Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Silber-Olympionik­e Ehrhoff hört auf

Kombiniere­r wollen nach Kircheisen-Abschied stärker in den Nachwuchs investiere­n

- Von Joachim Lindinger

KÖLN (dpa) - Eishockey-Star Christian Ehrhoff beendet einen Monat nach dem Gewinn von Olympia-Silber im südkoreani­schen Pyeongchan­g überrasche­nd seine glanzvolle Karriere. Das gab der 35-Jährige am Sonntag nach dem Viertelfin­al-Aus in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) mit den Kölner Haien bekannt. Der frühere NHL-Verteidige­r wird damit auch nicht mehr bei der Weltmeiste­rschaft in Dänemark vom 4. bis 20. Mai unter Bundestrai­ner Marco Sturm antreten.

SCHONACH - Phonzahl und Herzlichke­it waren Marke Schonach, Björn Kircheisen­s Abschied nach 17 Jahren Leistungss­port hatte Klasse. 22. ist der dienstälte­ste deutsche Nordische Kombiniere­r im letzten, dem 281. Weltcup-Wettbewerb seiner Karriere geworden, und jetzt feierten ihn seine Verlobte Saskia, Kollegen, Gegner und Publikum, wie man einen feiern muss, der vier Olympia- und zwölf WM-Medaillen gewonnen, außerdem 17 Weltcup-Siege solo und fünf im Team erreicht hat. Bundestrai­ner Hermann Weinbuch hielt sich nach inniger Umarmung im Hintergrun­d – und mit der Frage auf, was Björn Kircheisen­s Abschied denn nun bedeute für Deutschlan­ds Weltcup-Mannschaft. Seine Antwort, Teil eins: „Wir sind halt kleiner jetzt, die Gruppe.“

Teil zwei, erklärend, klang weniger lakonisch: „Vorher waren wir mit mehr Leuten unterwegs, haben wir mehr Masse gehabt in der Spitze. Das wird jetzt immer weniger.“Hermann Weinbuch ist lange genug dabei – gut zwei Jahrzehnte – und keiner, den Erfolge blenden. Der Winter ist außergewöh­nlich gewesen mit drei Olympiasie­gen in Pyeongchan­g, mit je einmal Silber und Bronze. Das weiß der 58-jährige. Er weiß auch, dass die Trainingss­teuerung, die Balance von Beund Entlastung, der Formaufbau optimal gepasst haben. „Es lief im Vorfeld nicht so rund, aber wir konnten dann richtig Schwung aufnehmen für Olympia. Und da haben die Jungs Großartige­s geleistet.“Fünf der acht Weltcup-Siege 2017/18 sind nacholympi­sche Folgen dieses olympische­n Schwungs. Eine Bilanz speziell der jüngsten fünf Wochen zum ...

... nicht darauf ausruhen. Hermann Weinbuch kennt die Fakten: Björn Kircheisen weg, in der Saisonhier­archie hinter den Südkorea-Fahrern Fabian Rießle (Dritter), Johannes Rydzek (Vierter), Eric Frenzel (Achter) und Vinzenz Geiger (Zwölfter) allein Manuel Faißt als 15. halbwegs oben positionie­rt. Und: „Es sieht auch nicht so aus, dass in den nächsten ein, zwei Jahren jetzt entscheide­nd so ein Supertalen­t daherkommt.“Konsequenz müssten Anstrengun­gen in B- und CMannschaf­t sein – „dass wir da was investiere­n“. Konkret heißt das? Mehr Geld für mehr Lehrgänge, „junges Personal“auch. „Da müssen wir frischen Wind reinbringe­n.“Der Name „Kircheisen“fällt; ein „eventuell“entlockt er Hermann Weinbuch. Samt Lächeln.

Auch Luis Lehnert kommt ins Spiel. Der ist 17, kombiniert für den WSV Oberaudorf, war bei seinem Weltcup-Debüt Mitte Dezember in Ramsau Fünfter, anderntags Zweiter von der Schanze. Wurde am Ende 42. und 40. Nicht „so ein Supertalen­t“, sehr wohl jedoch fest in Hermann Weinbuchs Blick: „Der hat von der Sprunganla­ge her so viel Potenzial, aber er muss noch viel trainieren, dass er im Laufen noch was herbringt.“

In reichlich Entfernung winkt Schonach dem Scheidende­n. Neunter war Björn Kircheisen in seiner Abschiedss­aison übrigens. In der reinen Weltcup-Laufwertun­g ...

Höhepunkt des Winters 2017/18 war für die deutschen Nordischen Kombiniere­r Olympia mit der ersten Team-Medaille seit 30 Jahren, dem Dreifachsi­eg von der Großschanz­e (Gold Rydzek, Silber Rießle, Bronze Frenzel) und Eric Frenzels Normalscha­nzen-Gold. Im Weltcup gab es acht Einzelsieg­e, sieben zweite und sieben dritte Ränge; sie verteilten sich so: Rießle 4-2-5, Rydzek 2-2-1, Frenzel 2-1-0, Geiger 0-2-0, Faißt 0-0-1. Im Nationencu­p wurde Deutschlan­d mit 4903 Punkten Zweiter hinter Norwegen (5033).

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FOTO: DPA Frischer Wind? Björn Kircheisen wäre als Trainer willkommen.

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