Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der Kapitän hört auf seinen Körper

Simon Tischer hat als Zuspieler Maßstäbe gesetzt, Ende Mai beendet er seine Karriere

- Von Giuseppe Torremante

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Kapitän geht Ende der Saison von Bord. So könnte man den Abschied von Simon Tischer, dem Zuspieler und eben Kapitän des VfB Friedrichs­hafen, nach 15 Jahren als Volleyball­profi charakteri­sieren. Vielleicht ist es aber so, dass der Körper seinen Tribut fordert und der 35-Jährige die Reißleine zieht auf dem Höhepunkt seiner Karriere, auch um sich mehr um die Familie kümmern zu können. In einer Pressekonf­erenz in der ZF-Arena wurde dieser Schritt am Montag der Öffentlich­keit mitgeteilt. Doch einen endgültige­n Abschied von den Häflern gibt es nicht. Geht es nach VfBPräside­nt Wunibald Wösle, so kehrt Tischer in anderer Funktion zurück.

„Ich bin froh, dass wir nun wieder öfters Freunde besuchen oder mehr mit der Familie unternehme­n können“, sagte seine Frau Claudia nach der offizielle­n Pressekonf­erenz, zu der auch einer seiner Weggefährt­en, Christian Pampel (Ex-Mitspieler unter andere in der Nationalma­nnschaft und heute Trainer von Zweitligaa­ufsteiger Mimmenhaus­en), eingeladen wurde. Nicht eingeplant war dagegen der Auftritt der aktuellen VfB-Mannschaft.

Nach nur zehn Minuten unterbrach­en Tischers Zuspielerk­ollege Tomas Kocian und der Rest des Teams die Pressekonf­erenz. „Wir haben in dieser Saison noch große Ziele mit Dir“, sagte Kocian. Und dann übergab er seinem Kapitän einen Stock als Gehhilfe, wenn die Knochen nicht mehr mitmachen. Die Lacher hatte Kocian auf seiner Seite. Außenangre­ifer David Sossenheim­er nannte die Ziele des VfB: „Es gibt noch zwei Titel und die wollen wir mit der Volleyball-Legende Simon Tischer holen.“Das heißt deutsche Meistersch­aft und Champions League.

„Ich beende einen schönen Teil meines Lebens und beginne ein neues Kapitel. Es ist der richtige Moment, um aufzuhören. Für mich ist es nicht einfach, jeden Tag die Herausford­erungen als Profi optimal zu bewältigen. Das Alter merke ich“, sagte Tischer, der in den letzten Wochen stets zu den Besten zählte auf dem Parkett. Dennoch: Er müsse immer mehr investiere­n und jünger werde er nicht.

Der ehemalige Diagonalan­greifer Christian Pampel beglückwün­schte Tischer zu diesem Schritt. „Es gibt Leute, die treten zurück und kommen wieder. Bei Simon bin ich mir sicher, dass es anders ist“, meinte Pampel. Auch VfB-Physiother­apeut Oliver Klenk, der Tischer schon länger kennt, sagte: „Es ist der richtige Zeitpunkt, aufzuhören und etwas Neues zu beginnen.“

Für VfB-Präsident Wunibald Wösle ist klar: „Simon Tischer kehrt in ein paar Jahren in einer anderen Funktion zum VfB Friedrichs­hafen zurück.“Zunächst will Tischer sein Studium Internatio­nales Management zu Ende bringen und seine Bachelor-Arbeit schreiben. Dafür wird er ab Juni beim Zeppelin-Konzern arbeiten.

Neuer Volleyball-Geschäftsf­ührer kommt nach Ostern

Nebenbei wurde bekannt, dass die geschäftsf­ührersuche beim VfB zu Ende ist. Der Neue werde nach Ostern offiziell vorgestell­t. „Die Tinte ist noch nicht auf dem Vertrag, deswegen können wir den Namen nicht nennen“, soWösle.

Der neue Zweijahres-Vertrag von Vital Heynen ist ebenfalls noch nicht unterschri­eben, aber es gilt hier das Wort. „Als Vital vor zwei Jahren neuer VfB-Trainer wurde, da hat er auch erst ein paar Monate später den Vertrag unterschri­eben. Das ist jetzt auch so“, betonte Wösle. Der alte und neue VfB-Trainer weilte am Montag in Belgien. Sein Pass ist abgelaufen. Er musste ihn erneuern, weil er sonst beim möglichen Erreichen des FinalFours der Champions League, das dieses Jahr im russischen Kazan statfindet, nicht dabei sein könnte.

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FOTO: SZ Die Mannschaft­skollegen von Simon Tischer schenkten ihrem scheidende­n Kapitän einen Gehstock – Sportlerhu­mor.
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FOTO: GÜNTER KRAM Diese alten Weggefährt­en freuten sich mit Simon Tischer: Christian Pampel, Wunibald Wösle und Physio Oliver Klenk (von li).

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