälle eher selten, dennoch seien die Tropfen, die zu stundenlangen Filmrissen führen, gerade bei großen Veranstaltungen immer wieder im Umlauf. „Passt gegenseitig auf eure Getränke auf“, rät Suckel deshalb. Wer bemerkt, dass Freunde bereits nach wenig Alkohol die Kontrolle verlieren und torkeln, sollte ebenfalls misstrauisch werden. Denn schlimmstenfalls werden die Tropfen verabreicht, um das hilflose Opfer sexuell zu missbrauchen. Wer den Verdacht hat, dass K.O.-Tropfen verabreicht wurden, sollte so schnell wie möglich einen Arzt hinzuziehen – denn nachweisbar ist die Droge nur für eine kurze Zeit.