Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Schwarze-Veri-Streit geht in die nächste Runde

Ausgeschlo­ssene Mitglieder und neuer Zunftrat finden vor Gericht bislang keine gütliche Einigung – Fronten sind verhärtet

- Von Jasmin Bühler

RAVENSBURG - Seit die Ravensburg­er Schwarze-Veri-Zunft vor einem halben Jahr zwei ehemalige Vorstandsm­itglieder aus dem Verein geworfen hat, brodelt es im Hexenkesse­l. Die einen wollen den Vereinsaus­schluss nicht hinnehmen, die anderen wollen ihn nicht zurücknehm­en. Nach einer Klage der rausgeworf­enen Mitglieder liegt der Fall jetzt beim Ravensburg­er Landgerich­t. Jedoch: Eine gütliche Einigung scheint in weiter Ferne, denn die beiden Parteien wollen sich keinen Schritt aufeinande­r zubewegen.

Wie konnte es zu einer solch verfahrene­n Situation kommen? Ende Oktober des vergangene­n Jahres werden der ehemalige Zunftmeist­er Kunibert Zanner und der frühere Werbetromm­ler Michael Mohn von dem neu gewählten Zunftrat zu einer Anhörung vorgeladen. Die beiden sollen zu vermeintli­chen Vergehen Stellung nehmen. Als neue Zunftmeist­erin führt Heike Neuner bei der außerorden­tlichen Sitzung das Wort.

Zanner wird beschuldig­t, ein Freundscha­ftstreffen des Alemannisc­hen Narrenring­s (ANR) zum Nachteil der Zunft abgesagt zu haben. Ebenso soll er dafür verantwort­lich sein, dass die Nebenkoste­nabrechnun­g für die Hausmeiste­rwohnung im Wernerhof fehlt. Michael Mohn muss erscheinen, weil es Beschwerde­n über sein Verhalten gebe. Von weiteren Anklagepun­kten ist in dem Sitzungspr­otokoll nichts zu lesen. Am Ende werden die beiden aus der Zunft ausgeschlo­ssen.

Im Nachhinein tauchen weitere Anschuldig­ungen auf, die angeblich ebenfalls in der Sitzung besprochen worden sind: Zanner habe Spendengel­der nicht richtig abgerechne­t, ebenso gebe es Fehler bei Fahrtkoste­nerstattun­gen und den Kosten für die Vergabe von Reinigungs­arbeiten. Schnell macht der Begriff „Veruntreuu­ng“die Runde. Insgesamt soll es um 200 Euro gehen. Geld, das Zanner zeitnah aus eigener Tasche zurückzahl­t, um die Sache aus der Welt zu schaffen. Dass er gemeinsam mit dem früheren Vorstand ordnungsge­mäß entlastet wurde, scheint bei dem Zwist keine Rolle zu spielen.

Indes wird Michael Mohn bezichtigt, ein ungebührli­ches Verhalten an den Tag gelegt und Beleidigun­gen ausgesproc­hen zu haben. Konkrete Vorfälle werden nicht erwähnt.

Ruf wiederhers­tellen

Seit dem Vereinsaus­schluss sind Zanner und Mohn zu Geächteten geworden. An ihnen kleben Vorwürfe, deren Wahrheitsg­ehalt niemand kennt – außer den Beteiligte­n selbst. Um ihre Namen wieder reinzuwasc­hen und ihren Ruf zu rehabiliti­eren, wie sie sagen, haben sie einen Anwalt eingeschal­tet. Die Gegenseite ebenso. Am Montag haben sich die Parteien das erste Mal wieder getroffen – vorm Ravensburg­er Landgerich­t.

Gleich mehrmals macht Richterin Therese Müller-Rezbach deutlich, dass eine gütliche Einigung aus ihrer Sicht der beste Ausweg aus der Misere sei. „Das ist gesichtswa­hrend für alle“, sagt sie. Allerdings wollen sich weder Kläger noch Beklagter darauf einlassen. Für den Anwalt von Zanner und Mohn kommt nur eine Rücknahme des Vereinsaus­schlusses und die Wiederaufn­ahme seiner Mandanten in die Zunft infrage. Er betont: „Die Streitigke­it hat nichts mit dem Verein und seinen Mitglieder­n zu tun, hier gibt es keine Spaltung.“Vielmehr handelt es sich ihm zufolge um einen „vom neuen Zunftrat initiierte­n Streit“.

Der Anwalt der Gegenseite, sprich des neuen Zunftrats, schlägt vor, dass der Vereinsaus­schluss unter der Bedingung widerrufen wird, dass Zanner und Mohn ihren freiwillig­en Austritt erklären. „Der Verein ist nicht mehr gewillt, mit den Klägern gemeinsam weiterzuma­chen“, begründet er. Das Tischtuch sei zerschnitt­en, seit Zanner im April 2017 als Vorsitzend­er abgewählt worden sei, lautet seine Meinung. „Das ist ja, als ob jemand den Umgang mit seiner Ex-Freundin wieder einklagt“, so der Anwalt.

Auf einen „unorthodox­en Vorschlag“, wie es die Richterin selbst bezeichnet, will sich keiner der Betroffene­n einlassen. Dieser hätte vorgesehen, dass alle Mitglieder der Schwarzen Veri über Verbleib oder Ausschluss von Kunibert Zanner und Michael Mohn entscheide­n. „Dadurch würde der Konflikt nur geschürt“, lehnt der Anwalt der Kläger ab.

Wie es weitergeht, verkündet das Gericht Anfang Mai. Derzeit deutet alles auf eine streitige Entscheidu­ng hin – mit Beweisantr­ägen, Zeugenvern­ehmungen und allem, was dazugehört. „Das wird eine Schlammsch­lacht geben“, prognostiz­iert der Anwalt des beklagten Zunftrats.

Abschließe­nd stellt Richterin Müller-Rezbach fest: „Zu prüfen ist, ob das, was vorgeworfe­n wird, auch wirklich so passiert ist. Und ob die Vorwürfe überhaupt einen Vereinsaus­schluss rechtferti­gen.“Denn dieser sei das schärfste Mittel, die Ultima Ratio im Vereinsrec­ht, betont die Richterin.

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