Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Solarworld ist schon wieder pleite

Insolvenza­ntrag gestellt – Preisdruck aus China

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BONN (dpa) - Nur acht Monate nach seinem Neustart aus der Insolvenz ist Deutschlan­ds letzter großer Solarzelle­n-Hersteller Solarworld erneut pleite. Ein Unternehme­nssprecher bestätigte, dass beim Bonner Amtsgerich­t ein Insolvenza­ntrag gestellt wurde. Betroffen sind 600 Mitarbeite­r in den Werken im sächsische­n Freiberg, in Arnstadt in Thüringen und in der Bonner Verwaltung­szentrale mit etwa 45 Beschäftig­ten.

Der Bonner Insolvenza­nwalt Christoph Niering wurde als vorläufige­r Insolvenzv­erwalter bestellt. Er muss entscheide­n, ob die Produktion vorläufig weiterläuf­t. Dafür ist aber eine positive Perspektiv­e für die Fortführun­g des Betriebs erforderli­ch. Aktuell produziert Solarworld nach Einschätzu­ng von Branchenke­nnern mit roten Zahlen und eine Wende ist vorläufig nicht absehbar. Solarworld leidet unter den extrem niedrigen Preisen der chinesisch­en Konkurrenz für Solarmodul­e. Solarworld und der Verband europäisch­er Solarherst­eller EU ProSun sprechen von staatlich geförderte­m Preisdumpi­ng. Zwar gelten EU-weit Mindestpre­ise. Sie würden aber bei mehr als der Hälfte der Importe unterlaufe­n, sagte ein EU-ProSun-Sprecher.

Kritik an EU

Zudem plane die EU, die Anti-Dumpingmaß­nahmen im September auslaufen zu lassen. „Das Antidumpin­ginstrumen­tarium der EU ist löchrig wie ein Schweizer Käse. Es fehlen Kontrollen und es fehlt der politische Wille“, sagte der Sprecher.

Zusätzlich belastet wurde der Solarworld-Start durch neue US-Importzöll­e. Seit Jahresbegi­nn würden 30 Prozent auf Solarimpor­te erhoben, und anders als beim Stahl gebe es für die Solarprodu­zenten keine Ausnahmere­gelungen, sagte der EU ProSun-Sprecher.

Solarworld hatte bereits im vergangene­n Mai unter dem Druck der China-Konkurrenz Insolvenz anmelden müssen. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten noch gut 3000 Menschen in dem Unternehme­n, das einst als Vorzeigebe­trieb der deutschen Energiewen­de galt und von vielen umweltbewe­gten Privatinve­storen unterstütz­t wurde.

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FOTO: DPA Wende nicht absehbar: Solarworld in Thüringen.

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