Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Auszeichnung für lebendige Seen
Aktionsprogramm zur Sanierung oberschwäbischer Seen wird als vorbildlich gewürdigt
KREIS RAVENSBURG/WILHELMSDORF - Die oberschwäbischen Seen und Weiher werden gerne als „glitzernde Juwelen“der Region Bodensee-Oberschwaben bezeichnet. Jetzt haben sie die Auszeichnung „Lebendige Seen des Jahres 2018“erhalten.
Damit die Gewässer als Lebensund Erholungsräume erhalten bleiben, startete 1989 das Aktionsprogramm zur Sanierung oberschwäbischer Seen (SOS). Aus kleinen Anfängen mit zunächst 33 betreuten Gewässern entwickelte sich eine echte Erfolgsgeschichte. Mittlerweile sind 97 Seen und Weiher in Oberschwaben Teil des Programms. Weitere 16 Stillgewässer werden weiterhin wissenschaftlich überwacht.
In Würdigung der erfolgreichen Arbeit beim Seenschutz wurden die oberschwäbischen Seen bei einem Festakt in Wilhelmsdorf mit der Anerkennung „Lebendige Seen des Jahres 2018“ausgezeichnet. Die Ernennungsurkunde nahm stellvertretend für alle Mitglieder des Aktionsprogramms der Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser entgegen. Übergeben wurde die Auszeichnung von Udo Gattenlöhner. Er ist Geschäftsführer des in Radolfzell ansässigen Global Nature Fund und vertrat dabei auch das Netzwerk Lebendige Seen Deutschland. Der Global Nature Fund ist eine unabhängige, gemeinnützige Stiftung für Umwelt und Natur, die sich unter anderem dem Schutz von Gewässern und Feuchtgebieten auf die Fahnen geschrieben hat. Die Würdigung wurde jetzt zum achten Mal am Tag des Wassers verliehen. Diese Auszeichnung macht auf Seen und Feuchtgebiete aufmerksam, die als wertvolle Ökosysteme und einzigartige Naturschätze eingestuft sind. Errungenschaften zu deren Schutz werden herausgehoben und entsprechend gewürdigt.
In seiner Ansprache verwies Udo Gattenlöhner auf die herausragende ökologische Bedeutung der Seen und Weiher zwischen Bodensee, Donau und Iller. Hier liegt etwa die Hälfte der stehenden Wasserflächen in Baden-Württemberg. Es handelt sich dabei um natürliche Seen, von Menschen angelegte ablassbare Weiher sowie Wasserflächen in Folge des Torf- und Kiesabbaus. All diese Gewässer litten und leiden unter anderem unter ungesunden Einträgen von Pflanzennährstoffen oder Belastungen durch Abwässer sowie intensiver landwirtschaftlicher Nutzung angrenzender Flächen.
Die Artenvielfalt nimmt deshalb ab, Fischsterben wurde beklagt, Seen und Weiher wurden zu toten Gewässern. Um diesen Entwicklungen entgegen zu wirken wurde 1989 das „Aktionsprogramm zur Sanierung oberschwäbischer Seen“gestartet. Zunächst als Forschungsprojekt des baden-württembergischen Umweltministeriums für die Entwicklung von Konzepten von Sanierungsmaßnahmen begonnen, entwickelte sich daraus ein umfangreiches Programm, das erfolgreich zur Verbesserung der Wasserqualitäten beitrug. Seit 1995 ist der Landkreis Ravensburg für das Seenprogramm zuständig. Das Gesicht hinter dem Projekt ist Albrecht Trautmann, der sich seit Jahrzehnten intensiv für die Belange der Seenrettung einsetzt.
An spätere Generationen denken
„Der Erhalt der oberschwäbischen Seen für zukünftige Generationen ist für uns von großer Bedeutung“, versicherte Regierungspräsident Klaus Tappeser. Deshalb nehme er an diesem Tage gerne stellvertretend für alle engagierten Mitarbeiter diese Auszeichnung entgegen, auch wenn zeitgleich der Spatenstich für die Elektrifizierung der Südbahn über die Bühne ging. Dass das Land 85 Prozent der Kosten für die Projekte im Seenprogramm übernimmt sei ebenfalls ein Zeichen dafür, wie wichtig diese Aufgaben genommen werden. „Das ist gut angelegtes Geld“, ist Tappeser überzeugt. Wichtig sei für weitere Erfolge, dass wie bisher die Gemeinden, die Landwirtschaft und der Naturschutz die Aufgaben gemeinsam angehen und bewältigen. Die Auszeichnung betrachte er als Ansporn für alle Beteiligten, auch künftig in den Bemühungen nicht nachzulassen.
Eva Meschenmoser, Erste Landesbeamtin des Landkreises Ravensburg, stieß in dasselbe Horn. Sie wünscht sich, dass dieses wertvolle und unverzichtbare Programm fortgesetzt wird. „Wir sind verpflichtet, mit unseren Seen sorgsam umzugehen. Lassen Sie uns weitermachen in unseren Anstrengungen“, rief sie allen Beteiligten zu. Meschenmoser kündigte bei dieser Gelegenheit eine internationale Seenfachtagung an. Sie wird vom 22. bis 24. Oktober in Friedrichshafen stattfinden. Erwartet werden unter anderem Umweltminister Franz Untersteller, Teilnehmer aus ganz Deutschland, aber auch dem benachbarten Ausland. Diskutiert wird über verschiedenste Aspekte der nachhaltigen Nutzung und Sanierung von Seen.
Beim Festakt gab es noch einen sehr symbolischen Spatenstich für eine wichtige Sanierungsmaßnahme am Lengenweiler See in Wilhelmsdorf. Dort wird im April mit dem Bau einer Tiefenwasserableitung begonnen. Damit wird langfristig die Wasserqualität des Sees verbessert, hoffen die Fachleute. Das Projekt wurde von Niels Ulrich fachlich dargestellt. Er begleitet die Arbeiten. In den See wird an der tiefsten Stelle eine etwa 20 Zentimeter durchmessende Saugleitung verankert. Über diese läuft das in dieser Tiefe sauerstoffarme und nährstoffreiche Wasser in einen Entwässerungskanal. Damit soll erreicht werden, dass sauerstoffreiches Wasser Zug um Zug in die tieferen Schichten des Sees gelangt. Die Maßnahme wird deutlich über 120 000 Euro kosten und ist damit 36 Prozent teurer als veranschlagt. Regierungspräsident Klaus Tappeser sagte aber zu, dass auch die Mehrkosten mit den versprochenen 85 Prozent Landeszuschuss bedacht werden. Die Gemeinde Wilhelmsdorf muss für die Maßnahme 18 000 Euro Eigenmittel aufbringen.