Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Nicht mehr die Paukschule von früher“
Spohn-Gymnasiasten von 1958 trafen sich zu ihrem 60. Abiturjubiläum
RAVENSBURG - Das 60. Jubiläum ihres Abiturs am Spohn-Gymnasium (1958) feierten dieser Tage 15 ehemalige Schüler, von denen die meisten aus beruflichen und persönlichen Gründen längst nicht mehr in ihrer Heimat leben und deshalb mit besonderer Freude am Festprogramm teilnahmen, das ihr Klassenkamerad Hans-Peter Gianmoena, ehemaliger Leiter des Versorgungsamtes, organisiert hatte.
Der Führung im Spohn-Gymnasium durch Rektorin Susanne Lutz folgte die Erkundung des Rathauses mit Oberbürgermeister Daniel Rapp sowie ein Besuch des Humpismuseums, in dem Christoph Stehle die Jubilare durch die aktuelle Ausstellung „Ravensburg im 30-jährigen Krieg“führte. „Es ist längst nicht mehr die Paukschule von früher“, sagte Spohn-Chefin Susanne Lutz zu ihren Gästen, die 1949 ans Spohn-Gymnasium gekommen waren und überwiegend gute Erinnerungen an ihre einstigen Lehrer hatten.
Obwohl sich das Gebäude derzeit als Großbaustelle präsentiert, konnte Lutz den Ehemaligen einige erhalten gebliebene Details aus ihrer Schulzeit zeigen. Dazu zählten alte Türfassungen, gekachelte Gangwände, erhaltene Terracotta-Böden und alte Fensterbänke ebenso wie der in ANZEIGE manchen Ecken über Jahrzehnte konservierte Geruch nach Reinigungsund Pflegemitteln. Mit Wohlwollen nahmen die Ehemaligen zur Kenntnis, dass die aktuelle Schülerzahl des Spohn-Gymnasiums ebenso erfreulich sei wie die Zusammenarbeit mit dem Welfen – und dem Albert-Einstein-Gymnasium.
Und ebenso erfreut waren sie über das beeindruckende Sanierungsprogramm der Stadt, das bereits seit 2013 läuft und voraussichtlich in zwei Jahren abgeschlossen sein wird. „Keinen Tag möchte ich wieder Schüler sein“, sagte Pfarrer in Rente Otto Schlichte dennoch, dankte aber auch einem seiner einstigen Mitschüler ausdrücklich. „Du bist eine meiner positivsten Erinnerungen an dieses Schulhaus, weil du mich abschreiben ließest“, flüsterte er ihm während des Vortrages der Spohn-Chefin zu, die es bedauerte, dass das Spohn-Gymnasium weder über eine große Aula noch über eine zeitgemäße Schülerbücherei verfüge.
„Sehr gute Debattenkultur“im Gemeinderat
Die Sitzordnung der Gemeinderäte im Großen Sitzungssaal, die Zahl und Zusammensetzung der Parteien, die gute Zusammenarbeit des Gemeinderates mit der Verwaltung samt einer „sehr guten Debattenkultur“erklärte OB Daniel Rapp den Jubilaren, zu denen auch sein Vater gehörte. Ravensburg könne nur verstehen, „wer auch Sinn für Geschichte habe“, meinte das Stadtoberhaupt und erzählte als begeisterter „Stadthistoriker“vom tragischen Schicksal seines Vorgängers Frik Holbain, der seinen Sohn wegen dessen Beziehung zu einem jüdischen Mädchen einst blenden musste. Das Seelhaus erinnert heute noch als Mahnmal an jene tragische Ravensburger Stadtgeschichte. Schließlich ließ OB Rapp die Spohnianer auch noch einen Blick in die „KarlWäschle-Gedächtnisstube“im Rathaus werfen.