Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Pauschale Verbote sind nicht sinnvoll“
RAVENSBURG - Früher oder später ist so gut wie jeder Jugendliche zumindest mit legalen Drogen wie Alkohol und Nikotin konfrontiert. Im Interview mit Alena Ehrlich erklärt Florian Suckel vom Referat Prävention des Polizeipräsidiums Konstanz, wie Eltern am besten mit diesem Thema umgehen können.
Herr Suckel, warum ist es notwendig, dass Schüler über Alkoholund Drogenmissbrauch aufgeklärt werden?
Die Zahlen des statistischen Landesamts zeigen, dass sowohl die alkohol-, als auch die drogenbedingten Krankenhausaufenthalte 2016 wieder leicht gestiegen sind, der Höhepunkt war jedoch 2009. Bei Jugendlichen ist insbesondere Alkoholmissbrauch und der Konsum von Cannabisprodukten immer wieder Thema. Wir wollen den Schülern die Informationen liefern, damit sie eigenverantwortlich entscheiden können, die Finger von illegalen Suchtmitteln zu lassen.
Was sind die Schwerpunkte?
Ein Thema ist die Sensibilisierung im Bereich Nikotinkonsum, die Altersgrenzen und die gesundheitlichen Folgen, auch von Shisha und E-Zigaretten. Es geht außerdem um die gesundheitlichen Risiken von Alkoholmissbrauch und darum, was passiert, wenn man alkoholisiert von der Polizei festgestellt wird und welche negativen Folgen Alkoholmissbrauch auf die Führerscheinmeldung haben kann. Ein weiterer Schwerpunkt ist der illegale Suchtmittelkonsum - zum Beispiel Cannabiskonsum, die negativen Auswirkungen von THC auf die Hirnentwicklung und die nicht kontrollierbare Wirkungsweise insbesondere bei Jugendlichen. Außerdem geht es um „Legal Highs“oder auch „neue psychoaktive Substanzen“, Ecstasy und Amphetamine, Crystal Meth und schlussendlich auch um K.O.-Tropfen. Die kommen zwar eher selten vor, sind aber gerade bei großen Veranstaltungen immer wieder Thema.
Welche Kernaussage wollen Sie den Jugendlichen vermitteln?
Die Schüler sollen durch die Informationen gestärkt werden und selbstverantwortlich entscheiden ob sie zu viel Alkohol oder illegale Suchtmittel konsumieren wollen. Im Wesentlichen geht es um die Normverdeutlichung und die Aufklärung über rechtliche und gesundheitliche Folgen.
Was können Eltern tun?
Im Rahmen unseres Präventionsprogramms bieten wir zu diesem Thema auch Informationsveranstaltungen für Eltern an. Sie sollten auf jeden Fall mit den Jugendlichen in Kontakt und im Gespräch bleiben. Pauschale Verbote, insbesondere von Alkohol, sind in der Regel nicht sinnvoll, weil die Jugendlichen dann heimlich und unkontrolliert trinken oder rauchen. Bei illegalen Suchtmitteln ist jedoch eine Null-Toleranz-Linie als Vorgabe der Eltern empfehlenswert. Sie sollten die Kinder auch auf gesundheitliche und rechtliche Folgen hinweisen. Wenn Alkoholmissbrauch häufiger vorkommt ist ebenfalls ein Einschreiten erforderlich. Die Suchtberatung Ravensburg bietet zum Beispiel das Projekt „Halt“an. Auch, wenn illegale Drogen im Spiel sind kann Hilfe von Außen in Anspruch genommen werden – zum Beispiel von der Suchtberatung, Caritas oder Diakonie.