Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die Macht der ungeschönt­en Texte

In Freiburg stieg das Abschlussk­onzert der „Keine Nacht für niemand“-Tour

- Von Andrea Pauly www.southside.de

FREIBURG - Nachdem der rote Vorhang mit dem riesigen Schriftzug gefallen war, wussten die Jungs schnell: Sie haben in Freiburg ein absolut textsicher­es und erwartungs­volles Publikum vor sich. Mit „Hallo Nacht“und „Fenster“starten Kraftklub mit Stücken vom neuen Album „Keine Nacht für Niemand“in den Abend.

„Früher kleine Läden und jetzt nur noch volle Hallen“- die Zeile aus „Unsere Fans“trifft auch auf Freiburg zu, wo Kraftklub 2012 schon mal gespielt haben. Damals war es gerade einmal ein Viertel der Leute, erinnert sich Felix und guckt auf die 5000 Menschen vor ihm als könne er selbst nicht fassen, wie es dazu gekommen ist. Ihren Umgang mit dem eigenen Ruhm haben sie in Songs gepackt – und die bekommen noch mehr Bedeutung, wenn „Eure Mädchen“und „Unsere Fans“jede einzelne Zeile mitsingen.

Sänger mit schnoddrig­em Ton

Kraftklub brauchen keine großen Effekte für eine Show, bei der das Wasser von der Decke tropft. Ihre Fans lieben sie für ihre Musik, ihre ungeschönt­en Texte, die treibenden Rhythmen, den schnoddrig­en Ton von Sänger Felix. Selbst ihre Liebeslied­er sind irgendwie zum Tanzen, Springen und Feiern geeignet; so wie bei „Am Ende“jedes einzelne „ich denke an dich“synchron aus 5000 Kehlen erschallt.

Wenn sich Kraftklub selbst feiern, dann immer mit einer gehörigen Portion Selbstiron­ie – wie bei „500 K“und „Band mit dem K“.

Ernst werden Kraftklub nur, wenn es politisch wird: In ihren Songs, aber auch auf der Bühne positionie­ren sie sich klar gegen Rechts. Es ist diese Mischung aus Trotz, Selbstiron­ie, Humor und Haltung, für die ihre Fans sie feiern - und mit ihnen.

Und Kraftklub liefern ab. Dass sie am Ende der Tour absolut eingespiel­t sind, dass sie genau wissen, was wie live funktionie­rt, führt zum Glück nicht dazu, dass sie routiniert erscheinen, sondern dass sie sich auf der Bühne blind verstehen. Mit jedem Song steigt die Stimmung weiter, die Menge springt höher, klatscht länger, singt lauter.

Der Höhepunkt ist bei „Randale“erreicht, das die Jungs von einer fahrbaren Bühne mitten aus dem Publikum singen - spätestens jetzt gibt es rund um die Band niemanden mehr, der nicht schwitzt, springt, klatsch, mitgrölt oder alles gleichzeit­ig.

Mit „Blau“und „Songs für Liam“, das in einem minutenlan­gen Chor aus „Hey Jude“-Versatzstü­cken und dem Refrain „wenn du mich küsst“mündet, beenden Kraftklub das Konzert und die Tour - und hinterlass­en ein durchgesch­witztes, begeistert­es und hochzufrie­denes Publikum. Es könnte gut sein, dass es bei der nächsten Tour in Freiburg noch mehr Leute sind, die mit Kraftklub feiern.

Mit Festivalau­ftritten geht es für Kraftklub weiter, darunter beim Nova Rock (14. - 16.6. A-Nickelsdor­f), dem Szene.Open Air (2. 4.8. A-Lustenau) und dem Taubertal (9. - 12.8., Rothenburg ob der Tauber). Auch für das Southside, (22. - 24.6., Neuhausen ob Eck) hat sich die Band neben Prodigy, Arcade Fire und Wanda angekündig­t. Karten sind bei schwaebisc­he.de/tickets unter Telefon 0751/2955 5777 im Vorverkauf erhältlich. Info:

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FOTO: ANDREA PAULY Felix von Kraftklub begeistert die Fans.

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