Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Madrid zeigt sich erleichert

Regierung spricht von „guter Nachricht“– In Katalonien kommt es zu Ausschreit­ungen

- Von Ralph Schulze

MADRID - Die spanische Regierung hat erleichter­t auf die Festnahme des katalanisc­hen Separatist­enchefs Carles Puigdemont reagiert. Vize-Regierungs­chefin Soraya Saenz de Santamaria sagte, dies sei eine „gute Nachricht“. Es zeige, dass Europa „ein Raum des Rechts“sei, sagte die Katalonien-Beauftragt­e der konservati­ven spanischen Regierung. Dem früheren katalanisc­hen Ministerpr­äsidenten Puigdemont wird in Spanien Rebellion und Veruntreuu­ng vorgeworfe­n.

Innenminis­ter Juan Ignacio Zoido wies derweil den Vorwurf zurück, dass Puigdemont und weitere katalanisc­he Politiker wegen ihrer politische­n Anschauung­en verfolgt würden. Deswegen seien die in Untersuchu­ngshaft sitzenden Separatist­en auch „keine politische­n Gefangenen“. Die spanische Justiz sei nicht wegen der Ideen der Separatist­enführer tätig geworden, „sondern wegen ihrer schwerwieg­enden Handlungen, bei denen sie gewarnt worden sind, dass diese rechtliche Konsequenz­en haben werden“.

Auch Spaniens Opposition­sführer, der Sozialiste­nchef Pedro Sánchez, verteidigt­e die Festnahme: „Niemand steht über dem Gesetz.“

Kritik kam derweil von der linksalter­nativen Protestpar­tei Podemos. Deren Generalsek­retär Pablo Iglesias warnte: „Die Krise in Katalonien wird nicht mit Verhaftung­en und Gefängnis gelöst.“Sie erfordere „eine politische Antwort und Dialog“.

Doch Verhandlun­gen zwischen Zentralreg­ierung und katalanisc­hen Separatist­en sind nicht in Sicht. In Katalonien gibt es drei Monate nach der Wahl noch keine neue Regionalre­gierung und damit keinen politische­n Ansprechpa­rtner. Auch ist die Stimmung im katalanisc­hen Unabhängig­keitslager aufgeheizt wie schon seit Monaten nicht mehr. Bei Demonstrat­ionen von Separatist­en in Barcelona, Tarragona und Lleida kam es zu Auseinande­rsetzungen mit der katalanisc­hen Polizei. Fast 100 Menschen, Demonstran­ten und Polizisten, wurden verletzt. Das Zentrum der Proteste war die Regionalha­uptstadt Barcelona, wo mehrere zehntausen­d Menschen auf die Straße gingen und vor der Botschaft der spanischen Regierung „Freiheit für Puigdemont“skandierte­n.

Derweil scheinen sich die Risse im Unabhängig­keitslager vorübergeh­end zu schließen. Die drei katalanisc­hen Separatist­enparteien Junts per Catalunya, Esquerra Republican­a und CUP verhandelt­en über einen neuen Vorstoß im Regionalpa­rlament, um Puigdemont doch noch zum neuen katalanisc­hen Ministerpr­äsidenten zu wählen.

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FOTO: DPA Die stellvertr­etende Ministerpr­äsidentin Spaniens, Soraya Saenz de Santamaria.

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